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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Hoff
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Ohren nicht gerade lustig an“, meinte Puh.
     
    Nein, wahrhaftig nicht. Ein Lebensstil, bei dem es ständig heißt: „um die nächste Ecke, noch eine Stufe weiter“, geht gegen die natürliche Ordnung der Dinge an und erschwert das Glücklichsein und Wohlbefinden so sehr, daß nur wenige dorthin gelangen, wo sie von Natur aus gleich hingekommen wären — nämlich zu Glück und Wohlsein, während die übrigen aufgeben, am Straßenrand umfallen und diese Welt verfluchen, die doch gar nichts dafür kann, sondern nur hilfreich den Weg weist.
    Wer glaubt, die lohnenden Dinge im Leben lägen irgendwo in schillernden Fernen —
    „Läßt seinen Toast oft anbrennen“, fiel Puh ein.
    „Wie bitte?“
    „Läßt seinen Toast oft anbrennen“, wiederholte Puh.
    „Er — also, naja. Und nicht nur das —“
    „Da kommt Kaninchen“, unterbrach mich Puh jetzt.
    „Oh, hier seid ihr“, sagte Kaninchen.
    „Hier sind wir“, sagte Puh.
    „Ja, hier sind wir“, bekräftigte ich.
    „Und da bist du“, sagte Puh.
    „Ja, hier bin ich“, sagte Kaninchen ungeduldig. „Um zur Sache zu kommen — Ruh hat mir ihre gesammelten Klötze gezeigt. Sie sind allesamt behauen und bemalt, mit Buchstaben drauf.“
    „Ach ja?“ bemerkte ich.
    „Im Grunde hätte man sich's vorher denken können“, fuhr Kaninchen fort und strich sich gedankenvoll den Backenbart.
    „Nachdem wir alle andern abgehakt haben“, schloß es, „muß IAh ihn haben.“
    „Aber Kaninchen“, wandte ich ein, „sieh mal — „
    „Ja“, schnitt mir Kaninchen das Wort ab, „ich werde mal I-Ah aufsuchen und herausfinden, was er darüber weiß — das ist ganz eindeutig der nächste Schritt.“
    „Schon ist es weg“, sagte Puh.
     
    Wenn wir ein paar Jahre zurückblicken, sehen wir, daß sich die ersten Filztun-Balzrück in der Neuen Welt, die Puritaner, praktisch auf ihren Feldern zu Tode gearbeitet haben und doch trotz ungeheurer Anstrengungen so gut wie nichts dabei herausholten. Sie nagten buchstäblich am Hungertuch, bis die klügeren Ureinwohner ihnen ein paar Fingerzeige gaben, wie man im Einklang mit den Erdrhythmen arbeitet. Wann man pflanzt — und wann man sich erholt. Wann man den Boden bearbeitet — und wann man ihn in Ruhe läßt. Die Puritaner haben den zweiten Teil nie recht verstanden, waren nie recht davon überzeugt. Und nun, nachdem sie zwei oder drei Jahrhunderte lang geackert, geackert und nochmals geackert haben, nachdem wir jahrelang die Kraft der einst so fruchtbaren Erde durch,. synthetische Aufputschmittel noch weiter erschöpft haben, schmecken die Äpfel nach Pappe, die Apfelsinen wie Tennisbälle und die Birnen wie gesüßtes Styropor. Es sind Produkte einer Erde, die sich nicht ausruhen darf. Wir sollen uns nicht beklagen, aber dass haben wir davon.
     
    „Sag mal, Puh, warum hast du eigentlich nichts zu tun?“ fragte ich.
    „Weil der Tag so schön ist“, erwiderte Puh.
    „Ja, aber — “
    „Warum sollte man ihn verderben?“ meinte er.
    „Aber du könntest doch etwas Wichtiges zu tun haben“, bohrte ich weiter.
    „Hab ich doch“, behauptete Puh.
    „So? Was denn?“
    „Ich höre zu“, sagte er.
    „Wem hörst du denn zu?“
    „Den Vögeln. Und dem Eichhörnchen da drüben.“
    „Und was sagen sie?“ fragte ich.
    „Daß der Tag schön ist“, antwortete Puh.
    „Aber das weißt du doch schon“, gab ich zurück.
    „Ja, aber es ist immer gut zu hören, daß jemand genauso denkt“, erklärte er.
    „Nun ja, du könntest aber deine Zeit lieber damit verbringen, Radio zu hören und dich zu bilden“, bemerkte ich.
    „Mit dem Ding da?“
    „Gewiß. Wie sonst erfährst du, was in der Welt draußen vor sich geht?“ sagte ich.
    „Ich gehe einfach nach draußen“, meinte Puh.
    „Hmm . . . naja . . .“ (Klick.) „Hör mal eben zu, Puh!“
    ,,Bei einem Zusammenstoß von fünf Jumbojets über der Stadtmitte von Los Angeles kamen heute dreißigtausend Menschen ums Leben . . meldete das Radio.
    „Was sagt dir das denn über die Welt?“ fragte Puh.
    „Hmm. Du hast recht.“ (Klick.)
    „Und was sagen die Vögel jetzt?“ wollte ich wissen.
    „Daß der Tag schön ist“, sagte Puh.
     
    Das ist er wahrhaftig, auch wenn die Filztun-Balzrücks zu viel zu tun haben, um sich daran zu freuen. Aber kommen wir zum Schluß unserer Abhandlung über das Viel-zu-tun-Haben . . .
     
    Die starrköpfigen Anhänger der bereits erwähnten hemdsärmeligen Hektikerreligion hatten keine Augen für die Schönheit der endlosen

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