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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Hoff
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könnte das sein?“ murmelte er. „Fließt wie Wasser ...“
     
    Bei Wu Wei verhältst du dich den Umständen entsprechend und horchst auf deine innere Stimme: „Nicht der richtige Moment, das zu tun. Ich gehe besser dort lang.“ So etwa. Wenn du auf diese Art vorgehst, sagen die Leute womöglich, du hättest den sechsten Sinn oder so was. Dabei handelt es sich eigentlich nur darum, ein Gespür für die jeweiligen Umstände zu entwickeln. Und das ist ganz natürlich. Sonderbar ist es nur, wenn du nicht horchst.
    Das Gute am Gespür für die jeweiligen Umstände ist, daß du nicht andauernd schwierige Entscheidungen zu treffen brauchst. Die überläßt du einfach sich selbst.
    Zum Beispiel spazierte Puh in Puh baut ein Haus eines Tages herum und versuchte sich darüber klar zu werden, wen er besuchen wollte. Er konnte I-Ah besuchen, den er seit gestern nicht gesehen hatte, oder Eule, die er seit vorgestern nicht gesehen hatte, oder Känga, Ruh und Tiger, die er allesamt längere Zeit nicht gesehen hatte. Wie sollte er da einen Entschluß fassen? Er setzte sich auf einen Stein und sang ein Lied.

     
    Dann stand er auf und wanderte wieder umher, wobei er überlegte, ob er Kaninchen besuchen sollte, bis er sich vor seiner eigenen Haustür wiederfand. Er ging hinein, aß etwas und ging dann Ferkel besuchen.
    So geht es, wenn man den Puh-Weg nimmt. Kein Ärger, keine Probleme. Nun —
     
    „Ein Fluß?“ fragte Puh.
    „Was?“
    „Die Antwort. Ein Fluß fließt wie Wasser, reflektiert wie ein Spiegel —“
    „Aber er hallt nicht wider wie ein Echo“, bemerkte ich.
    „Doch, tut er“, beharrte Puh.
    „Na ja, du bist nahe dran. So ziemlich jedenfalls. Glaube ich.“
    „Gib mir noch etwas mehr Zeit“, sagte Puh.
     
    Wie mit der Wu-Wei-Einstellung Konflikte gelöst werden, wird an den Übungen der taoistischen Kampfkunst T'ai Chi Ch'uan deutlich. Sie geht von der Grundidee aus, den Gegner dadurch zu ermüden, daß seine Kraft gegen ihn selbst gewendet oder abgelenkt wird, damit seine Energien, sein Gleichgewichtssinn und seine Verteidigungsposition geschwächt werden. Kraft wird nie Kraft entgegengesetzt, sondern sie wird durch Nachgeben buchstäblich entkräftet.
     
    „Fließt wie Wasser, reflektiert wie ein Spiegel“, brummte Puh vor sich hin und ging an mir vorbei.
    „Du denkst zuviel, Puh“, sagte ich. „Ich will dir einen Tip geben, vielleicht hilft das.“
    „Hoffentlich“, meinte Puh, „es fängt nämlich an, mich zu ärgern.“
    „Also gut — um das Rätsel zu lösen, mußt du deinen Geist dahin-fießen lassen wie Wasser und reflektieren, was er wahrnimmt. Der Widerhall ist dann die Antwort. Alles klar?“
    „Nein“, sagte Puh.
    „O je“
    „Mal sehen — fließt wie Wasser . . .“, murmelte Puh.
     
    Das Wu-Wei-Prinzip, das dem T'ai Chi zugrunde liegt, wird verständlich, wenn du einmal auf einen im Wasser schwimmenden Korken schlägst. Je fester du zuschlägst, um so mehr gibt er nach; und je mehr er nachgibt, mit um so größerer Wucht kommt er zurück. Ohne daß er Energie aufwendet, kann dich der Korken doch leicht ermüden. Ebenso bezwingt Wu Wei Kraft durch Neutralisation der ihr innewohnenden Energie, statt den Konflikt noch zu verschärfen. Manch einer neigt dazu, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, aber mit Wu Wei bekämpfst du Feuer mit Wasser.
     
    „Ich hab's“, rief Puh. „Ein Korken!“
    „Was ist damit?“
    „Hallt wider wie ein Echo!“ verkündete er triumphierend. „Aber er fließt nicht wie Wasser und reflektiert auch nicht wie ein Spiegel“, bemerkte ich.
    „Ach ja“, sagte Puh, „das stimmt.“
    „Nun, ich glaube, ich sage es dir lieber. Es ist der Puh- Weg.“
    „Was?“ fragte Puh.
    „Die Antwort“, erklärte ich.
    „Ach“, brummte Puh. Und dann fügte er hinzu: „Das war kein besonders gutes Rätsel.“
    „Na schön, dann stell du mir eins.“
    „Mit Vergnügen. Was ist ganz schwarz, weiß und rot?“
    „O nein. Bloß das nicht.“
    „Kennst du das schon?“ fragte Puh etwas erstaunt. „Natürlich. Das ist doch uralt. Jedes Kind kennt die Lösung, es ist eine Zeitung.“
    „Nein“, sagte Puh.
    „Ein verschämtes Zebra?“
    „Nein.“
    „Ja, dann...“
    „Gibst du auf?“ erkundigte sich Puh hoffnungsvoll.
    ,,Also gut, ich gebe auf. Was ist denn schwarz und weiß und rot?“
    „Ein Pinguin mit Sonnenbrand.“
    „Ganz schön blöd, Puh.“
    „Besser als deines“, sagte er.
    „Also dann, hier ist das nächste. Es hat was mit dem

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