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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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der zudem fließend Englisch spricht, ist es wahrscheinlich kein Problem, dieses Niveau zu erreichen. Doch was, wenn man beispielsweise in China auf dem Land wohnt und kaum eine Chance hat, einen Deutschlehrer zu finden? Zumal ein Chinese erst einmal das lateinische Alphabet lernen muss, bevor er mit dem Vokalbelpauken anfangen kann. Es gibt Paare, die jahrelang nicht zusammenleben können, weil der ausländische Partner immer wieder durch den Test rasselt. Seit es diese neue Regel gibt, ist die Zahl derer gesunken, die einen Ehegattennachzug beantragen.
    In Nairobi bietet das Goethe-Institut zwar Kurse an. Doch die sind damals schon ausgebucht, als Jackson und Michaela von der deutschen Botschaft erfahren, dass er das Zertifikat braucht.
    Als er Monate später endlich die Prüfung ablegen kann, sollte der Hochzeit eigentlich nichts mehr im Wege stehen. »Aber Pustekuchen«, sagt Michaela. »Wir dachten damals, dass er das Visum innerhalb von einer Woche bekommen würde. Er hatte ja alles vorgelegt. Aber der Visaprozess dauerte ganze sechs Wochen.« Das Problem dabei: Ihr mühevoll organisiertes Ehefähigkeitszeugnis ist nur sechs Monate gültig und läuft genau in der Zeit ab, in der Jackson und Michaela auf das Visum warten. Also geht der ganze Prozess für Jacksons Ehefähigkeitszeugnis wieder von vorne los: In Nairobi muss sich ein Botschaftsmitarbeiter in seinen Jeep setzen und 200 Kilometer durchs kenianische Hochland fahren, bis in Jacksons Heimatdorf. Dort befragt er Verwandte und Nachbarn, ob der junge Herr tatsächlich nicht verheiratet ist. »Und natürlich muss man auch dafür wieder bezahlen«, erzählt Michaela heute.
    Dabei hat sie damals in Deutschland längst die Hochzeit geplant. Weil das Visum nicht kommt, muss sie alles wieder abblasen, den Saal, den sie reserviert hat, wieder freigeben, die Gäste informieren. »Das war schrecklich«, sagt sie.
    Als das Visum endlich da ist, kommt Jackson nach Deutschland, zieht einen schwarzen Anzug an und bindet sich eine rote Krawatte um. Sechs Jahre, nachdem er Michaela zum ersten Mal nach dem Gottesdienst getroffen hat, sechs Jahre, nachdem sie sich nur einmal im Jahr sehen konnten, werden die beiden endlich ein Ehepaar. Sie strahlen um die Wette. Sie ahnen ja auch noch nicht, dass ihr Kampf mit den Behörden nicht zu Ende ist.
    Denn nach der Hochzeit müssen die beiden die Aufenthaltsgenehmigung für Jackson beantragen. »Wir müssen noch einmal ihre Sprachfähigkeiten überprüfen«, sagt da plötzlich die Beamtin in der Ausländerbehörde, als Jackson und Michaela die Unterlagen abgeben. Offenbar kommt es vor, dass sich einige Ausländer das Zertifikat erschleichen und nie einen Kurs besucht oder einen Test gemacht haben – sie kaufen sich den Nachweis einfach. Daher ist die Dame skeptisch. »Dabei kann man in Kenia den Test nur am Goethe-Institut machen«, erzählt Jackson. »Von dort wurde das Zertifikat direkt an die deutsche Botschaft geschickt und die sollten es nach Deutschland schicken. So hat man mir das zumindest gesagt.« Er und Michaela versuchen zu erklären, dass sie das Dokument daher gar nicht gefälscht haben können, doch das hilft nicht.
    Â»Ich werde Ihrem Mann ein paar Fragen stellen«, sagt die Beamtin und schickt Michaela aus dem Zimmer.
    Als sie wieder hereinkommt, erzählt Jackson, dass er nur zwei von fünf Fragen beantworten konnte. Was sie denn gefragt habe, will Michaela von der Dame wissen. Doch die antwortet nicht. Ob sie eigentlich wisse, was die Anforderungen bei dem Sprachtest seien, bohrt Michaela noch einmal nach.
    Â»Da haben wir gemerkt, dass sie gar nicht wusste, was man auf diesem Sprach-Level können muss«, erzählt Jackson heute. »Wie will sie dann einen Test durchführen?«
    Aber er und Michaela wundern sich mittlerweile über fast gar nichts mehr. Selbst über den falschen Nachnamen kann sich Michaela nicht mehr richtig ärgern. »Mutu« steht heute in ihrem Pass, dabei trägt Jackson eigentlich »Munjassia« als Nachname. »Die deutschen Behörden verstehen eben nicht, dass das in Kenia alles nicht so strukturiert abläuft wie hier«, sagt Jackson. »Als meine Geburtsurkunde ausgestellt wurde, ist ein Fehler passiert: Der Nachname wurde auf die falsche Linie geschrieben. Hier hieß es dann, dass man das nicht so leicht ändern könne. Ich müsse zurück nach

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