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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließen konnte, waren rar gesät, und ich habe gelernt, sie für mich zu behalten.«
    »Das Geld, Mutter«, sagt Amanda, um aufs Thema zurückzulenken und um jegliches Mitleid mit ihrer Mutter im Keim zu ersticken.
    »Ja. Nun, dazu komme ich noch«, fährt Gwen Price zögernd fort. »Mir wurde klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis meine Ehe zu Ende sein würde, und dass ich besser Vorkehrungen zu meinem eigenen Schutz treffen sollte. Also habe ich ein eigenes Konto eröffnet und begonnen, langsam Geld abzuzweigen. Nicht viel natürlich. Nichts, weswegen Rod Verdacht schöpfen würde. Nur ein paar hundert Dollar hier und ein paar hundert Dollar da. Irgendwann hatte ich fünftausend Dollar zusammengespart, außerdem hatte ich mich mit einer Kassiererin der Bank angefreundet, die selbst Eheprobleme hatte. Sie hat mir erzählt, dass Rod bei der Bank ein Schließfach hatte. Als er eines Abends wieder einmal angeblich geschäftlich unterwegs war, habe ich ein bisschen herumgeschnüffelt und die Zigarrenkiste gefunden, in der er seine diversen Schließfachschlüssel aufbewahrte. Sie war hinten in der Schublade mit seinen Pullovern, alle Schlüssel waren ordentlich etikettiert, und ich habe mir einfach den gewünschten Schlüssel genommen. Meine Freundin hat mich in den Tresorraum gelassen. Ich habe das Geld genommen und bin gegangen.«
    »Du willst sagen, dass du deinem Ex-Mann einhunderttausend Dollar gestohlen hast?«, fragt Amanda, während sich die Welt um sie herum zu drehen beginnt.
    »Es war das Geld meines Vaters«, erwidert Gwen ohne jedes Schuldbewusstsein.
    Amanda traut sich beinahe nicht, eine weitere Frage zu stellen, aus Angst, was ihre Mutter antworten könnte.
    »Und was dann?«, fragt Ben für sie.
    »Dann habe ich in einer anderen Bank ein eigenes Schließfach gemietet, das Geld deponiert und den Originalschlüssel wieder in Rods Zigarrenkiste gelegt. Ich habe das Geld nie wieder auch nur angeguckt. Darum ging es nicht.«
    »Erklär mir noch mal, worum es dann ging«, sagt Amanda.
    »Es ging darum, etwas von dem wiederzubekommen, was meins war«, sagt ihre Mutter.
    »Und wie hat Rodney Turek darauf reagiert?«
    Ihre Mutter macht eine wegwerfende Handbewegung.
    »Als er entdeckt hat, dass das Geld weg war, war es schon zu spät. Wir waren bereits geschieden, meine Freundin bei der Bank war nach Chikago gezogen, und er konnte ja schlecht zur Polizei gehen, oder?«
    »Er hat dich nicht zur Rede gestellt?«
    »Natürlich hat er mich zur Rede gestellt. Aber ich habe mich dumm gestellt und ihm erklärt, ich hätte keine Ahnung, wovon er redet. Welches Bankschließfach? Welches Geld? Sähe ich aus, als ob ich auf großem Fuße lebte? Ich habe damals als Sekretärin gearbeitet und kaum genug zum Leben verdient. Aber das spielte keine Rolle. Er sagte, er wüsste, dass ich das Geld genommen hätte, und dass ich auf die eine oder andere Art dafür bezahlen würde.«
    »Er hat dich bedroht?«
    Gwen blickt zur Tür und schweigt.
    »Hast du ihn deswegen erschossen, Mutter?«, fragt Amanda. »Weil du Angst um dein Leben hattest?«
    »Ich habe ihn erschossen, weil er ein elender Dreckskerl war, der es für all das Leiden, das er anderen zugefügt hat, verdient hat zu sterben.«
    »Nein«, sagt Amanda mit fester Stimme, während die Anwältin in ihr die Kontrolle über die Situation übernimmt. »Hör mir gut zu. Du hast ihn erschossen, weil er bei eurer letzten Begegnung gedroht hat, dich umzubringen, und als du ihn dann in der Lobby des Four Seasons Hotels gesehen hast, warst du überzeugt, er wäre zurückgekommen, um diese Drohung wahr zu machen.« Sie bemüht sich, nicht allzu selbstzufrieden auszusehen. »Das klingt doch wie ein ganz plausibles Argument für Notwehr, findet du nicht, Ben?« Sie sieht ihn nach Unterstützung heischend an.
    »Das alles ist vor sehr langer Zeit passiert«, sagt ihre Mutter, bevor Ben eine Antwort formulieren kann. »Ich glaube nicht, dass die Geschworenen überzeugt sein werden …«
    »Überlass die Sorge, wie man die Geschworenen überzeugt, ruhig Ben«, sagt Amanda.
    »Niemand wird uns abkaufen …«
    »Was? Dass du mit einem Mann verheiratet warst, der so amoralisch und skrupellos war, seinen eigenen Schwiegervater zu bestehlen? Dass der Diebstahl seiner gesamten Ersparnisse deinen Vater direkt in seinen verfrühten Tod getrieben hat? Dass du wegen Rodney Tureks seelischer Grausamkeit während der Ehe und nach der Scheidung jahrelang Antidepressiva genommen hast? Dass er

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