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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Hoff
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Arbeit. Nur Arbeit und kein bißchen Spiel — das macht den Balzrück ganz schön fertig. Und hält er es lange genug so aus, bringt es ihn auch noch zu Tode.
    Aber—da kommt Kaninchen. „Grüß dich, Kaninchen. Was gibt's Neues?“
    „Ich bin gerade von Eule zurück“, sagte Kaninchen etwas außer Atem.
    „Ach ja? Du warst auch ganz schön lange fort.“
    „Nun ja. . .Eule wollte mir unbedingt etwas von ihrem Großonkel Philbert erzählen.“
    „Ach, darum.“
    „Jedenfalls hat Eule gesagt, daß sie den unbehauenen Klotz auch nicht gesehen hat, aber daß Ruh wahrscheinlich damit spielt.
    Darum bin ich noch auf einen Sprung zu Känga hinüber, aber da war niemand.“
    „Sie sind in den Wald gegangen und üben mit Tiger Springen“, erklärte ich.
    „Ach so. Nun, dann gehe ich wohl besser wieder.“
    „Schön, Kaninchen, und . . .“
     
    Wo ist es hin? So geht das immer, weißt du — der Balzrück hat keine ruhige Minute.
    Drehen wir es einmal andersherum: Wenn du gesund, entspannt und zufrieden sein willst, brauchst du nur zu beobachten, was ein Filztun-Balzrück macht, und dann das Gegenteil davon zu tun. Da ist gerade einer, tänzelt vor und zurück, klingelt mit losen Münzen in seiner Hosentasche und schaut nervös auf seine Uhr. Schon bei seinem bloßen Anblick überkommt dich die große Müdigkeit. Der unverbesserliche Balzrück scheint immer gerade irgendwohin gehen zu müssen, zumindest rein äußerlich betrachtet. Trotzdem macht er nie einen Spaziergang; dazu hat er keine Zeit.
     
    „Kein richtiges Gespräch“, sagte I-Ah,, ,wo erst der eine und dann der andere dran ist. Du hast ,Hallo!' gerufen und bist vorbeigeflitzt. Ich konnte gerade noch deinen Schwanz in der Ferne sehen, während ich über eine Antwort nachsann. Ich wollte schon ,Was?' sagen — aber da war es natürlich bereits zu spät.“ „Na ja, ich war in Eile.“
    „Kein Geben und Nehmen“, fuhr I-Ah fort, „kein Gedankenaustausch wie: ,Hallo!' — ,Was?'. . . Ich meine, das bringt doch einfach nichts, insbesondere dann, wenn für die Dauer der zweiten Gesprächshälfte nur noch der Schwanz des Gesprächspartners in Sicht ist.“
     
    Der Filztun-Balzrück ist anscheinend immer unterwegs, immer heißt es:
     
    BIN AUS
BALD ZURÜCK
VIEL ZU TUN
BALD ZURÜCK
     
    oder, etwas genauer:
     
    RÜCK AUS
BALD WEG
VIEL ZU TUN
BALD WEG
     
    Der Filztun-Balzrück ist immer irgendwohin unterwegs, irgendwohin, wo er noch nicht war. Immer woandershin, als wo er gerade ist.
     
    „Das ist der springende Punkt“, sagte Kaninchen, „wohin?“ „Vielleicht sucht er etwas.“
    „Aber was?“ fragte Kaninchen.
    „Das wollte ich auch gerade sagen“, bemerkte Puh. Und dann fügte er hinzu: „Vielleicht sucht er eine — eine —“
     
    Eine Anerkennung vielleicht. Die Filztun-Balzrücks appellieren an unser religiöses Gefühl, unseren wissenschaftlichen Verstand und unseren Geschäftssinn, um uns davon zu überzeugen, daß irgendwo eine herrliche Belohnung auf uns wartet, ein Großer Preis, für den wir unser Leben aufs Spiel setzen und wie Verrückte arbeiten sollen. Ob dieser nun oben im Himmel, hinter dem nächstbesten Molekül oder auch in der Geschäftsführungsetage wartet, immer ist er uns ein Stück voraus eben die Straße hinunter, auf der andern Seite des Erdballs, hinter dem Mond, jenseits der Sterne . . .
     
    „Autsch!“ Damit landete Puh auf dem Fußboden.
    „Das kommt davon, wenn man auf einer Schreibtischecke einschläft“, bemerkte ich. „Man fällt herunter.“
    „Macht gar nichts“, meinte Puh.
    „Wieso?“ fragte ich.
    „Ich hatte einen schrecklichen Traum“, erklärte er.
    „Ach ja?“
    „Ja. Ich hatte einen Topf Honig gefunden ...“
    „Was ist denn daran so schrecklich?“ erkundigte ich mich.
    „Er bewegte sich“, sagte Puh, „und das sollen sie eigentlich nicht. Eigentlich müssen sie stillstehen.
    „Ja, ich weiß.“
    „Aber immer, wenn ich danach gelangt habe, fing dieser Topf Honig irgendwie an, woandershin zu wandern.“
    „Ein Alptraum“, mußte ich zugeben und versuchte ihn damit zu trösten, daß viele Leute solche Träume haben.
    ,,Ach“, wunderte sich Puh, „von unerreichbaren Honigtöpfen?“
    „Oder von ähnlichen Sachen“, sagte ich, „das ist nichts Ungewöhnliches. Seltsam ist nur, daß manche Leute auch so leben.“
    „Warum?“ wollte Puh wissen.
    „Das weiß ich nicht“, antwortete ich, „ich nehme an, weil sie dann etwas zu tun haben.“
    „Hört sich für meine

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