Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
versuche …«
Taran unterbrach sie abermals. »Rasch!«, drängte er. »Führe mich nun zu meinem Gefährten!«
»Das werde ich nicht tun!«, entgegnete Eilonwy. »Es ist besser, wenn ich allein zu ihm gehe, ihn freilasse und ihm vorschlage, draußen auf dich zu warten.«
»Weshalb willst du die Dinge unnötig erschweren?«, wandte der Junge ein.
»Weil das Licht meiner Goldkugel kaum für zwei reicht«, erklärte Eilonwy, »aber gewiss nicht für drei.«
»Nun gut«, stimmte Taran ihr zu, »befreie zuerst meinen Freund, er wird hoffentlich laufen können. Wenn nicht, musst du auf der Stelle zurückkommen und es mir sagen. Dann müssen wir uns was ausdenken, wie wir ihn wegbringen. – Übrigens ist da noch Melyngar, unser weißes Ross. Kannst du herausfinden, wo es steckt?«
»Vermutlich im Pferdestall«, sagte Eilonwy, »wo denn sonst?«
»Du musst auch das Ross herbeischaffen«, bat Taran. »Und Waffen brauchen wir außerdem. Ob du uns welche besorgen kannst?«
Eilonwy nickte eifrig. »Ich stelle mir das sehr aufregend vor und sehr lustig!« Schadenfroh vor sich hin kichernd, hob sie die leuchtende Kugel vom Boden auf und umschloss sie mit beiden Händen. Das Licht in der Zelle erlosch. Geräuschvoll wurde die steinerne Fußbodenplatte an ihren ursprünglichen Platz zurückgeschoben, dann verhallte Eilonwys silberhelles Lachen in der Tiefe des Berges. Taran begann in seinem Verlies auf und ab zu gehen, neue Hoffnung erfüllte ihn. Es war freilich die Frage, wie weit man sich auf das flatterhafte Mädchen verlassen konnte.
Eilonwy schien die besondere Gabe zu haben, alles, was sie sich vornahm, im nächsten Augenblick zu vergessen.
Und wenn sie in Achrens Diensten stand – ihn an sie verriet?
»Vielleicht ist dies alles bloß eine neue Falle«, dachte Taran, »eine andere Art von Quälerei: Man verspricht mir die Freiheit, um sie mir wieder wegzunehmen …« Nein, wie dem auch war, viel schlimmer konnte es nicht mehr kommen.
Um seine Kräfte zu schonen, legte sich Taran aufs Stroh nieder und versuchte sich zu entspannen. Sein verwundeter Arm schmerzte kaum noch. Seit er die Schale mit Wasser leer geschlürft hatte, war auch der Durst vergangen.
Er hatte keine Ahnung davon, wie lange man wohl brauchte, um durch die unterirdischen Gänge zu wandern. Je weiter die Zeit dahinschwand, desto ungeduldiger wurde er.
Schließlich machte er den Versuch, die Fußbodenplatte, unter der Eilonwy verschwunden war, anzuheben. Vergebens! Die Platte bewegte sich nicht vom Fleck, er riss sich an den Kanten bloß die Finger blutig.
Die Falle
or der eisenbeschlagenen Tür wurden Schritte laut, Taran presste das Ohr ans Türschloss. Er hörte den Marschtritt bewaffneter Männer, das Klirren von Rüstungen. Eilonwy hatte ihn also doch betrogen! Er stellte sich mit dem Rücken zur Wand. Wenn sie ihn holen kamen, wollte er sich zur Wehr setzen. Aber womit? Er hob eine Hand voll Stroh auf, bereit, es den Leuten Achrens ins Gesicht zu schleudern. Das war lächerlich, und es war sinnlos, er wusste es. Warum bin ich nicht Gwydion?, dachte er bitter. In Gwydions Händen würde das Stroh sich zu Feuerbränden verwandeln wie gestern das Netz von Gras! Die Schritte dröhnten an seiner Tür vorbei. Galten sie einer der Nachbarzellen? Doch nein, sie entfernten sich und verhallten am anderen Ende des Ganges. Taran seufzte erleichtert auf. Vielleicht war es bloß die Wachablösung gewesen.
Das Stroh fiel ihm aus der Hand. Er rechnete nicht mehr mit Eilonwys Rückkehr. Die mit ihren falschen Versprechungen! Sie war eine dumme Gans. Wenn die Kesselkrieger kamen, um ihn zu holen, würde sie lachen und ihren Spaß daran haben, das stand fest für ihn.
Er vergrub das Gesicht in den Händen. Eilonwys Stimme verfolgte ihn, hatte sie ihn eben wieder genarrt? Oder – sollte er ihre Stimme tatsächlich gehört haben?
»Musst du jedes Mal auf dem falschen Stein sitzen?«, fragte Eilonwy. Taran sprang auf und schob hastig das Stroh zur Seite. Die Steinplatte wurde emporgehoben. Im Lichtschein der goldenen Kugel sah Taran, dass Eilonwy ein zufriedenes Gesicht machte.
»Dein Gefährte ist frei«, verkündete sie, »und Melyngar auch. Ich habe sie beide in einem Gehölz versteckt, vor dem Schloss draußen. Dort erwarten sie dich. – Schau bitte nicht so drein wie jemand, der seinen eigenen Namen vergessen hat, ja? Wenn es dir recht ist, können wir nun zu ihnen gehen.«
»Hast du auch Waffen besorgt?«, wollte Taran wissen.
»Das ging
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