Tanz, Pueppchen, Tanz
Imprägnierungen zur Verfügung zu stellen, die er angeblich gründen wollte, und behauptet, der Ertrag dieser Investition würde die Arztrechnungen meiner Mutter mehr als decken. Meine Mutter musste sich damals einer Chemotherapie unterziehen, sodass mein Vater wahrscheinlich nicht so klug und vorsichtig war, wie er es normalerweise gewesen wäre.«
»Wie viel hat er verloren?«
»So ziemlich alles. Mehr als einhunderttausend Dollar.«
»Die gleiche Summe, die du in deinem Schließfach hast«, stellt Amanda fest und stellt sich die ordentlichen Stapel von Hundert-Dollar-Scheinen vor.
»Das war so ziemlich der letzte Nagel im Sarg unserer Ehe«, fährt Gwen Price fort. Sie hat die Hände vor der Brust verschränkt und kaut wütend auf ihrer Unterlippe herum, ohne Amandas Einwurf zu beachten. »Er hatte mich natürlich schon jahrelang betrogen. Er wurde immer dreister. Später habe ich erfahren, dass er nebenbei immer mindestens zwei andere Frauen hatte und dass es ihm offenbar irgendeine perverse Befriedigung bereitet hat, mich an Orte auszuführen, wo wir alle vier aufeinander trafen. Er hatte sogar eine Affäre mit einer emotional gestörten jungen Frau aus unserem Mietshaus. Ihre panischen Anrufe mitten in der Nacht haben mich letztendlich bewogen, meine Taschen zu packen. Mittlerweile war meine Mutter natürlich tot. Und ein paar Monate später auch mein Vater. Er ist eines Nachmittags einfach auf der Straße zusammengeklappt und gestorben, bevor der Krankenwagen kam.«
»Sie haben also relativ kurz hintereinander Ihren Mann und beide Eltern verloren. Das ist eine Menge zu verkraften«, sagt Ben mitfühlend. »Kein Wunder, dass Sie depressiv geworden sind.«
»Ich bin darüber hinweggekommen.«
»Aber du hast Rodney Turek die Schuld am Tod deines Vaters gegeben«, sagt Amanda, und es ist eher eine Feststellung als eine Frage. »Warum hast du ihn nicht einfach mit einem Fluch belegt wie den alten Mr. Walsh?«
»Ich habe Mr. Walsh mit einem Fluch belegt?«, fragt ihre Mutter lächelnd. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
Klar, denkt Amanda – eines der prägenden Ereignisse ihrer Kindheit, und sie hat keine Erinnerung daran.
Logisch.
»Und das Geld in deinem Schließfach?«, hört sie sich fragen.
»Was ist damit?«
»Woher hast du es?«
»Ich betrachte es als meine Scheidungsabfindung.«
»Und war es das?«
»Gewissermaßen.«
»Und was genau soll das heißen?«, drängt Amanda weiter.
»Rodney Turek war ein Gauner«, sagt ihre Mutter nach einer langen Pause, in der sie die Lippen verzieht, sich nervös durchs Haar fährt und mehrmals ihre Sitzposition ändert. »Er hat das Geld meines Vaters gestohlen, und ich habe es einfach zurückgefordert.«
»Was soll das heißen, du hast es zurückgefordert?«
Wieder schürzt ihre Mutter die Lippen, streicht sich durchs Haar. »Rod hatte dauernd irgendwelche halbseidenen Geschäfte laufen. Er bestand darauf, in bar bezahlt zu werden, und so haben wir logischerweise auch immer für alles in bar bezahlt. Vorausgesetzt, wir haben überhaupt bezahlt. Ich weiß es nicht. Ständig waren irgendwelche Geldeintreiber hinter uns her. Rod hat mir immer versichert, dass alles ein Irrtum sei und ich mir keine Sorgen machen sollte, er würde sich um alles kümmern. Und das hat er auch. Wir hatten nie Konten wie normale Leute. Er hat mir jede Woche Haushaltsgeld gegeben. Er war sehr großzügig, und ich war sehr dumm. Was soll ich sagen? Die Zeiten waren eben noch so.«
»Und weiter?«, ermuntert Ben sie, während Amanda wütend die Augen verdreht.
»Rod hatte überall in der Stadt Bargeld deponiert. Natürlich sind wir wegen der Gläubiger und anderer unangenehmer Gestalten, die hin und wieder vor unserer Tür standen, nie besonders lange an einem Ort geblieben. Rod hatte selbstverständlich immer eine absolut plausible Erklärung für alles. Er sei von Natur aus rastlos, sagte er. Er würde kribbelig, wenn er zu lange an einem Ort bliebe. Was denn mit mir los sei? Ob ich keinen Sinn für Abenteuer hätte? Ob ich keine Lust hätte, neue Menschen zu treffen und neue Freunde zu finden? Nur dass er jedes Mal, wenn wir neue Freunde getroffen hatten, irgendeine seiner Gaunereien startete und wir wieder umziehen mussten. Natürlich war nichts je seine Schuld, behauptete er. Er hat nie etwas Falsches getan, nie jemanden betrogen. Wenn wir keine Freunde hatten, lag das daran, dass sie alle neidisch auf seinen Erfolg waren. Die wenigen Freundschaften, die ich
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