Tanz, Pueppchen, Tanz
automatischer Check-in-Maschinen. »Hast du eine Kreditkarte?«
»Das kann ich schon selbst.« Amanda schiebt ihre Kreditkarte in den vorgesehenen Schlitz und tippt die notwendigen Informationen ein. Schweigend warten sie, bis ihre Bordkarte ausgespuckt wird. »Also, ich nehme an, das war’s dann«, sagt sie mit einem gezwungenen Lächeln.
»Wir haben noch Zeit«, erklärt er ihr. »Wir könnten einen Kaffee trinken.«
»Nein, ich würde gern schon alles erledigen. Ich muss noch durch den amerikanischen Zoll und die Sicherheitskontrolle. Wer weiß, wie lange das dauert.«
Er blickt zu Boden und wieder auf. »Also, ich nehme an, das war’s dann«, wiederholt er ihre Worte.
»Das war’s dann«, stimmt sie ihm zu.
Er beugt sich zu ihr, und seine Lippen streifen ihre Wangen. »Pass auf dich auf, Amanda.«
Sie widersteht dem Impuls, die Stelle zu berühren, auf die er sie geküsst hat, um den Kuss zu versiegeln. »Du auch.«
»Rufst du mich an, wenn du irgendwas brauchst?«
»Unbedingt. Und du rufst mich an, wenn es irgendwelche Neuigkeiten über meine Mutter gibt.«
»Du weißt, dass du sie jederzeit besuchen kannst«, erinnert er sie.
Sie nickt. Das haben sie alles schon besprochen. »Ich muss sehen, wann ich Urlaub bekomme. Es könnte eine Weile dauern.«
»Wann auch immer«, sagt er. Gemeinsam gehen sie zum Eingang des US-Zolls, wo bereits etliche Menschen in einer Schlange stehen. »Ich glaube, man muss ein paar Formulare ausfüllen«, sagt er und weist auf einen Tisch gleich hinter dem Eingang, wo sie ausliegen.
»Oh, richtig. Das sollte ich lieber gleich machen.«
»Ihre Bordkarte, bitte«, sagt eine uniformierte Beamtin und streckt die Hand aus.
»Also, ich nehme an, das war’s dann wirklich « , sagt Amanda lachend.
»Das war’s wirklich.«
»Auf Wiedersehen, Ben.«
»Auf Wiedersehen, Püppchen.«
Und dann liegen sie sich plötzlich in den Armen, und er küsst ihre Haare, ihre Wangen, ihre Augen, ihren Mund. Und sie küsst ihn zurück und klammert sich weinend an ihn wie an ihr nacktes Leben. Lass mich nicht gehen, denkt sie. Bitte. Lass mich nicht gehen.
»Sie versperren den Weg«, erklärt die Beamtin ihr knapp.
»Ich fürchte, Sie müssen zur Seite treten.«
Widerwillig löst Amanda sich aus Bens Umarmung, atmet lange und tief ein und versucht sich zu sammeln. Zeit, nach vorne zu blicken, erinnert sie sich. Zeit, weiterzugehen. »Schon in Ordnung. Ich bin so weit.« Sie hält der Frau ihre Bordkarte hin, die Frau betrachtet sie kurz und nickt. Amanda geht durch die Tür und dreht sich dann noch einmal zu Ben um. Sag mir, dass ich bleiben soll, fleht sie ihn stumm an.
»Ruf mich irgendwann an«, sagt sie laut und sieht ihm nach, bis er in der Menge verschwunden ist. Das war’s dann wohl, denkt sie. Das war’s wirklich.
Sie füllt die erforderlichen Formulare aus und stellt sich in der Schlange an. Kir-rell, rezitiert sie stumm, während sich in ihrem Körper von Kopf bis Fuß eine gnädige Taubheit ausbreitet. Kir-rell. Kir-rell. Und dann unterbricht das Klingeln eines Handys den hypnotischen Rhythmus ihres geborgten Mantras. Ihr Handy, wie sie bemerkt und es aus ihrer Handtasche zerrt.
»Zu früh, um anzurufen?«, fragt Bens Stimme in ihrem Ohr.
»Wo bist du?«
»In meinem Wagen. Und ob du’s glaubst oder nicht, es hat schon wieder angefangen zu schneien.«
Amanda blickt zu dem langen Fenster am Ende des Raumes. Es hat tatsächlich angefangen zu schneien.
»Und da dachte ich mir«, fährt er fort, »dass ich schon seit einiger Zeit keinen Urlaub mehr gemacht habe und wirklich gern für ein paar Wochen in die Sonne fliegen würde.«
»In Florida scheint die Sonne«, erklärt sie ihm und hält den Atem an.
»Ich weiß nicht. Es könnte schwierig sein, ein Hotel zu kriegen …«
»Ich kenne eine tolle Adresse für dich. Es ist wunderschön. Direkt am Meer.«
»Nun, ich muss meine Termine planen und sehen, wann ich hier wegkomme …«
»Ich finde, das solltest du unbedingt tun«, erklärt Amanda ihm eilig, während sie zur Spitze der Schlange vorrückt.
»Und vielleicht könntest du in der Zwischenzeit ein paar Erkundigungen einholen, was man machen müsste, um in Kanada als Anwältin zugelassen zu werden. Ich meine, wahrscheinlich muss ich einige Zeit hier verbringen und dafür sorgen, dass meine Mutter nicht noch jemanden umbringt.«
»Ich denke, das ist wahrscheinlich eine gute Idee.«
Es entsteht eine lange Pause. Was mache ich, fragt sie sich.
»Ich liebe dich«,
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