Tanz mit mir - Roman
vor Peter zu widersprechen.
Dieser nahm die Brille ab und säuberte sie vorsichtig. »Gut«, erklärte er, und Katie hatte das Gefühl, dass er seine Worte sehr sorgsam wählte. »Gut.«
11
In Chestnut Grove auf der anderen Flussseite hatte Lauren beabsichtigt, ein leckeres Gericht zu kochen, um mit dem Essen für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen; sie hatte sich nämlich vorgenommen, ihre neuesten Ideen für eine Hochzeit im Aschenputtel-Stil zur Sprache zu bringen. Doch ihr Plan schlug schneller fehl, als sich die Packung mit Schokoladenkeksen leerte, die zwischen ihren Eltern auf dem Couchtisch lag. Ihr Vater tat so, als würde er die Kekse verschmähen, doch war er dabei genauso wenig überzeugend wie bei seiner angeblichen Vorfreude auf ihren Hackfleischauflauf. Lauren war nämlich keine besonders gute Köchin, doch seit sie wieder zu Hause eingezogen war, hatte immer nur ihre Mutter gekocht; da hatte sie was wiedergutzumachen.
Außerdem war der Auflauf Chris’ Lieblingsessen. Lauren freute sich schon darauf, ihn zu sehen und ihm von Irenes Idee zu erzählen, eine Art Video-Gästebuch anzulegen. Vielmehr hatte sie sich gefreut, ihn um sechs Uhr zu sehen. Jetzt war es fast zehn nach sieben. Lauren warf einen Blick auf die Uhr. Genau genommen war es sogar schon Viertel nach sieben.
Er hatte eigentlich anrufen sollen, falls er sich verspäten würde. Lauren runzelte die Stirn. Als sie noch zusammengewohnt hatten, hatte er sie jedes Mal angerufen, wenn er später kam. Zwar machte es Lauren nichts aus, wieder bei ihren Eltern zu wohnen, doch allmählich bekam sie das Gefühl, wieder sechzehn Jahre alt zu sein – kurz anrufen, wenn sie
das Mittagessen verpassen würde, ihr Zimmer aufräumen -, während Chris offenbar sein Leben als Single wiederentdeckt hatte – ohne sie. Es schien ihr irgendwie nicht besonders fair zu sein.
»Wann wollte Chris denn anrufen?«, fragte Bridget so feinfühlig wie möglich. »Ich glaube nicht, dass der Hackfleischauflauf noch länger im Ofen bleiben kann. Er sieht schon ein wenig … vertrocknet aus.«
»Wie ich«, erklärte Frank und hielt Lauren seine leere Tasse hin. »Liebes, schenkst du mir noch ein wenig Tee ein, um diese krachenden Hüften zu retten?«
»Die krachen doch gar nicht«, antwortete Lauren lachend. »Sie sahen sogar noch ziemlich gelenkig aus, als du kürzlich mit Angelica getanzt hast.«
»Diese Frau könnte selbst noch ein Schaukelpferd umherschwenken«, seufzte Frank, streckte die langen Beine aus und wandte sich wieder dem neuen Camcorder zu, der auf seinem Knie ruhte. »Bei guten Tanzpartnern ist das so: Sie bringen einen dazu, besser zu tanzen, als man es je für möglich gehalten hätte. Obwohl Angelica gegen deine Mutter natürlich keine Chance hat«, fügte er hinzu und warf Bridget einen liebevollen Blick zu.
Bridget ließ sich nicht beeindrucken. »Wenn du denkst, dass dir dieses Lob ein zusätzliches Stück Auflauf einbringt, kann ich nur sagen: Weit gefehlt!«
»Ich weiß aber, womit es klappen könnte!«, erwiderte Frank und machte mit seinen Füßen ein paar Tanzbewegungen, die offensichtlich nur Bridget verstehen konnte, da sie daraufhin in Gekicher ausbrach.
»Stopp! Sofort aufhören! Ich will gar nicht erst wissen, was das zu bedeuten hat!« Lauren hielt sich die Ohren zu.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sich ihre Eltern vor ihrem Auszug jemals wie Turteltäubchen verhalten hatten. Hatten sie sich etwa im Zaum gehalten, während sie
hier noch gewohnt hatte? Oder hatten Dads Pensionierung und der Tanzkurs dazu geführt, dass die beiden gerade eine Art zweiten Frühling durchmachten? Oder lag es einfach nur daran, dass sie für diese Dinge bei anderen Leuten momentan einfach hypersensibel war, weil sie und Chris ihr gesamtes Liebesleben auf zwei Mal dreißig Minuten pro Woche verkürzen mussten?
Jedenfalls war es schön, dass sie sich nach einer Million Jahre des Zusammenlebens immer noch so gut verstanden, aber dennoch, sie waren ihre Eltern …
»Ich weiß nicht, wo er bleibt«, antwortete Lauren und versuchte, das Bild zu vergessen, das sie vor Augen hatte. »Ich weiß, dass er nicht mit seiner Mutter zu Abend isst, da sie heute ihren Italienischkurs besucht. Aber er geht auch nicht ans Handy.«
»Na ja, ich bin ziemlich hungrig, Laurie …«
»Also dann, lasst uns essen.« Lauren erhob sich und vertrieb damit unwissentlich Mittens, den Kater, von seinem Platz auf dem Stuhl, wo er seit zehn Minuten friedlich
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