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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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dich bedroht hat? Dass du dich dein Leben lang umgeschaut hast, immer in Angst vor dem Tag, an dem er seine Drohungen wahr machen würde? Warum sollte eine Jury nicht glauben, dass du in Panik geraten bist, als du ihn wiedergesehen hast? Dass du ihn mit der Pistole erschossen hast, die du all die Jahre zu deinem Schutz aufbewahrt hast? Erzähl mir nicht, dass dir das die Geschworenen nicht glauben würden«, sagt Amanda unvermittelt beinahe heiter. »Und ob sie dir das abkaufen.«
    »Glaubst du es?«, fragt ihre Mutter.
    Amanda lehnt sich zurück, und alle Ausgelassenheit ist rasch wieder verpufft. »Warum nicht? Es klingt logisch.«
    »Das habe ich nicht gefragt.«
    »Es spielt keine Rolle, ob ich es glaube oder nicht«, sagt Amanda schließlich. »Es kommt nur darauf an, ob wir die Geschworenen davon überzeugen können.«
    Ihre Mutter schüttelt den Kopf. »Nein.«
    »Was soll das heißen, nein?«
    »Das heißt, ich mache da nicht mit.«
    »Wie meinst du das, du machst da nicht mit?«
    »Es entspricht nicht ganz der Wahrheit.«
    »Was zum Teufel ist denn die Wahrheit?«, faucht Amanda.
    »Amanda …«, geht Ben beschwichtigend dazwischen.
    »Nur, damit ich das richtig verstehe: Du hast kein Problem zu stehlen und zu morden, aber wenn es darum geht, die Unwahrheit zu sagen, wirst du zimperlich. Willst du mir das sagen?«
    »Hören Sie, jetzt haben wir etwas, womit wir zur Staatsanwaltschaft gehen können«, argumentiert Ben ruhig. »Bei so viel mildernden Umständen wird die Anklage zweifeln, ob sie es wirklich zum Prozess kommen lassen will. Sie werden möglicherweise zumindest bereit sein, mit uns über einen Deal zu reden.«
    »Dann müsstest du ihnen die Dinge berichten, die ich euch gerade erzählt habe?«
    »Ja, natürlich.«
    »Obwohl du mir eben versichert hast, dass sie vertraulich bleiben würden.«
    »Sie müssen die Fakten erfahren, Mutter.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Was die Polizei betrifft, bin ich eine Verrückte, die in einer Hotellobby einen Fremden erschossen hat. Das ist mir recht.« Ihre Mutter blickt zur Tür, als würde sie überlegen, einen Wärter zu rufen.
    »Nun, damit liegt die Polizei zumindest halb richtig«, sagt Amanda. »Denn verrückt bist du.«
    »Amanda …«
    »Würdest du dieser Verrückten bitte ein wenig Vernunft beibringen?« Amanda springt auf und beginnt wieder, in dem kleinen Raum hin und her zu laufen.
    »Mrs. Price«, setzt Ben an und setzt sich auf den von Amanda geräumten Stuhl. »Haben Sie etwas dagegen, uns zu erklären, warum Sie so wild entschlossen sind, uns daran zu hindern, irgendeine Verteidigungsstrategie zu entwickeln?«
    Gwen lächelt ihren ehemaligen Schwiegersohn freundlich an. »Weil ich schuldig bin«, antwortet sie. »Ich habe einen Mann erschossen. Nicht wegen irgendwelcher mildernder Umstände, nicht weil ich Antidepressiva genommen habe und auch nicht aus Angst um mein Leben. Sondern weil ich ihn erschießen wollte, weil er ein schlechter Mensch war, der es verdient hat zu sterben. So einfach ist das.«
    »An all dem ist überhaupt nichts einfach«, widerspricht Amanda.
    »Nur weil du darauf bestehst, alles zu verkomplizieren.«
    » Ich verkompliziere alles?«
    »Ich weiß, dass es du es gut meinst, Schätzchen …«
    » Schätzchen ? «
    »Amanda …«
    »Du weißt gar nichts über mich.«
    »Das stimmt wahrscheinlich«, gibt ihre Mutter zu und schafft es, dabei ehrlich reuevoll zu klingen. »Aber ich weiß, dass ich kaltblütig einen Mann erschossen habe und deshalb im Gefängnis sein sollte. Können wir es dabei belassen?«
    »Da ist noch etwas, was du uns nicht erzählst«, sagt Amanda und stößt auf ihre Mutter herab wie ein Adler auf seine Beute.
    Ihre Mutter schüttelt den Kopf. »Ich habe euch alles gesagt.«
    »Wie lange nach der Scheidung hast du meinen Vater kennen gelernt?«, versucht Amanda einen neuen Ansatz.
    »Etwa ein Jahr. Warum? Was spielt das für eine Rolle?«
    »Erzähl mir davon.«
    »Wovon?«
    »Von meinem Vater«, sagt Amanda, lehnt sich an die Wand des kleinen Raumes und hofft, dass sie sie stützen und verhindern wird, dass sie zu Boden gleitet.
    »Ich weiß nicht genau, ob ich verstehe, worauf du hinauswillst.«
    »Bitte«, flüstert Amanda, unfähig, mehr zu sagen.
    Ihre Mutter seufzt und verzieht die zitternden Lippen zu einem Lächeln. »Dein Vater war ein wunderbarer Mann. Ich habe ihn sehr geliebt.«
    »Er wusste, dass du schon mal verheiratet gewesen warst?«
    »Selbstverständlich. Das hätte ich ihm nie

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