Tapas zum Abendbrot
zu zeigen, ohne zu werten. Hat man danach wirklich Bedenken, sollte man diese auch äuÃern â dabei kommt es aber auf die Formulierung an. Wer sagt: »Um Himmels willen, ein Moslem!«, der löst wahrscheinlich eine Abwehrhaltung aus. Wer dagegen eine Unterhaltung beginnen will, wer den anderen zum Nachdenken bewegen möchte, der kommt mit Fragen viel weiter als mit Verurteilungen. Etwa mit diesen: »Habt ihr eigentlich schon mal darüber gesprochen, wie ihr das mit der Religion handhaben wollt, falls ihr Kinder bekommt?«; »Was müsstest du ändern, wenn ihr in seinem Land leben würdet?«; »Könntest du damit leben, wenn deine Tochter ein Kopftuch tragen soll?«
Ist erst einmal eine Gesprächsbasis hergestellt, dann kann man auch sagen, was einen stört. »Das kann sogar förderlich sein«, sagt Hiltrud Stöcker-Zafari. Eltern dürften durchaus ausdrücken, dass sie etwa Angst davor haben, wenn Sohn oder Tochter in ein weit entferntes Land ziehen. Man dürfe auch Kritik äuÃern. »Ein Blick von auÃen ist ja oft wertvoll. Vielleicht trifft man auch genau ins Schwarze.« Denn wer sich Sorgen macht, diese aber nie äuÃert, der tut sich und seinem Kind auch keinen Gefallen.
CurrysoÃe bis zum Ellbogen
Helmut Sedlmayr sagte seiner Tochter nur zwei Sätze, als sie ihren Eltern erklärte, dass sie sich in einen Inder verliebt hatte. Erstens: Willst du das wirklich mit allen Konsequenzen? Und zweitens: Wenn das so ist, dann unterstützen wir euch, wo wir nur können. »Ich wollte eben, dass sie weiÃ: Wir stehen hinter ihr, egal, wie sie sich entscheidet.« So konnten zwischen Eltern und Tochter erst gar keine Fronten entstehen.
Was es bedeutet, einen Mann aus einer ganz anderen Kultur zu heiraten, das weià die Tochter heute. Sie muss sich nun als Ausländerin in einem anderen Land zurechtfinden und wohnt 6500 Kilometer von ihren Eltern entfernt. Sie führt ein Leben als Hausfrau in einem bewachten und umzäunten Wohngebiet, sieht ihre Familie, ihre Brüder oft nur über Skype, und muss sich Sorgen machen, weil sie als WeiÃe bevorzugtes Ziel von Kriminellen ist.
Helmut Sedlmayr und seine Frau Elisabeth sind die Eltern von Susanne Ramamani, der jungen Frau aus Dettenhausen, die vor zwei Jahren mit ihrem Mann nach Indien gezogen ist. Noch heute erinnern sich die Eltern genau daran, wie es war, als Susanne ihnen gestand, dass sie sich in Amit verliebt hatte.
»Wir waren da gerade auch in Indien, sie arbeitete dort ja als Assistenzlehrerin, und wir haben sie besucht«, erzählt ihre Mutter. »Als sie uns erzählte, was los war, das war schon wie im Film. Ich war überhaupt nicht darauf gefasst, einmal einen indischen Schwiegersohn zu haben.«
Susannes und Amits Väter kannten sich damals bereits seit Jahren, weil sie beide engagierte Christen sind. Amits Vater leitet eine kleine Missionsstation in Indien, Helmut Sedlmayr war dort schon öfter zu Gast gewesen.
»Die gemeinsame Religion, das spielt für uns eine groÃe Rolle«, sagt Elisabeth Sedlmayr. »Wäre Amit Hindu, wäre ich sicher skeptischer gewesen.«
Helmut Sedlmayr setzte sich damals auch mit Amits Vater zusammen und besprach die Lage. Sie vereinbarten: Wir warten ab, ob das was Ernstes ist. Und wenn ja, dann geben wir unseren Segen dazu, dann helfen wir ihnen, dass das funktioniert.
»Ohne die Unterstützung unserer Eltern hätten wir es nicht gepackt«, sagt Susanne heute. »Wir waren gerade mal Anfang 20, und wir hatten kein Geld.« Susannes Eltern bezahlen Amit deshalb sogar einen einjährigen Intensivsprachkurs und später eine professionelle Videoausrüstung, damit er als Filmemacher arbeiten kann. »Miteinander auskommen, das mussten die beiden alleine«, sagt Vater Sedlmayr. »Aber ihnen finanziell zu helfen, das war das, was wir tun konnten.«
Susannes Eltern wollten damals, dass Amit in Deutschland gut ankommt, dass er sich wohlfühlt. Auch weil sie Angst hatten, dass die beiden nach Indien ziehen könnten, falls er hier nicht zurechtkommt. »Natürlich macht man sich Sorgen«, sagt Susannes Mutter. »Wer will schon, dass sein Kind so weit weg lebt?«
Als nach sieben Jahren in Deutschland feststand, dass Susanne und Amit tatsächlich nach Indien gehen würden, mussten sich Susannes Eltern schon zusammenreiÃen, um nicht zu klammern. Susanne und Amit wohnten
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