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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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aussergewöhnlich gross, dünn und geradezu erschreckend beweglich. Cookie Fritz schlug einen Purzelbaum nach dem anderen, hängte hie und da noch ein Rad oder einen Salto an und beendete schliesslich seine kleine Vorführung unter tosendem Applaus und Gelächter mit einem Handkuss, der mir gewidmet war. Ich lachte aus vollem Herzen. Irgendwann, der Mond stand schon lange am Himmel, spielten die Musiker ein Lied, das einem Walzer glich.
    »Darf ich bitten?« Giardio stand von seinem Platz auf, verbeugte sich vor mir und streckte mir die Hand entgegen.
    »Gerne.«
    Er führte mich auf die Tanzfläche, auf der schon viele Paare tanzten. Giardo legte mir eine Hand auf die Taille, ich legte ihm meine auf die Schulter, und mit der anderen Hand hielt er meine. Wir bewegten uns in Kreisen, er wirbelte mich herum, wir liessen uns los und fanden wieder zueinander. Es war beschwingter als ein Walzer, bereitete mir aber auch grösseres Vergnügen.
    Quintus tippte Giardio auf die Schulter.
    »Dürfte ich auch mal mit ihr das Tanzbein schwingen?« Wir lachten.
    »Selbstverständlich, wenn es der Dame recht ist.«
    Das war es. Mittlerweile spielten die Musiker eine noch ausgelassenere Melodie, und Quintus wirbelte mit mir ausgiebig über die Tanzfläche. Nicht unbedingt so geschickt wie Giardio, dafür umso lustiger, weil immer wieder andere Paare uns ausweichen mussten. Dann wurde Quintus von einem anderen Herrn abgelöst, der wiederum von jemand anderem und so weiter, bis ich mit ungefähr sieben verschiedenen Männern getanzt hatte, darunter auch Cookie Fritz – interessant, denn er hatte mich durch die Luft gewirbelt und immer wieder einen Purzelbaum oder Salto eingebaut.
    Die Musikanten, bestehend aus einem Herrn, der auf einem Instrument – eine Mischung aus Banjo und Gitarre – spielte, einer Dame, die in eine zweiköpfige Flöte blies, einem Mann, der auf einem um die Hüften geschnürten, klavierähnlichen Tasteninstrument klimperte und einer Lady, die eine Harfe mit krummen Saiten zupfte, stimmten gerade einen Gruppentanz an – eine Formation, bei der man teilweise zu zweit, teilweise zu viert tanzte – als mein Tanz mit Frantunder Kappiloto unterbrochen wurde. Jemand räusperte sich. O nein, bitte, lass es nicht wahr sein.
    »Sie hätten doch nichts dagegen, wenn ich Sie ablöse?«, fragte James mit einem zuckersüssen Lächeln, und bevor mein Tanzpartner Einspruch erheben konnte, führte mich James auch schon davon. Seine Hand fühlte sich eiskalt an auf meiner Taille, und ich musste mir Mühe geben, freundlich zu lächeln, als er mich näher zu sich heranzog.
    »Sie sehen heute Abend bezaubernd aus, Mylady. Rot steht Ihnen wirklich gut.«
    »Danke«, erwiderte ich abweisend.
    Er lächelte so selbstbewusst, als wäre er der König dieses Schlosses. Wie gerne hätte ich ihm dieses doofe Lächeln mit einer schallenden Ohrfeige aus dem Gesicht gewischt.
    »Ist etwas nicht in Ordnung? Sind Sie nicht bei Gesundheit?«
    »Alles bestens, danke der Nachfrage.«
    Er nickte leicht, und ich atmete aus, als er für einen Moment die Hand von meiner Taille nahm, um mich im Kreis zu wirbeln.
    »Gefällt Ihnen der Abend nicht?«, hakte er nach.
    »Er ist traumhaft.« Ich wusste, es wäre höflicher, hätte ich ihn ebenfalls etwas gefragt, aber ich wollte dieses Gespräch keinesfalls verlängern. Er war mir einfach nicht sympathisch.
    »Ist etwas zwischen …«,er brach ab, als wir in eine Vierer-Formation gingen, und nahm den Satz dann wieder auf, »zwischen Ihnen und Sir Giardio vorgefallen?«
    Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen. Woher wusste er das? Mein Gesicht musste einmal mehr Bände gesprochen haben, denn er lächelte wissend.
    »Nein, alles bestens.«
    »Tatsächlich? Denn ich hatte den Eindruck, als sei zwischen euch …«, weiter kam er nicht, denn in diesem Moment tippte ihm Giardo auf die Schulter.
    »Lord McBlood, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich übernehme?«
    Fast hätte ich vor Freude und Erleichterung gequietscht.
    »Nicht im Geringsten.«
    Er lächelte mich noch einmal an, zog andeutend eine Augenbraue hoch, verbeugte sich, gab mir einen Handkuss und ging davon. Ich erstarrte. Bildete ich mir das ein oder waren auf seiner Hand leichte Abdrücke? Abdrücke von Zähnen? Abdrücke von …
meinen
Zähnen? Ein Bild blitzte vor meinem inneren Auge auf. Ein Bild von mir in meinem Bett, wie ich einem Unbekannten mitten in der Nacht in die Hand biss. Ich schüttelte den Kopf und das Bild verblasste gerade noch

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