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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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garantiert nicht das gelobte Land ist. Denn als sie von ihrem Leben in Südafrika erzählt, von ihrem alten Job, ihrer internationalen Familie, dem Strand, dem Meer, und dann von ihrem Leben in Berlin mit all den Schwierigkeiten bei der Jobsuche, den unfreundlichen Leuten und dem miesen Wetter, da wird mir klar: Nicht Sven ist derjenige, der für die Liebe mutig den Sprung ins Eiswasser gewagt hat. Das war definitiv sie.
    Für Ruth war lange nicht klar gewesen, wie ernst sie die Sache mit diesem Mann aus Deutschland eigentlich nehmen sollte. Sie hatten ja nur zwei gemeinsame Wochen in Südafrika gehabt, bevor er zurück nach Deutschland flog. Und während Sven in Münster auf Wolke sieben schwebte, war Ruth sich noch nicht einmal über ihren Beziehungsstatus im Klaren. Flirt? Romanze? Liebe?
    Â»Wir wussten ja noch nicht einmal, wann wir uns wiedersehen würden«, sagt Ruth und schenkt mir einen Campari mit Orangensaft ein.
    Als Sven damals zurück nach Deutschland kam, begab er sich auf Jobsuche. Die Südafrikareise war quasi eine Belohnung für sein BWL-Diplom gewesen. Er war nun am Morgen ungewohnt früh in der WG-Küche anzutreffen, allerdings nicht im Schlafanzug, wie sonst, sondern in Hemd und Anzughose. Jede Woche absolvierte er mehrere Bewerbungsgespräche. Denn bevor er nicht endlich Geld verdiente, konnte er es sich nicht leisten, wieder nach Südafrika zu fliegen. Irgendwann fand er dann eine gut bezahlte Stelle in Berlin. Doch nach der ersten Freude machte sich gleich wieder Ernüchterung breit. Denn er hatte in der neuen Firma sechs Monate Probezeit – und damit Urlaubssperre.
    Und so stand auch nach einem Jahr Fernliebe immer noch nicht fest, wann sich Sven und Ruth nun wiedersehen würden. Fest stand nur eins: dass sie nach Hunderten SMS, E-Mails und Telefonaten ihren Beziehungsstatus eindeutig angeben konnten. Aus einem »Flirt« war »Liebe« geworden.
    Â»Das Kuriose war«, erzählt Sven und beißt in sein südafrikanisches Pommesbrötchen, »dass ich Ruths Mutter in Deutschland kennengelernt habe, als Ruth selbst noch in Südafrika war.«
    Â»Wie bitte?«, frage ich verwirrt. »Du hast ihre Mutter getroffen, und Ruth war gar nicht dabei?«
    Â»Ja, genauso war das«, sagt Sven.
    Â»Damals hattest du doch gerade mal zwei Wochen mit Ruth verbracht!«
    Ruth lacht. »Das war schon etwas komisch. Aber meine Mutter hat meine Schwester in den Niederlanden besucht«, erklärt sie. »Und da lag Berlin doch quasi um die Ecke. Die war ja auch neugierig, mit wem ich die ganze Zeit SMS schreibe. Aber ehrlich gesagt: Ich war total nervös. Ich war ja weit weg und konnte überhaupt nicht eingreifen.«
    Ruths Mutter und Sven trafen sich damals in einem Restaurant. »Ich habe vorher noch ein paar Geschenke für Ruth gekauft, die ich ihrer Mutter mitgeben wollte«, erzählt Sven. »Aber ich muss zugeben: Ich war unglaublich aufgeregt. Im Gegensatz zu Ruths Mutter, die war richtig cool. Sie sagte, dass Ruth tun solle, was sie glücklich mache.«
    Ich denke an meine eigene Mutter. Wie die wohl reagiert hätte, wenn Morten nicht aus dem nahen Dänemark, sondern aus Dschibuti, Delhi oder Daressalaam stammen würde? Da kann man noch so tolerant sein, und seinem Kind noch so vertrauen. Wer will schon, dass es Tausende Kilometer weit entfernt lebt, für die Ehe die Religion wechselt oder in eine Kultur einheiratet, die einem total fremd ist? Ich kann mir gut vorstellen: Auf den ersten Blick wäre es für meine Eltern schwierig, darin etwas Bereicherndes zu sehen.
    Â»Meine Mutter und mein Vater waren am Anfang auch ein bisschen geschockt, als sie Ruth kennenlernten«, erzählt Sven mit einem Grinsen. »Aber das lag wohl weniger an ihr, sondern eher an mir.« Dass die Freundin ihres Sohnes eine andere Hautfarbe hat und eine andere Sprache spricht, daran konnten sie sich schnell gewöhnen, erzählt Sven. »Aber ich selbst habe sie dann doch etwas überfordert.«
    Nachdem Sven am Ende seiner Probezeit endlich in Südafrika gewesen war, besuchte Ruth ihn nämlich in Deutschland. Es war Sommer, und Sven wollte seinen 30. Geburtstag daheim bei seinen Eltern feiern, mit alten Freunden und Verwandten. Am Nachmittag des 21. Juli saß Ruth also zum ersten Mal in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen am Kaffeetisch. Ein paar Brocken Deutsch konnte sie noch, denn sie war vor vielen

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