Tapas zum Abendbrot
Scheidungsrecht gelten â obwohl Mona Deutsche ist, Khaled Ãgypter und die Hochzeit in Ãgypten stattgefunden hat.
Hiltrud Stöcker-Zafari empfiehlt deshalb immer einen Ehevertrag, wenn eine Frau nicht ausschlieÃen kann, mit ihrem Mann auch länger in einem islamischen Land wie Ãgypten zu leben.
»Aber halten sich dann auch die Gerichte daran?«, frage ich. »Mal angenommen, Mona hält in ihrem Ehevertrag fest, dass sie sich scheiden lassen kann, wenn Khaled sich eine zweite Frau nimmt, dann beschneidet sie ihn ja in seinem Recht. Ãgyptischen Männern ist Polygamie schlieÃlich erlaubt.«
»Das stimmt«, sagt Hiltrud Stöcker-Zafari. »So ein Ehevertrag, das ist eine privatrechtliche Regelung. Wenn es tatsächlich zu einem Konflikt kommt, habe ich vor Gericht als Ausländerin nicht so gute Karten. Ob da ein Richter vor Ort zum Ehemann sagen würde: âºDas hast du unterschrieben, jetzt musst du dich daran haltenâ¹, das würde ich bezweifeln.«
Verwirrt schaue ich Hiltrud Stöcker-Zafari an: »Warum soll ich einen Vertrag aufsetzen, wenn der dann vor Gericht so oder so nicht gilt?«
»Ãgypter rennen ja nicht gleich zum Gericht. Da verhandeln die Familien miteinander. So ein Vertrag hat dann zwei Vorteile: Zum einen zwingt er das Paar dazu, sich über die wichtigen Fragen zu unterhalten und zu verständigen, bevor es Streit gibt. Zum anderen sind ja Verträge auch in Ãgypten eine gängige Form der Vereinbarung.« Die Familie des Mannes, so die Erfahrung der Fachfrau, könnte sich daran gebunden fühlen, selbst, wenn die Ehefrau vor Gericht kaum eine Chance hätte: » Er hat das unterschrieben, also muss er sich auch daran halten.« Daher sei es wichtig, dass der Vertrag so aussehe, wie es in Ãgypten üblich sei, damit die Familie ihn auch anerkenne. Ein deutscher Vertrag â selbst wenn man ihn übersetzen lieÃe â bringe einen da kaum weiter. »Die deutschen Auslandsvertretungen kennen Anwälte, die sowohl arabisch als auch deutsch sprechen«, erklärt Hiltrud Stöcker-Zafari. An die könne man sich wenden. Dennoch, warnt sie, solle man sich nicht zu groÃe Hoffnungen machen, dass man als deutsche Frau sein Recht in einem islamischen Land durchsetzen kann. »Im Konfliktfall würde ich eher sehen, dass ich da wegkomme«, sagt sie. Denn wenn es Streit gibt, dann würden normalerweise die Familien miteinander verhandeln. »Aber eine deutsche Frau hat ja keine Familie vor Ort. Das ist ihr Problem.«
Mona möchte über solche Probleme erst einmal gar nicht nachdenken. SchlieÃlich hofft sie darauf, dass Khaled bald nach Deutschland kommt. Sorgen macht sie sich trotzdem: Ob Khaled sich in Wismar wohlfühlen kann? Der Ausländeranteil liegt in Mecklenburg-Vorpommern bei gerade einmal 1,8 Prozent. Wenn die Stadt in den Nachrichten vorkommt, dann tauchen häufig die Begriffe »Rechtsradikale«, »Ãbergriffe« oder »Fremdenfeindlichkeit« auf. Mona hat Angst um Khaled und auch um sich. Nicht nur der Glatzköpfe wegen, die sie manchmal im Bus trifft. Auch weil Khaled hier ein Leben führen würde, auf das er nicht vorbereitet ist. Was, wenn er es hasst, von ihr abhängig zu sein, wenn er keinen Job findet, wenn er, weil er einen Akzent hat, wie ein Kind behandelt wird? Wie soll er das aushalten? Und wie soll Mona das aushalten?
»Deutschland ist doch viel zu gefährlich«
Jackson interessieren solche Fragen nicht, als er zum ersten Mal nach Deutschland kommt. Er macht sich keine Sorgen wegen Rassismus, dass er keinen Job finden könnte, dass er mit den Deutschen nicht klarkommt. Er ist ja auch erst einmal nur zu Besuch â und das ist aufregend genug. Jeden Morgen läuft er zum Fenster, blickt erwartungsvoll nach drauÃen. Vielleicht hat es geschneit, vielleicht liegt die Welt jetzt unter einer weiÃen Decke. Als eines Morgens die Wiese vor dem Haus glitzert, fragt er enthusiastisch: »Ist das Schnee?« Michaela, seine deutsche Freundin, lacht. »Nein«, sagt sie. »Das ist nur Raureif.«
Jackson pustet oft die Luft vor sich her, als er in diesem, seinem ersten deutschen Winter durch die StraÃen läuft. Wie verrückt, dass man seinen eigenen Atem auf einmal sehen kann, wenn es so kalt ist! Ganz so, als würde man rauchen und den Qualm ausblasen.
Er hat lange darauf gewartet, das alles endlich erleben zu
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