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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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jedes Detail von Amandas Gesicht auf. »Ich kann nicht glauben, dass ich die Verbindung nicht hergestellt habe.«
    Amanda tritt ein paar Zentimeter vor. »Welche Verbindung?«
    Hayley lässt sich mit ihrer Antwort einen Moment Zeit, in dem ihr Blick immer wieder zwischen Amanda und der Tür zum Flur hin- und herzuckt, als würde sie einen Fluchtversuch in Erwägung ziehen. »Ich kannte dich nur als Mandy. Mein Gott. Erinnerst du dich nicht an mich?«
    »Sollte ich?«
    Hayley schüttelt den Kopf, ohne dass ihr Blick irgendwo verharrt. »Nein, natürlich nicht. Du warst noch ein Baby, als ich dich zum letzten Mal gesehen habe.«
    »Wer zum Teufel sind Sie? «
    »Hat deine Mutter dir das nicht erzählt?«
    Amanda schüttelt den Kopf. »Wer sind Sie?«, fragt sie noch einmal.
    Hayley zögert und blickt zum Fenster, als ob sie in den Lichtern der Stadt nach einer Antwort suchen würde, bevor sie leise und stockend sagt: »Mein Name war Hayley Walsh.«
    »Walsh?«
    »Ich habe auf der Palmerston Avenue im Haus neben euch gewohnt.«
    Amanda sieht ein riesiges Walross von einem Mann, der feixend in der Mitte der Einfahrt steht, die sich die beiden Häuser teilen. »Die Tochter des alten Mr. Walsh?«
    »Ich war dein Babysitter, als du klein warst. Ich hab dich immer mein kleines Püppchen genannt, weil du so verrückt nach diesen verdammten Marionetten warst.«
    »Dann waren Sie das, die mich durchs Haus getragen hat?«
    »›Püppchen, Püppchen, wer ist mein kleines Püppchen?‹«, wiederholt Hayley, plötzlich mit Tränen in den Augen, die ihre aschfahlen Wangen benetzen. Sie starrt Amanda an, als wollte sie sich anschicken, sie mit Haut und Haaren zu verschlingen.
    Amanda geht zu dem Sofa, lässt sich auf die weichen Polster fallen und kämpft gegen den Drang an, in Tiefschlaf zu fallen. Ihr kommt der Gedanke, dass das alles nur ein Traum ist, und wenn sie die Füße hochlegt, die Augen schließt und dann wieder aufschlägt, wird diese ganze surreale Episode vorbei sein. Langsam lässt sie die Augen zufallen. Doch als sie sie Sekunden später wieder öffnet, ist Hayley Mallins immer noch da, setzt sich auf den nächsten Stuhl und packt die Lehnen so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß werden. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Mr. Walsh eine Tochter hatte«, sagt Amanda schließlich, nachdem sie sich widerwillig eingestanden hat, dass die Situation durchaus real ist, und nun versucht, die jüngsten Enthüllungen in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen.
    »Nein, natürlich nicht. Du warst noch so klein, als ich weggegangen bin.«
    »Weggegangen?«
    »Abgehauen«, korrigiert Hayley.
    »Abgehauen? Warum? Wohin?«
    Hayley senkt den Kopf und starrt in ihren Schoß. »Nach England.« In der Stille hört man ihren zitternden Atem.
    »Mit Rodney Turek.«
    Amanda braucht einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. »Das verstehe ich nicht«, sagt sie schließlich und sieht Ben an. »Wie sollten Sie Rodney Turek getroffen haben? Meine Mutter war nicht mehr mit ihm verheiratet, als wir in der Palmerston Avenue gewohnt haben. Sie war mit meinem Vater verheiratet.«
    »Ja, mit Mr. Price«, bestätigt Hayley, und ein schwaches Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. »Er war ein wunderbarer Mann.«
    »Er ist vor elf Jahren gestorben.« Amanda kämpft gegen die Tränen, die ihr in die Augen geschossen sind.
    »Ja. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass deine Mutter Witwe ist. Es tut mir wirklich sehr Leid für sie.«
    »Warum sollte es Ihnen Leid tun?«
    »Weil ich deinen Vater sehr gern mochte. Er war immer außergewöhnlich nett zu mir.«
    »Aber das erklärt alles nicht, wie Sie Rodney Turek kennen gelernt haben«, erwidert Amanda, selbst überrascht von ihrem ungeduldigen Unterton.
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Auf jeden Fall.«
    Hayley nickt und sammelt kurz ihre Gedanken. »Ich habe ihn eines Nachmittags getroffen, als ich von der Schule nach Hause kam. Ich trug einen Haufen Bücher, stolperte über einen Spalt im Bürgersteig vor eurem Haus, und die Bücher flogen in alle Richtungen, und da war er plötzlich auf allen vieren und hat sie für mich aufgehoben.« Sie hält inne, als wollte sie sich an die genaue Abfolge der Ereignisse erinnern. »Er wollte deine Mutter besuchen, und ich habe erwähnt, dass ich häufig als Babysitter für sie arbeite, und wir haben ein bisschen geplaudert, er hat ein paar Witze gemacht, und ich habe gelacht und, ich weiß nicht, wir haben uns irgendwie gleich auf Anhieb verstanden.« Sie

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