Tanz mit mir - Roman
geschlafen hatte. Bridget beobachtete, wie er zur Heizung hinüberschlich, sich davor niederließ und traurig seine Pfoten leckte.
Lauren blieb an der Tür stehen. »Es ist eine Sache, dass sich Chris um kaum etwas kümmert, was mit der Hochzeit zu tun hat«, fuhr sie melodramatisch fort. »Aber er würde gut daran tun, diese Woche zum Tanzkurs zu kommen – andernfalls ist er tot. Mausetot.« Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stampfte in die Küche.
Bridget warf Frank einen Blick zu, der mit einem Schulterzucken ein »Frag mich nicht« andeutete, um dann den Camcorder auf Mittens zu richten und dessen wedelnden Schwanz heranzuzoomen.
»Wow!«, rief er begeistert und lehnte sich zurück. »Das Gerät ist unglaublich, Liebes! Du kannst Staubkörner sehen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind!«
»Bei dem Preis sollte er das auch«, erwiderte Bridget. Als sie nach Hause gekommen war, hatte sie Frank mit der neuen Kamera angetroffen, die er spontan für die Hochzeit gekauft hatte. Sie sei im Angebot gewesen, hatte er erklärt, und wenn er beizeiten mit dem Üben anfinge, könne man sich das Geld für einen teuren Kameramann sparen, den Irene unbedingt engagieren wollte. Außerdem – er schien Wort für Wort zu wiederholen, was ihm im Geschäft erzählt worden war – könnten sie den Camcorder auch mit in Urlaub nehmen. Deshalb sei die Kamera ein absolutes Schnäppchen gewesen; mit dem ausgegebenen Geld habe er in Wirklichkeit sogar noch Geld gespart. Abgesehen davon könnte es ein neues Hobby werden, da er ja nun mehr Zeit zur Verfügung habe.
Bridgets Nerven flatterten kurz, als sich vor ihrem inneren Auge die Ausgaben um weitere tausend Pfund erhöhten. Sie war es einfach nicht gewohnt, so viel Geld auszugeben – und noch weniger, alles über Kreditkarte laufen zu lassen.
Beruhige dich, ermahnte sie sich. Der Betrag wird nicht höher. Es wird alles gedeckt sein, wenn die Dauer der Null-Prozent-Finanzierung abgelaufen ist – und genau dann kannst du die heimlichen Ersparnisse einlösen und alles abbezahlen. Es würde perfekt passen. Alles würde wieder gut werden.
Wenn Bridgets Mutter ihr einen guten Rat gegeben hatte, so war es der Hinweis, dass die Ehemänner niemals einen Zwanziger hier oder da vermissen würden. Und dass eines Tages der Moment kommen würde, in dem sie für diese Zwanziger dankbar wären. Über die Jahre hinweg hatte Bridget sie daher wie ein Eichhörnchen gehortet und auf ein geheimes Notfallkonto eingezahlt. Dank Laurens ausgefallener Ideen war dieser Notfall nun eingetreten.
Bridget rief sich wieder in Erinnerung, dass es ihr im Grunde nichts ausmachte, für Laurens Hochzeit tief in die Tasche zu greifen. Es war Laurens innigster Herzenswunsch, und wenn man bedachte, welche Sorgen andere Kinder ihren
Eltern bereiteten mit Entzugskliniken, ungewollten Schwangerschaften, Studiengebühren …
Frank richtete die Kamera auf sie. »Willst du nicht nach Lauren sehen und fragen, was los ist?«, fragte er. »Übrigens, da wachsen Haare aus deiner -«
»Noch ein Wort, und du solltest besser auf deine Haare achtgeben!«, warnte Bridget und verließ das Zimmer, bevor Frank herausgefunden hatte, wie er die Kamera ausstellen konnte.
Lauren saß in der Küche, und ihre Blicke durchbohrten beinahe ihr Handy. Als Bridget die Küche betrat, versuchte sie schnell, wie gewohnt zu lächeln. Doch Bridget kannte dieses Lächeln, war allerdings gerührt, dass Lauren sich die Mühe machte, vor ihrer Mutter ihre Verärgerung zu verbergen.
»Was ist los, Liebes?«, fragte sie besorgt, als Lauren sich eine Diätcola aus dem Kühlschrank holte. »Ist etwas in der Praxis passiert? Hast du dich wieder mit Kathleen gestritten?«
»Nein.«
»Was dann? Du bist doch nicht du selbst heute.« Bridget strich Lauren zärtlich über den Arm. »Deiner Mutter kannst du’s doch sagen.«
Lauren biss sich auf die Lippe, und Bridget bekam Herzklopfen, als sie sah, dass sie auf einmal wieder das kleine, enttäuschte Mädchen vor sich hatte. »Es ist einfach nur dieses Tanzen . Irene hat mich heute angerufen und wollte mit mir über die Musik für unseren ersten Walzer sprechen und ob wir dafür einen Scheinwerfer brauchen. Aber ich befürchte nur … dass wir dafür niemals gut genug sein werden!«
Ach so, wenn das alles ist, dachte Bridget erleichtert und lächelte.
»Das wird schon«, beschwichtigte sie ihre Tochter. »Es dauert ein wenig, bis man sich daran gewöhnt hat, mit jemandem zu tanzen. Chris
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