Tanz mit mir - Roman
wollte ich ohnehin die Kinder zu meiner Mutter bringen. Sie hat versprochen, herzukommen und stattdessen dann eben hier auf die vier aufzupassen, wenn es euch recht ist? Für sie ist es viel näher, ihr braucht keinen Wirbel zu veranstalten, und wir nehmen einfach unsere zwei auf dem Heimweg wieder mit. Greg holt gerade meine Mutter ab.«
»Das ist wirklich sehr lieb von ihr«, erwiderte Katie. Jo hatte ihre göttlichen Hausfrauengene direkt von ihrer Mutter Dorothy geerbt. Sie war jene weißhaarige, Schokolade schenkende Oma, die Hannah nicht hatte. Katie war sich nicht sicher, ob Jo überhaupt wusste, wie glücklich sie sich schätzen konnte.
»Dir macht es nichts aus, dass Mrs. Sanderson zum Babysitten herkommt, oder? Vielleicht zeigst du ihr gleich, wie toll du schon lesen kannst?«, fragte Katie Hannah in der Hoffnung, ihr eine freundliche Reaktion entlocken zu können.
Hannah ignorierte sie jedoch – die neueste Fähigkeit, die sie sich von den Erwachsenen abgeguckt hatte. »Wo gehst du hin, Daddy?« Sie lehnte an Jos Beinen und sah Ross mit ihren klaren blauen Augen liebevoll an.
»Zum Tanzen!«, antwortete Ross fröhlich. »Dann kann ich dir morgen wieder ein paar neue Schritte zeigen.«
»Oh! Das wird bestimmt ganz toll!«, erklärte Jo und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu kitzeln und abzulenken. Doch Hannah sah alles andere als überzeugt aus, und Katie bemerkte zu ihrem großen Kummer, dass sie zum ersten Mal seit Monaten wieder den Daumen in den Mund steckte.
Als sich Jack erneut in Ross’ Armen bewegte, ergriff Katie die Chance, nahm ihn Ross ab und brachte ihn hinauf ins Bett.
»Hast du noch Zeit für einen Kaffee?«, hörte sie Ross nach einigen
Sekunden fragen, in denen er wahrscheinlich die Augen verdreht hatte. Doch Katie vergrub ihre Nase in Jacks Haar und konzentrierte sich ausnahmsweise einmal auf ihr Baby.
Als sie ankamen, war es in der Halle relativ kühl, als sei die Wärme von den gusseisernen Heizkörpern direkt hoch in die Dachbalken gestiegen. Katie hatte ein wenig Angst vor dem, was ihr bevorstand, freute sich aber gleichzeitig auch darüber, ausnahmsweise einmal woanders sein zu können.
Sie kamen als Letzte, und gemessen an der Art, wie sich alle Köpfe zu ihnen umdrehten, war schnell klar, dass alle beim Anblick von Greg und Jo dachten: Ah, neue Kursteilnehmer.
Angelica stand neben Lauren und ihrem Verlobten. So, wie sie immer wieder auf die Füße deuteten, schienen sie sich über irgendetwas im Zusammenhang mit Schuhen zu unterhalten. Lauren trug hohe weiße Satinschuhe im Stil Ludwigs XV. Offenbar waren dies ihre Brautschuhe.
Jo stupste Katie an. »Ist das die Tanzlehrerin?«
»Ja«, flüsterte Katie. »Ruhm und Erfolg gibt es nicht umsonst, und genau hier zahlst du dafür. Du erntest jede Menge sarkastische Bemerkungen über deine Haltung.«
»So!« Angelica klatschte in die Hände und lenkte damit alle Aufmerksamkeit auf sich. »Du meine Güte, ich war letzte Woche wohl nicht gemein genug – alle sind zur zweiten Unterrichtsstunde wiedergekehrt! Und ich freue mich, dass Sie mir zugehört und sich alle schick gemacht haben! Na ja, jedenfalls fast alle.«
Katie ließ ihren Blick über die Gruppe schweifen und bedauerte es sofort zutiefst, sich nicht umgezogen zu haben. Nachdem sie Jack ins Bett gebracht hatte, war einfach nicht mehr genügend Zeit zum Umziehen gewesen. Es stimmte: Alle hatten sich außerordentlich schick angezogen. Lauren trug ein rosafarbenes Ballkleid, ein Überbleibsel des Sommers, darüber eine dicke Strickjacke. Ihre Mum hatte sich
eine mit Federn besetzte Spange in ihr dunkles, kurzes Haar geklemmt und ihren schlichten roten Rock mit einem diamantbesetzten schwarzen Oberteil aufgepeppt. Sogar Chris und Frank trugen Hemden in leuchtenden Farben. Was das andere ältere Pärchen betraf, so hatte Peggy das karamellfarbene Twinset gegen eines ausgetauscht, das über und über mit Pailletten besetzt war. Baxter hatte ein blaues Seidentüchlein in die Brusttasche seines Blazers gesteckt. Trina war in einen weiten, schräg geschnittenen Rock gekleidet, der sie wie einen in Geschenkpapier eingewickelten Kegel aussehen ließ, während Chloe das ganz große Programm aufgefahren hatte: Sie trug sogar schwarze Netzstrümpfe und hatte sich eine Seidenblume in ihre blonden Locken gesteckt.
»Und ein neues Pärchen!«, strahlte Angelica. »Herzlich willkommen!«
Jo und Greg zogen alle Aufmerksamkeit auf sich. Chloe und Trina verschlangen Greg
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