Tanz um Mitternacht
sich dem Duke näherte. »Eine Zeit lang hat ganz London über die beiden getuschelt. Sie glaubte tatsächlich, er würde sie heiraten. Daran hat er vermutlich keinen einzigen Gedanken verschwendet.«
Caitlin musterte die Frau mit dem dichten schwarzen Haar, dem herzförmigen Gesicht und den Rosenlippen. »Wie schön sie ist...«
»O ja. Aber Lady Hadleigh und Rand passten überhaupt nicht zusammen. Hinter seiner kühlen, arroganten Fassade ist Rand sehr feinfühlig. Und das würde Charlotte niemals verstehen.«
Feinfühlig ? Dieses Wort hätte Cait niemals gebraucht, um das Wesen des Dukes zu beschreiben.
»Normalerweise würde ich dich vor ihm warnen«, fügte Elizabeth hinzu. »Angesichts der Blicke, die er dir bei jeder Begegnung zuwirft, wäre das sicher ratsam. Aber du bist nicht so wie andere Frauen. In gewisser Weise erinnert mich dein Charakter an meinen eigenen. Was immer zwischen dir und Rand geschehen mag - ich denke, du wirst damit fertig.«
Cait fand keine Zeit mehr, um zu antworten, denn in diesem Augenblick entdeckte der Duke die beiden Frauen. Nachdem er Lady Hadleigh zugewinkt hatte, ging er ihnen entgegen, nickte Elizabeth zu und beugte sich tief über Caits Hand.
»Guten Morgen, meine Damen. Welch eine Augenweide...«
Zu ihrer eigenen Bestürzung spürte Caitlin, wie ihr das Blut brennend in die Wangen stieg. Wie lächerlich... Der Mann war einfach nur höflich. Warum genügte ein so schlichtes Kompliment, um ihren Puls zu beschleunigen?
»Eigentlich hatte ich Sie schon früher erwartet«, erklärte er, »und ich wollte die Hoffnung schon fast aufgeben.«
»Wir haben uns ein bisschen verspätet«, erwiderte Elizabeth. »Deshalb ist Nicholas vorausgefahren. Er müsste längst hier sein.« Suchend schaute sie sich um und sah dann ihren Mann, der sich mit einigen Freunden unterhielt. Sobald er sie entdeckte, eilte er zu ihr. »Ah, da kommt er!«, verkündete Elizabeth und lächelte strahlend. »Offenbar sind wir alle zur rechten Zeit eingetroffen. Das erste Rennen wird gerade vorbereitet.«
»Beeilen wir uns, sonst versäumen wir den Start«, schlug der Duke vor und bot Cait seinen Arm. Sie griff danach und ließ sich die Stufen zur Haupttribüne hinaufführen. In ihrem pflaumenblauen Kleid, das zu ihrem Hut passte, sah sie bezaubernd aus. Während er an ihrer Seite Platz nahm, setzte sich Elizabeth neben ihren Ehemann. »Zunächst finden die Vorläufe statt«, erläuterte Beldon. »Das Pferd, das in zwei von drei Rennen siegt, gewinnt die Börse.«
»Die Börse?«, fragte Cait.
»Das Geld, das von den Eigentümern der Pferde gesetzt wird. In diesem Fall zehntausend Pfund.«
Zehntausend, Pfund. Ein Vermögen. Damit könnte Caits Vater mehrere Expeditionen finanzieren.
Am Ende der Rennbahn öffnete sich das Tor und fesselte nun ihre Aufmerksamkeit. Zwei Reitknechte führten tänzelnde Pferde am Zügel, einen glänzenden Rappen und einen schönen Fuchs mit langem Hals. »Schauen Sie, jetzt gehen die Pferde zum Start!« Fasziniert verfolgte sie das Schauspiel. Sie hatte noch nie ein Pferderennen beobachtet und nicht erwartet, es würde sie dermaßen begeistern. Verstohlen wischte sie ihre feuchten Hände an ihrem Rock ab und versuchte, ihre heftigen Herzschläge unter Kontrolle zu bringen.
»Der Fuchs gehört mir«, bemerkte der Duke. »Darf ich ihn vorstellen? Er heißt Sir Harry, und er tritt gegen den Vollblüter des Earls of Mountriden an, Chimera.«
»Was für prächtige Pferde...«
»Neulich sagten Sie, dass Sie die Reitkunst beherrschen.«
»Früher bin ich oft und gern ausgeritten. An meinem vierzehnten Geburtstag schenkte mir mein Großvater eine hübsche, rotbraune kleine Stute. Leider musste ich sie zurücklassen, als wir von Boston nach Ägypten fuhren.«
»Hat’s Ihnen da gefallen?« Beldon zog die dunklen Brauen hoch. »Wie kann sich ein junges Mädchen in einem so fremdartigen, exotischen Land wohl fühlen?«
»In gewisser Weise fand ich Ägypten wundervoll. Man glaubt auf einem anderen Planeten zu leben. Aber die Frauen werden in ihrer Freiheit stark eingeschränkt. Darüber habe ich mich schrecklich geärgert.«
Er lachte leise. »Anscheinend legen Sie großen Wert auf Ihre Unabhängigkeit.«
»Ja, vielleicht habe ich diese Lektion in Ägypten gelernt. Oder ich bin einfach daran gewöhnt, selbst über mein Leben zu bestimmen. Als ich zehn Jahre alt war, starb meine Mutter, und Vater war völlig verzweifelt. Er brauchte jemanden, der für ihn sorgte. Außer mir
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