Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
Vom Netzwerk:
Saal geführt. Vor den Wänden, die mit blutroten Teppichen verhängt waren, flackerten Fackeln. In der großen, fensterlosen Halle war es kühl und feucht. An der Stirnseite des Raumes stand ein aus schwarzem Holz geschnitzter Thron, darauf saß eine Frau. Ihr langes Haar schimmerte silbern im Fackelschein, ihr Antlitz war jung und betörend schön. Weiß hob sich ihre Haut von der Purpurfarbe ihres Gewandes ab. Hals und Nacken waren von Perlenketten umschlungen; mit Edelsteinen besetzte Armbänder blitzten um ihre Handgelenke; in den schweren Goldringen, die sie an den Fingern trug, spiegelte sich das Flackern der Fackeln wider. Ihr zu Füßen lag Gwydions Schwert.
    Die Schöne erhob sich rasch. »Schande über mein Haus!«, rief sie ihren Kriegern zu. »Warum hat man die Wunden dieser beiden Männer nicht versorgt, wie es sich gehört? Dafür werdet ihr euch zu verantworten haben!« Sie zeigte auf Taran. »Der Ärmste vermag sich ja kaum auf den Füßen zu halten. Rasch doch, bringt Speise und Trank herbei und Arzneien für ihre Wunden!«
    Wiederum wandte sie sich an Taran. »Armer Kleiner«, sagte sie mitleidig lächelnd und berührte seinen verletzten Arm mit einer ihrer zarten, blassen Hände. Taran spürte, wie sein ganzer Körper von einer tröstlichen Wärme durchflutet wurde. Ein wohltuendes Gefühl der Ruhe überkam ihn – einer Ruhe, die ihn an längst vergangene Zeiten erinnerte: an das warme Bett seiner Kinderzeit und an schläfrige Sommernachmittage in Caer Dallben. Aus weiter Ferne hörte er eine weibliche Stimme fragen: »Wie kommst du hierher?«
    »Wir haben den Avren-Fluss überschritten«, sagte Taran bereitwillig, »und mit einem Mal …«
    »Schweig!«, unterbrach ihn Gwydion. »Weißt du nicht, dass Achren vor dir steht? Sie lockt dich in eine Falle!«
    Tarans Atem ging schwer. Er konnte nicht glauben, dass Gwydion recht haben sollte. So viel Schönheit – und nichts wie Bosheit und Tücke dahinter? Immerhin schien es geboten, den Mund zu halten.
    »Nun?«, wandte die Frau sich erstaunt an Gwydion. »Was Ihr da sagtet, klang nicht gerade freundlich. Für diesmal will ich es Eurer Verwundung zugute halten, doch warne ich Euch! Wer seid Ihr, was sucht Ihr hier?«
    In Gwydions Augen blitzte es auf. »Ihr kennt mich so gut, Achren, wie ich Euch!«, hielt er ihr entgegen.
    »Man hat mir berichtet, Fürst Gwydion reise durch meine Lande«, sagte sie ungerührt. »Das ist alles.«
    »Und Arawn? Er hat seine Krieger ausgesandt, um uns erschlagen zu lassen!«, rief Gwydion. »Sie stehen in Eurer Halle, und Ihr wollt von nichts gewusst haben?«
    »Die Kesselkrieger hatten den Auftrag, Euch aufzuspüren und in mein Schloss zu bringen – nicht aber, Euch zu töten. Sonst stündet Ihr jetzt nicht hier«, entgegnete Achren. »Da ich Euch nun von Angesicht sehe, Fürst Gwydion, bin ich froh, dass Ihr noch am Leben seid. Es gibt mancherlei zwischen uns zu besprechen, was Euch von Nutzen sein kann.«
    »Wenn Ihr mit mir verhandeln wollt, bindet mich los und gebt mir mein Schwert zurück!«, sagte Gwydion.
    »Stellt Ihr mir etwa Bedingungen?«, fragte Achren mit sanfter Stimme. »Offenbar habt Ihr mich missverstanden. Ich habe Euch etwas zu bieten, das wertvoller ist als die Freiheit und alle Waffen der Welt. Damit meine ich – Euer Leben, Fürst Gwydion!«
    »Was verlangt Ihr dafür?«
    »Ich hatte an einen Tausch gedacht«, sagte Achren und deutete auf Taran. »Doch ich sehe, dass Euer Begleiter kein Mann von Rang ist. – Nun, es gibt andere Dinge, die wert sind, darum zu feilschen. Ihr kennt mich nicht ganz so gut, wie Ihr glaubt, Fürst. Es gibt keine andere Zukunft für Euch als durch mich. Darüber solltet Ihr Euch im Klaren sein, und ich verpfände mein Wort dafür …«
    »Euer Wort? Es stinkt nach Annuvin!«, rief Gwydion. »Spart Euch die Mühe, ich kenne Euch durch und durch!«
    Achrens Gesicht wurde fahl. Mit beiden Fäusten schlug sie auf Gwydion ein. Sie zerkratzte ihm mit den Fingernägeln die Wangen. Dann riss sie sein Schwert aus der Scheide und ging damit auf ihn los. Gwydion blickte ihr starr in die Augen, er rührte sich nicht. Sie schickte sich an, ihm das Schwert durch den Hals zu stoßen – doch hielt sie im letzten Augenblick inne. »Nein!«, schrie sie. »Ich töte dich nicht! Du sollst Dinge erleben, die tausendmal schlimmer sind als der Tod. Und hast du zu meinen Worten auch wenig Zutrauen – dieses Versprechen halte ich!«
    Achren holte aus und schleuderte Gwydions Schwert mit

Weitere Kostenlose Bücher