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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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verstummte, alle erhoben sich und ein Herold verkündete von der Flügeltür aus: »Der Rat Taquantas!«
    Dann zählte er die einzelnen Mitglieder auf, die nacheinander den Raum betraten und am Kopfende der Tafel Platz nahmen.
    »Und nun, eure Königliche Hoheit, Ihre Majestät Opalia von Taquanta!«
    Die Königin betrat den Raum in einem wunderschönen opalfarbigem Gewand aus Seide. Sie sah darin aus wieein Engel. Ihr Haar trug sie offen, und sie lächelte alle an. Nachdem sie in der Mitte des Rats ihren Platz eingenommen hatte, hob sie ihren Becher. Wir taten es ihr nach.
    »Meine lieben Freunde, ich danke euch allen von ganzem Herzen für euer Kommen. Ihr habt lange Reisen auf euch genommen, um unserem Land zur Seite zu stehen. Wie uns allen bewusst ist, werden wir nach der kommenden dritten Nacht in den Krieg gegen die Vampire ziehen. Sie sind mächtige Gegner, und es schmerzt mich zutiefst, dass es nötig ist, denn – ob gut oder böse – sie sind ein Teil Blutriens, ein Teil Taquantas und damit ein Teil von mir. Doch sie haben zum wiederholten Mal einen Menschen angegriffen. Die Umstände dieser Attacke möchte ich nicht weiter erläutern. Dieser Angriff war nun schon der elfte seit dem letzten Schneefall.«
    Sie schwieg einen Moment, schaute mit ernstem Gesicht in die Runde, dann hob sie wieder an: »Die Vampire sind mächtige Gegner. Unterschätzt sie nicht. Es wird einen Krieg geben und, so sehr es mich auch schmerzt, wir wissen alle, dass möglicherweise nicht jeder zurückkehren wird. Doch wer auch immer hinter den Mond kommt, denkt jede Minute, jede Sekunde des Kampfes daran, dass wir – Taquanta – eins sind. Und zwar bis zum Schluss. Usque ad fini!«, rief sie.
    »Usque ad fini!«, antworteten alle.
    Wir hoben unsere Becher, prosteten ihr zu und nahmen einen Schluck.
    ›Usque ad fini.‹ Ich hatte in der Schule einige Jahre lang Latein belegt, und wenn es dasselbe bedeutete, dann hiess das so viel wie ›Bis zum Ende‹. Ich wandte mich an Giardio, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie jemand wild mit den Armen fuchtelte – Quintus winkte uns quer durchden Raum hindurch zu. Ich musste lachen, winkte zurück und gab ihm mit einer Geste zu verstehen, ich würde später zu ihm kommen.
    »Was heisst ›Usque ad fini‹? Es ist doch Latein, oder?«, fragte ich Giardio.
    Er sah mich ein wenig verwirrt an.
    »Du meinst Latan. In Latan heisst es ungefähr ›Bis zum Ende‹.«
    Aha. Latan, Latein, noch eine Parallele zwischen dieser Welt und meiner. Und, viel wichtiger in meinen Augen, ich hatte recht gehabt. Bis zum Ende. Das gefiel mir. Es drückt aus, dass sie ein Team waren, dass sie bis zum Schluss füreinander da waren. Dass niemand je allein sein würde.
    »Eröffnet das Schlachtenmahl«, kommandierte die Königin. Plötzlich wurden alle Seitentüren geöffnet, und Dutzende von Dienern mit riesigen Platten, gefüllt mit lecker duftenden Speisen, traten ein. Sie wurden in die Mitte der Tische gestellt, und man durfte sich von dem nehmen, was einem gerade ansprach. Vor mir lagen verschiedene Salate, Fische, Fleischarten, Suppen, Reisgerichte, Süssspeisen, Kuchen und viele mir unbekannte Dinge. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, ich hätte schon jedes Gericht probiert, so voll war ich. Doch immer, wenn ich mich umschaute, entdeckte ich etwas Neues, noch Köstlicheres. Es war zum Verzweifeln.
    Alles, was Giardio sich auf den Teller lud, bot er auch mir an. Manchmal steckte er mir aus heiterem Himmel seinen Löffel in den Mund und ich musste erraten, was es war. Oder es kam vor, dass ich ihm etwas, das ich besonders oder gar nicht mochte, einfach auf den Teller schob, ohne dass er es merkte. Erst wenn ich in Gelächter ausbrach wegen seines konfusen Gesichtsausdrucks, merkte er es.Wir hatten viel Spass, ich unterhielt mich mit verschiedenen Leuten und knüpfte neue Bekanntschaften. Nach einer Weile fingen die Leute an, die Plätze zu tauschen, um mal mit dieser oder jener Person zu plaudern, auch ich bekam neue Gesellschaft. Zwischendurch vollzog immer wieder ein anderes Ratsmitglied ein Ritual, das ich fasziniert verfolgte. Es ging stets darum, den Sieg im Krieg zu beschwören.
    Im Laufe des Abends kam auch der Hofnarr zu Giardio und mir, um uns zu unterhalten. Er hiess Cookie Fritz und trug eine knallbunte Mütze mit hinunterhängenden Stacheln und Glöckchen, unter der seine stachligen grüngelben Haare hervorschauten. Er hatte bernsteinfarbene Augen und ein ansteckendes Lachen, war

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