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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Gesichtszüge waren erstarrt in der eisigen Maske des Todes.
    Noch einmal blitzte Gwydions Schwert auf. »Flieh!«, rief er Taran zu. »Das sind die Kesselkrieger, man kann sie nicht töten! Schwing dich auf Melyngar und versuche hier wegzukommen!«
    Taran stemmte sich fester gegen den Eichenstamm, das Jagdmesser kampfbereit. Einen Augenblick später fielen die Kesselkrieger über sie her. Der Junge wurde von Furcht erfasst wie von schwarzen Flügeln. Was ihn am meisten erschreckte, waren weder die leichenblassen Gesichter seiner Gegner noch ihre toten Augen: Es war die gespenstische Lautlosigkeit, mit der sie sich bewegten. Stumm schwangen sie die Schwerter. Metall klirrte auf Metall. Unbarmherzig schlugen sie zu, immer wieder und wieder. Gwydions Klinge fuhr einem von ihm durch die Brustwehr und bohrte sich tief in sein Herz. Der bleiche Krieger gab keinen Laut von sich; kein Blutstropfen floss aus der Wunde, als Gwydion die Waffe herauszog. Der Kesselkrieger schüttelte sich nur einmal, ohne dabei eine Miene zu verziehen, und schon drang er von neuem auf Gwydion ein. Gwydion wehrte sich wie ein in die Enge getriebener Wolf, mit gefletschten Zähnen und funkelnden Augen. Taran stürzte sich mit dem Messer auf einen der stummen Krieger. Ein Schwertstreich traf ihn am Arm, das Jagdmesser flog im hohen Bogen ins Farnkraut.
    Gwydion blutete an der Stirn und am Jochbein. Einmal gab er sich eine Blöße. Einer der beiden Kesselkrieger versetzte ihm einen Hieb vor die Brust. Gwydion drehte sich weg und stieß ihm das Schwert in die Seite. Die fahlen Krieger bedrängten ihn nur umso heftiger. Plötzlich ließ Gwydion ermattet den Arm sinken und begann zu taumeln. Mit einem Aufschrei brach er in die Knie. Mit letzter Kraft versuchte er, noch einmal das Schwert zu schwingen. Die Kesselkrieger warfen die Waffen weg. Dann ergriffen sie Gwydion, rangen ihn zu Boden und fesselten ihn.
    Nun stürzten sich die zwei übrig gebliebenen Reiter auf Taran. Der eine packte ihn an der Kehle, der andere band ihm die Hände auf dem Rücken fest. Er wurde zu Melyngar gezerrt und ihm wie eine Jagdbeute aufgeladen, Seite an Seite mit Gwydion.
    »Schlimm verwundet?«, flüsterte der ihm zu.
    »Nein«, sagte Taran. »Und Ihr?«
    »Ich habe schon Schlimmeres überlebt«, meinte Gwydion, und mit bitterer Stimme fügte er hinzu: »Warum bist du nicht geflohen, wie ich es dir befohlen hatte? Wenn ich gegen die Kesselkrieger auch machtlos bin, den Rückzug hätte ich dir auf jeden Fall decken können. – Nun, immerhin hast du tapfer gefochten, Taran von Caer Dallben!«
    Taran musste an das flammende Netz von Gras denken, das Gwydion vor seinen Augen geknüpft hatte, bevor sie über den Avren gegangen waren.
    »Ihr seid kein gewöhnlicher Heerführer!«, raunte er ihm ins Ohr. »Auch Ihr seid ein Zauberer!«
    Gwydion schüttelte traurig den Kopf. »Ich verstehe nur wenig von den geheimen Künsten«, sagte er. »Dallben hat es mich gelehrt. Wie du siehst, hat es nicht einmal dazu gereicht, einen tapferen Freund vor dem Zugriff Arawns zu schützen.«
    Einer der Kesselkrieger trieb sein Pferd an die Seite Melyngars, löste die Peitsche vom Gürtel und ließ sie erbarmungslos auf die Gefangenen niedersausen.
    »Schweigen wir lieber«, wisperte Gwydion. »Das Reden bringt uns nur Schläge ein. Sollten wir uns nicht wiedersehen – leb wohl!«
    Der Trupp ritt lange Zeit, ohne anzuhalten. Als sie den seichten Ystrad durchwateten, drängten sich die Kesselkrieger von beiden Seiten dicht an die Gefangenen heran und nahmen sie in die Mitte. Taran versuchte noch einmal mit Gwydion zu sprechen. Ein Peitschenhieb schnitt ihm das Wort ab. Die Kehle des Jungen war ausgetrocknet, ihm schwindelte. Er konnte nicht feststellen, wie lang sie unterwegs waren, denn von Zeit zu Zeit fiel er in Fieberträume. Die Sonne stand noch am Himmel, als sie den Fuß eines steinigen Hügels erreichten, auf dessen Kuppe sich eine graue, mit Türmen und drohenden Zinnen bewehrte Festung erhob. Melyngars Hufe klapperten eine Zeit lang auf einem gepflasterten Weg bergan, dann tat sich ein Burghof vor ihnen auf. Rohe Hände zerrten Taran von Melyngars Rücken und trieben ihn einen gewölbten Gang entlang. Wenige Schritte vor ihm wankte Gwydion in einer Gruppe von Wächtern dahin. Taran versuchte ihn einzuholen; aber der Hieb eines Kesselkriegers zwang ihn auf die Knie. Einer der Wächter zog ihn wieder hoch und stieß ihn weiter.
    Schließlich wurden die Gefangenen in einen geräumigen

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