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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Dallben«, antwortete der Junge. Doch im nächsten Augenblick stutzte er. Vielleicht war das alles nichts weiter als eine neue Falle.
    »Angenehm«, sagte Eilonwy guter Dinge. »Bist du ein großer Heerführer oder ein Kriegsheld, ein Barde, ein Edelmann – oder womöglich ein seltenes Ungeheuer?«
    »Ich bin nichts dergleichen«, gestand Taran; und doch fühlte er sich ein wenig geschmeichelt bei dem Gedanken daran, wofür Eilonwy ihn gehalten hatte.
    »Was bist du denn dann?«
    »Ich?«, sagte Taran. »Ich bin Hilfsschweinehirt.«
    Eilonwy war entzückt. »Wie aufregend!«, rief sie. »Von dieser Sorte bist du der Erste und Einzige, den wir je hatten – es sei denn, der arme Kerl in dem anderen Verlies ist auch einer.«
    »Was weißt du von ihm?«, fragte Taran schnell. »Lebt er noch?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Eilonwy. »Als ich durchs Gitter zu ihm hineinschaute, hat er sich nicht bewegt – doch was sagt das schon? Wenn er tot wäre, hätte Achren ihn längst an die Raben verfüttert. Nun aber, wenn du nichts dagegen hast – bitte, die Kugel!«
    »Ich kann sie nicht aufheben«, sagte Taran. »Du musst wissen, dass ich gefesselt bin.«
    »Oh!«, meinte Eilonwy überrascht. »Dann wird mir vermutlich nichts anderes übrig bleiben, als sie mir selbst zu holen.«
    »Wie willst du das anstellen?«, fragte der Junge. »Siehst du nicht, dass ich hier eingesperrt bin?«
    »Natürlich sehe ich das«, sagte Eilonwy. »Wenn man jemand in ein Verlies steckt, muss man es wohl auch zusperren. Ich gestehe dir offen, Taran von Caer Dallben, dass du mich mit mancher deiner Äußerungen überraschst. Nimm es mir bitte nicht übel, aber erfordert der Beruf eines Hilfsschweinehirten eigentlich viel Verstand?«
    Plötzlich brach hinter den Gitterstäben ein Heidenlärm los. Die blauen Augen verschwanden vom Fenster. Taran konnte sich nicht erklären, was draußen vorging. Er hörte ein schrilles, zorniges Kreischen, dem ein länger anhaltendes Heulen folgte, und schließlich das Klatschen von Peitschenhieben.
    Die blauen Augen kehrten nicht wieder. Taran ließ sich aufs Stroh zurücksinken. Wieder umfing ihn die Einsamkeit seiner winzigen Zelle, und plötzlich ertappte er sich dabei, dass er den Wunsch hatte, Eilonwy möchte wiederkommen. Sie war die geschwätzigste kleine Person, die ihm je begegnet war, und sicher genauso verrucht und böse wie alle anderen Bewohner von Spiral Castle – auch wenn es ihm schwerfiel, daran zu glauben.
    Das Gitter zu Tarans Haupt verdunkelte sich. Nacht brach über die Zelle herein, kühle, schwarze Nacht. Knarrend öffnete sich die schwere Eichentür. Taran hörte, wie etwas zu ihm hereingeschoben wurde, und kroch darauf zu. Es war eine flache Schale, er schnupperte misstrauisch daran herum. Eine vergiftete Speise etwa? Vorsichtig berührte er den Inhalt mit der Zunge. Die Schale enthielt nur ein wenig Wasser, lauwarm und schal. Taran war so durstig, dass er das Gesicht hineintunkte und es gierig aufschlürfte.
    Dann ringelte er sich zusammen und versuchte einzuschlafen. Die Riemen, mit denen man ihm die Arme gefesselt hatte, schnitten ins Fleisch, die Hände waren dick angeschwollen und taub. Ein Albtraum befiel ihn. Laut schreiend fuhr er daraus empor. Er fasste sich halbwegs wieder und hörte im nächsten Augenblick ein scharrendes Geräusch unter sich im Stroh.
    Erschrocken taumelte Taran hoch, das Scharren hielt an.
    »Geh weg!«, ließ sich eine zarte Stimme vernehmen.
    Taran blickte verdattert umher.
    »Geh vom Stein weg!«
    Er trat einen Schritt beiseite. Die Stimme kam unter dem Stroh hervor. »Ich kann ihn nicht hochheben, Dummkopf, solange du draufstehst!« Taran wich an die Wand zurück. Im Schein der leuchtenden Kugel sah er zu seinem Erstaunen, wie sich eine der steinernen Bodenplatten zu heben begann und von einer unsichtbaren Kraft zur Seite geschoben wurde. Aus der Öffnung im Fußboden tauchte ein schlanker Schatten empor.
    »Wer bist du?«, fragte Taran entgeistert.
    »Wen hast du denn erwartet?«, entgegnete Eilonwy sanft. »Mach bitte keinen solchen Lärm! Ich sagte dir doch, dass ich kommen würde. – Oh, und da ist ja auch meine Kugel!«
    Eilonwy bückte sich über den leuchtenden Ball, und das Licht in der Zelle erlosch.
    »Wo bist du?«, rief Taran. »Ich kann nichts mehr sehen!«
    »Wenn’s weiter nichts ist«, meinte Eilonwy und legte die Kugel wieder auf den Fußboden. Augenblicklich wurde die Zelle von goldenem Licht erfüllt.
    Taran schaute verwundert drein.

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