Tanz mit mir - Roman
hatte. »Komm schon, Ross. Wenn du schon persönlich werden willst, solltest du wenigstens den Mumm haben, es mir direkt ins Gesicht zu sagen, anstatt irgendetwas in den Bart zu murmeln, wie du es immer machst.«
Ross zuckte mit den Schultern. »Genau das machst du gerade. Du biegst dir die Dinge so hin, wie du sie haben willst, damit du besser dastehst. Ich habe keine Ahnung, warum du dich nicht einfach mal entspannen kannst, anstatt es immer wieder von anderen abhängig zu machen, ob du glücklich bist oder nicht. Das ist doch total verrückt! Und obendrein ist es mir gegenüber eine Beleidigung. Du bist geradezu besessen davon, was andere Leute denken, aber dich interessiert es nicht die Bohne, wie ich mich fühle.« Er strich sich mit der Hand das Haar aus der Stirn.
Er hat immer noch so volles Haar wie früher, dachte Katie. Aber könnte er es nicht öfter waschen?
»Können Sie mir ein Beispiel geben, Ross?«, bat Peter.
»Ja. Andauernd ist sie damit einverstanden, Überstunden zu machen, um ihren Chef zu beeindrucken. Aber sie ist nicht einmal bereit, über eine gleitende Arbeitszeit auch nur nachzudenken, um ein bisschen mehr Zeit mit den Kindern
verbringen zu können. Und vielleicht mir ein wenig Zeit für mich selbst zu ermöglichen.«
»Das ist so unfair von dir und stimmt auch nicht!«, fauchte Katie. »Mir bleibt keine andere Wahl! Wenn ich das Büro pünktlich verlasse, bekomme ich mehr Probleme, als du dir vorstellen kannst, weil ich eine Frau mit Familie bin. Und wenn ich spät nach Hause komme, bekomme ich Ärger mit dir! Für dich ist es schön einfach, ›komm früh nach Hause‹ zu sagen. Schließlich bist du derjenige, der den ganzen Tag zu Hause herumhängt und faulenzt, während ich -«
»Ich faulenze?«, Ross klappte die Kinnlade herunter. »Ich faulenze? Ich kümmere mich um unsere Kinder!«
Katie merkte, dass sie zu weit gegangen war. »Das habe ich so nicht gemeint«, erklärte sie schnell und sah zu Peter hinüber. »Ich wollte nicht sagen, dass es keine Arbeit ist, sich um die Kinder zu kümmern. Ich meinte, dass die Wäsche nie gemacht wird, die Küche immer schmutzig ist …« Sie sammelte ihre Gedanken und bemühte sich, sie so fair wie möglich in Worte zu fassen. »Was ich sagen wollte: Er musste sich nie mit der Art Büropolitik befassen wie ich. Wenn ich zu Hause bei den Kindern sein könnte, während er aus dem Haus geht und für das tägliche Brot sorgt, würde ich es machen. Sofort. Aber ich kann nicht.«
»Jawohl, und schon dreht sich alles wieder nur um dich«, murmelte Ross.
»Katie, gerade eben haben Sie mir aber noch erzählt, dass Sie Ross wegen seines Jobs im Designbereich äußerst attraktiv fanden, als Sie sich kennengelernt haben.« Peter lächelte freundlich. »Ihnen gefiel es sogar so gut, dass Sie die Beziehung mit einem anderen Mann beendeten, der einen ähnlichen Job wie Sie hatte. So war es doch, oder?«
»Stimmt«, gab Katie zu. »Aber damals hat Ross noch gearbeitet und war kreativ. Ich fand seine Kreativität toll. Aber jetzt -«
Ross unterbrach sie mit einem verbitterten Gesichtsausdruck. »Oh, tut mir leid, dass ich mit der Kindererziehung so sehr beschäftigt bin, dass ich keine Zeit mehr habe, Photoshop aufzurufen. Ich egoistischer Mistkerl.«
» Ross … «, protestierte Katie.
Bevor der Streit eskalieren konnte, ging Peter dazwischen. »Katie, Ross – ich finde wirklich, dass heute eine Menge positiver Dinge zutage getreten sind«, erklärte er. »Sie mögen sie vielleicht im Moment noch nicht sehen, aber ich möchte, dass Sie darüber nachdenken, worüber wir gerade gesprochen haben. Sie sollen dann versuchen, sich offen und ehrlich über einige Dinge zu unterhalten, die wir eben angeschnitten haben. Es ist gut, dass Sie einem Teil Ihrer Gefühle heute Luft gemacht haben.« Er starrte sie über den Brillenrand hinweg an. »Ich habe das Gefühl, dass diese Themen zum ersten Mal überhaupt angesprochen wurden. Liege ich damit richtig?«
Katie nickte.
»Es geht nicht darum, was die Leute denken«, fuhr Peter fort. »Sie allein sind Teil dieser Ehe, niemand sonst. Ach, jetzt hätte ich fast vergessen, Sie danach zu fragen!« Peter schlug sich die Hand vor die Stirn. »Was macht Ihr Hobby? Was machen Sie zusammen?«
»Wir haben einen Tanzkurs begonnen«, antwortete Ross.
»Und?« Peter schaute sie hoffnungsvoll an.
»Es klappt ganz gut«, erwiderte Ross. »Bis jetzt.«
Katie starrte ihn an, doch sie konnte sich nicht dazu aufraffen, ihm
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