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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Travis. Und heute ist Ihr Glückstag.«
     
    Ein Klopfen weckt sie um zwei Uhr nachts.
    Amanda hört es als Teil ihres Traums, in dem sie alleine in einem klapprigen alten Ruderboot im offenen Meer untergeht. Während sie panisch Wasser schöpft, kann sie die Haie schon kreisen sehen, und einer von ihnen taucht unter das Boot und schlägt gegen den morschen Boden. Einmal. Zweimal.
    Amanda richtet sich im Bett auf, das Hämmern in ihrem Kopf ist wie ein Echo des Klopfens an der Tür. Sie blickt auf die Uhr auf dem Nachttisch und fragt sich, wer zum Teufel um zwei Uhr nachts an ihre Tür klopfen könnte. Brennt es vielleicht, und sie hat einen Feueralarm verschlafen? Versucht jemand, sie zu warnen, damit sie das Gebäude verlässt, bevor es zu spät ist?
    Sie steigt aus dem Bett, zieht ihren Bademantel über und hastet zur Tür, wobei ihr Kopf mit jedem Schritt schmerzhaft pocht. »Hallo?«, flüstert sie, legt die Kette vor und öffnet die Tür einen Spalt.
    »Amanda, was zum Teufel ist los?«
    »Ben?« Amanda löst eilig die Kette und tritt in den Flur.
    »Was machst du denn hier? Ist irgendwas passiert?«
    »Das sollst du mir erzählen.«
    Amanda starrt den attraktiven jungen Mann an, der einmal ihr Ehemann war. Er trägt Jeans und einen dicken irischen Strickpullover, sein Haar ist ungekämmt und mit Schneeflocken gesprenkelt, das Gesicht faltig von einer Mischung aus Sorge und Erschöpfung. Und noch etwas anderes, wie sie feststellt, als sie versucht, sich auf seine Augen zu konzentrieren. Wut, erkennt sie und packt den Türknauf hinter sich.
    »Was ist mit der Nachricht, die du auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen hast?«
    »Die Nachricht …?«
    »Erinnerst du dich nicht?«
    Amanda müht sich, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. »An meine genauen Worte kann ich mich nicht erinnern. Ich bin ganz schlaftrunken. Du hast mich geweckt.«
    »Hast du getrunken?«
    »Nein. Ich habe fest geschlafen.«
    »Ich habe den ganzen Abend an einem Fall gearbeitet, der morgen zur Verhandlung ansteht. Ich bin todmüde. Ich wollte gerade ins Bett gehen, als ich dachte, dass ich besser noch mal meinen Anrufbeantworter abhöre …«
    »Du warst nicht mit Jennifer aus?«
    »Und du klangst so, so … ich weiß nicht …«
    »Was?«
    »Verzweifelt«, sagt er schließlich, und Amanda weicht zurück, weil das Wort sie trifft wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt.«
    »Ich kann dir versichern, ich bin ganz und gar nicht verzweifelt.«
    »Okay, also, ich glaube, wir kommen vom Thema ab.«
    Völlig unerwartet schießen Amanda Tränen in die Augen, sie senkt den Kopf, starrt auf ihre nackten Füße und versucht, mit fester Stimme weiterzusprechen. »Tut mir Leid, dass ich dir einen Schrecken eingejagt habe. Das wollte ich nicht. Echt, tut mir wirklich Leid. Warum fährst du nicht nach Hause, schläfst ein bisschen, und wir sehen uns dann morgen.«
    Ben streicht sich das Haar aus der Stirn und kneift frustriert die Augen zu. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut.«
    »Warum hast du mich angerufen?«
    »Was?«
    »Du hast gesagt, es wäre wichtig.«
    »Es ist nichts, was nicht auch bis morgen warten kann.«
    »Du hast gesagt, du wärst ein böses Mädchen gewesen, was immer das heißen soll, und dass du nicht getan hättest, was ich gesagt habe? Was hast du denn stattdessen gemacht?«
    Amanda blickt über ihre Schulter zu dem Raum hinter sich, wobei das Pochen in ihrem Kopf mit jeder kleinsten Bewegung anschwillt. Was ist los mit mir, fragt sie sich. Warum tue ich mir das an?
    »Lass uns das drinnen weiter besprechen«, sagt Ben. »Es hat doch keinen Sinn, auf dem Flur zu streiten.«
    »Nein. Wirklich. Ich finde, du solltest gehen«, protestiert Amanda, aber bevor sie ihn aufhalten kann, hat Ben bereits die Tür aufgestoßen und das Licht angemacht.
    »Was ist heute Abend passiert, Amanda?«, fragt Ben schon mitten im Zimmer, das taghell erleuchtet ist.
    Man hört das Rascheln von Laken. Im Bett rührt sich eine gespenstische Gestalt, blass und konfus. »Mein Gott«, sagt Jerrod Sugar, hebt den Kopf vom Kissen und schirmt die Augen gegen das unerwartete Scheinwerferlicht ab. »Was ist denn hier los?«
    Amanda beobachtet, wie Bens Gesicht rosarot anläuft, wie erfroren. Sie spürt, wie er die Zähne aufeinander beißt und die Fäuste ballt. »Gut. Also gut«, sagt er, unsicher von einem Fuß auf den anderen tretend. »Entschuldigen Sie die Störung. Mein Fehler.« Er schaltet das Licht aus und

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