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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschwiegen.«
    »Wusste er auch von dem Geld?«
    »Nein.«
    »Das heißt, er wusste auch nichts von Rod Tureks Drohungen?«
    »Er wusste, dass ich Angst vor Rod hatte.«
    »Und wo war ich in der ganzen Zeit?«
    »Du? Du warst noch ein Kleinkind, nicht älter als zwei Jahre.«
    »Hast du damals angefangen, die Antidepressiva zu nehmen?«
    Wieder wendet ihre Mutter den Blick ab, ohne etwas zu sagen.
    »Mutter?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Warum warst du depressiv, Mutter?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Dann erzähle ich dir vielleicht mal, woran ich mich erinnere«, sagt Amanda und schaltet ihr Temperament einen Gang höher. »Ich kann mich an Lachen erinnern.« Sie macht eine Pause, in der sich die Erinnerung ausbreiten und die Ironie sacken kann. »Das ist meine erste Erinnerung. Ich lache tatsächlich. Erstaunlich, nicht wahr? Wir spielen, und du hältst mir eine Handpuppe vors Gesicht und tippst mir damit auf die Nase. Und wir lachen.« Amanda hält inne und fragt sich einen Moment lang, ob die Erinnerung real oder bloß Einbildung ist. »Und ich weiß noch, dass du mir ein anderes Mal meine Hände über den Kopf gehalten und mich hast tanzen lassen. Mein kleines Püppchen, hast du mich genannt. ›Wer ist mein kleines Püppchen?‹, hast du mich geneckt, und ich habe gelacht und gerufen: ›Ich. Ich.‹ Und wir waren glücklich. Ich weiß, dass wir glücklich waren. Und dann ist auf einmal alles anders geworden. Danach erinnere ich mich nur noch an weinende Menschen. Warum ist das so, Mutter?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und ob du es weißt, verdammt noch mal.«
    »Amanda …«, mahnt Ben.
    »Was ist passiert, Mutter?«
    »Was soll ich sagen?«, fragt Gwen Price. »Das Lachen hat aufgehört.«
    »Warum hat es aufgehört?«
    »Welchen Unterschied macht das?«
    » Warum hat es aufgehört? «
    Ihre Mutter seufzt, blickt Hilfe suchend zu Ben, dessen Blick jedoch auf Amanda fixiert ist. Als er nichts sagt, fährt sie nach einer langen Pause fort: »Ich habe diese Tabletten genommen. Sie haben mich zu einem verdammten Zombie gemacht. Als ich versucht habe, sie abzusetzen, wurde alles nur noch schlimmer. Ich bin zwischen Wut und Bewusstlosigkeit hin- und hergeschwankt. Es war ein Alptraum.«
    »Warum hast du die Tabletten genommen, Mutter?«
    Ein weiteres Seufzen, eine weitere ausgedehnte Pause.
    »Wie du eben gesagt hast, ich hatte viel durchgemacht. Ich hatte beide Eltern verloren, mich von meinem Mann scheiden lassen …«
    »Du warst wieder verheiratet. Mit einem wunderbaren Mann, den du sehr geliebt hast. Du hattest ein kleines Mädchen.«
    »Ich habe unter postnataler Depression gelitten.«
    »Ach, wie praktisch«, höhnt Amanda.
    »Es war alles andere als praktisch, das kann ich dir versichern.«
    »Interessant, dass du das nie vorher erwähnt hast.«
    »Das waren andere Zeiten. Man hat nicht darüber gesprochen. Nicht so wie heute.«
    »Die Zeiten waren eben nicht so«, wiederholt Amanda die Phrase ihrer Mutter.
    Gwen nickt. »Und dann hat Rod mich aufgespürt und mir gedroht, und das war wohl einfach zu viel.«
    Amanda starrt ihre Mutter ungläubig mit offenem Mund an. »Zu viel Scheiß, meinst du.«
    »Amanda …«, beschwört Ben sie.
    »Was glaubst du, mit wem du es zu tun hast, verdammt noch mal, Mutter? Mit der Polizei? Erwartest du ernsthaft, dass wir diesen Mist glauben?«
    Ihre Mutter wendet sich wortlos ab.
    »Willst du wissen, warum wir es dir nicht glauben?«
    Amanda schlägt mit der Faust auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter zurückzuerzwingen. »Weil es absolut keinen Sinn ergibt.«
    »Tut mir Leid, dass du es so siehst.«
    »Es ergibt nicht nur keinen Sinn, es erklärt auch nicht, was du hiermit wolltest.« Amanda schwenkt das Foto von Rodney Turek und seiner Tochter vor der Nase ihrer Mutter. »Was hast du mit diesem Bild gemacht, Mutter? Woher hast du es?«
    Statt zu antworten, steht ihre Mutter langsam auf. »Ich fürchte, ich bin sehr müde. Ihr müsst mich entschuldigen.«
    Sie geht zur Tür und klopft, um den Wärter zu rufen.
    »Das hier ist noch nicht zu Ende«, sagt Amanda und sieht, wie ihre Mutter den Rücken versteift.
    Dann geht die Tür auf, und der Wärter führt ihre Mutter hinaus.

28
    »Kannst du das glauben?«, flüstert Amanda mit zusammengebissenen Zähnen, als sie gefolgt von Ben den Gefängnisflur hinunterstürmt. »Sie kannte den Mann nicht nur, sie war mit ihm verheiratet! Zehn verdammte Jahre! Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ich denke, wir

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