Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
es vor zu schweigen. Er wendete die Rotschimmelstute und trieb sie zum Brunnen.
Prinzessin Eilonwy und der alte glatzköpfige Coll halfen Taran auf die Füße.
»Hast du nichts Besseres zu tun, mein Junge, als dich mit fremden Leuten herumzuschlagen?«, brummte Coll gutmütig; und Eilonwy fügte hinzu: »Wie kannst du dich mit ihm einlassen, wenn er zu Pferd ist – und du zu Fuß!«
»Das nächste Mal soll er mich kennenlernen!«, knurrte Taran.
Dallben widersprach ihm und sagte: »Das nächste Mal halte dich Ellidyr gegenüber gefälligst zurück! Das mag nicht sehr großartig sein – und dennoch solltest du es versuchen. Geh jetzt! Prinzessin Eilonwy wird dir behilflich sein, wieder ein menschenwürdiges Aussehen zu erlangen.«
Niedergeschlagen folgte Taran dem goldblonden Mädchen in die Waschküche. Mehr noch als die Prügel, die Ellidyr ihm verabreicht hatte, schmerzten ihn dessen höhnische Worte. Und dass Eilonwy ihn besiegt zu Füßen des Prinzen von Pen-Llarcau gesehen hatte, wurmte ihn ganz besonders.
»Wie konnte das nur geschehen?«, fragte Eilonwy, während sie Taran mit einem feuchten Lappen das Gesicht abwischte. Der Junge gab keine Antwort, mürrisch überließ er sich ihrer Fürsorge.
Noch ehe das Mädchen mit der Arbeit fertig war, erschien eine über und über behaarte, mit Blättern und Zweigen gespickte Gestalt am Fenster, schwang sich herein und begann zu zetern.
»O Jammer und Schande! Der gute, kluge, treue und tapfere Gurgi hat alles gesehen! Knüffe und Püffe für den armen, guten, jungen Herren – Schrammen und Beulen, es ist zum Heulen! Der wackere Gurgi ist voll des Mitleids für seinen geliebten Gönner, und außerdem hat er Neuigkeiten für ihn, gute und wichtige Neuigkeiten! Ein mächtiger Fürst kommt von Norden geritten: Hopp-hopp im Galopp, auf weißem Pferd mit schwarzem Schwert. O Jubel und Freude, nach allem Leide!«
Was sagst du da?«, rief der Junge. »Meinst du etwa den Fürsten Gwydion? Das kann nicht wahr sein!«
»Und doch ist es wahr«, sagte eine wohlbekannte Stimme hinter ihnen.
Fürst Gwydion stand im Türrahmen.
Mit einem Ausruf der Überraschung stürzte Taran auf ihn zu und ergriff seine Hand. Eilonwy schlang die Arme um Gwydions Hals, während Gurgi erfreut im Kreise um sie herumtanzte. Als Taran den Fürsten zuletzt gesehen hatte, war Gwydion reich und prächtig gewandet gewesen, wie es ihm als dem obersten Feldherrn des Hauses Don zukam. Heute indessen trug er bloß einen einfachen Kapuzenmantel und einen groben, schmucklosen Rock. Bewaffnet war er mit Dyrnwyn, dem Zauberschwert in der schwarzen Scheide, das Eilonwy ihm geschenkt hatte.
»Seid mir alle gegrüßt!«, rief er. »Gurgi sieht noch genauso hungrig aus wie immer, und Eilonwy ist noch schöner geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.« Dann wandte er sich dem Jungen zu, und während ein Lächeln über sein von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht huschte, meinte er: »Du aber, Taran, scheinst mir ein bisschen mitgenommen zu sein. Dallben hat mir erzählt, was geschehen ist.«
»Ich habe den Streit nicht gesucht«, erklärte der Junge trotzig.
»Aber er hat dich gefunden, Taran von Caer Dallben!«
Gwydion trat einen Schritt zurück, musterte Taran aufmerksam aus seinen grünen Augen und wiegte das zottige, wolfsgraue Haupt. »Wie groß du geworden bist, Junge! Hoffentlich hast du an Weisheit ebenso viel dazugewonnen wie an Länge! Nun, man wird sehen. Jetzt muss ich mich für die Ratsversammlung bereitmachen.«
»Wofür?«, rief Taran. »Dallben hat nichts von einer Ratsversammlung gesagt. Er hat uns nicht einmal verraten, dass Ihr hierher kommt.«
»Als ob Dallben überhaupt jemals jemandem etwas verraten würde!«, warf Eilonwy ein.
»Dass er mit seinem Wissen sparsam umzugehen pflegt, müsstet ihr allmählich gemerkt haben«, meinte Gwydion.
»Ja, es soll eine Ratsversammlung hier stattfinden. Soviel mir bekannt ist, werden einige wichtige und berühmte Männer dran teilnehmen.«
»Und ich?«, unterbrach ihn Taran aufgeregt. »Werde ich mit dabei sein? Schließlich habe ich viel gelernt in der letzten Zeit. Ich habe an Eurer Seite gefochten, ich habe mit Euch zusammen …«
»Gemach, gemach!«, erwiderte Gwydion. »Wir haben beschlossen, dir einen Platz in der Runde der Männer einzuräumen. Dennoch darfst du mir glauben, dass es nicht immer leicht ist, ein Mann zu sein.« Seine Stimme klang weich und ein wenig traurig, er legte die Hand auf Tarans Schulter. »Halte
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