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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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gespenstisch weiß ist, als ob sie gerade aus einem Bleichebad gestiegen wäre, und die Ärmel ihres zu großen, moosgrünen Pullovers ihre zitternden Hände bis zu den Fingerspitzen bedecken. Sein Saum hängt locker über einer weiten, braunen Cordhose, ihre Haare fallen wie kraftlose schwarze Fäden um ihr Kinn. Alles an ihr wirkt fransig, selbst ihre Gesichtszüge scheinen kurz davor zu zerfließen. Amanda beobachtet, wie der Blick der Frau nervös zu der Zimmertür links von ihr zuckt. Findest du nicht, dass Victor es verdient hat, die Wahrheit zu erfahren, verlangt eine Frau hinter der Tür wissen. Bitte, fleht daraufhin eine andere Frau. Du weißt nicht, was du tust.
    Amanda erkennt die Stimmen aus einer früheren Lieblings-Seifenoper und findet für einen flüchtigen Moment Trost in dem Gedanken, dass sich zumindest manche Dinge nie ändern. Seit Anbeginn der Zeit haben Frauen Victor Dinge vorenthalten. Am Ende erfährt er stets die Wahrheit, und alle müssen für ihre Täuschung teuer bezahlen. Man sollte meinen, sie würden daraus lernen. »Wie halten die Kinder durch?«, fragt sie.
    »Sie möchten dringend nach England zurück.« Hayley ballt in den Ärmeln ihres Pullovers die Fäuste und öffnet sie wieder. »Was wollen Sie von mir?«
    »Wir haben dieses Foto im Haus meiner Mandantin gefunden. Haben Sie eine Ahnung, wie sie daran gekommen ist?«, fragt Ben, nimmt Amanda das Foto aus der Hand und hält es der anderen Frau hin.
    Einen Moment lang sieht Hayley Mallins aus, als würde sie in Ohnmacht fallen. Sie packt die Lehne des nächsten rot-gold gestreiften Stuhls und lässt sich langsam darauf nieder.
    »Alles in Ordnung, Mrs. Mallins? Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    Hayley schüttelt den Kopf, und ein Hauch von Farbe kehrt in ihr Gesicht zurück, als sie das Bild kurz betrachtet, den Blick jedoch rasch wieder abwendet. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Wir hatten gehofft, dass Sie uns das sagen können.«
    Hayley starrt schweigend auf ihren Schoß.
    »Wir haben noch etwas gefunden«, sagt Amanda. »Eine Reihe falscher Visitenkarten.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sagt Ihnen der Name Rodney Turek etwas?«
    Hayley atmet vernehmlich ein, und der Hauch von Röte, der auf ihre Wangen zurückgekehrt war, verflüchtigt sich rasch wieder. »Nein. Nichts.«
    »Lassen Sie uns erzählen, was wir wissen«, sagt Amanda.
    »Es interessiert mich wirklich nicht, was Sie zu wissen glauben «,protestiert Hayley.
    »Wir wissen, dass Ihr Mann nicht John Mallins hieß.«
    »Sie irren sich.«
    »Wir wissen, dass er Rodney Turek hieß.«
    »Das ist absurd.«
    »Sie hatten Recht: Ihr Mann ist zurückgekommen, um den Nachlass seiner Mutter zu regeln«, fährt Amanda fort, »aber der Name seiner Mutter war Turek, nicht Mallins.«
    »Vielleicht hat sie wieder geheiratet. Haben Sie daran gedacht?«
    »Ist Ihnen bekannt, dass die Obduktion Ihres Mannes ergeben hat, dass er zehn bis fünfzehn Jahre älter war, als er behauptet hat, und dass er sein Gesicht hat operieren lassen?«
    »Sie lügen.«
    »Rufen Sie die Polizei an. Fragen Sie selbst.«
    »Ich denke, Sie sollten jetzt gehen.«
    »Es gibt noch etwas, was wir wissen«, sagt Amanda rasch.
    »Noch etwas, worüber Sie sich irren«, beharrt Hayley.
    »Wir wissen, dass Ihr Mann Gwen Price keineswegs unbekannt war. Tatsache ist vielmehr, dass sie einmal verheiratet waren.«
    Hayley rappelt sich auf die Füße und schüttelt heftig den Kopf.
    »Sie sind völlig verrückt.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Hat Ihnen die Frau das erzählt? Weil sie entweder lügt oder irre ist. Wie können Sie irgendwas glauben, was sie sagt?«
    »Das wird sich ohne Probleme nachweisen lassen«, sagt Ben.
    »Ich will, dass Sie gehen. Ich will, dass Sie beide sofort hier verschwinden.«
    Die Tür zu dem Zimmer geht auf, und Spenser betritt, gefolgt von seiner älteren Schwester, die die Hände nervös auf seine Schultern gelegt hat, den Raum. Sie tragen beide graue Sweatshirts und Jeans, und ihre Blicke zucken hektisch zwischen ihrer Mutter und den Besuchern hin und her. Im Hintergrund hört man weiter wütende Stimmen. Ich kann nicht glauben, dass du die Frau nach allem, was sie getan hat, in dein Haus gelassen hast.
    »Hallo, Hope, Spenser«, sagt Amanda.
    »Ihr erinnert euch an Amanda Travis«, sagt Hayley höflich, als würde sie ihnen eine alte Freundin ins Gedächtnis rufen.
    »Das ist Ben Myers, mein …«
    »… Partner«, sagt Ben eilig und streckt die Hand aus.
    »Wie geht es euch

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