Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Zweck sind wir hier zusammengekommen«, erklärte mit grimmigem Lächeln Fürst Gwydion. »Ihr alle, so hoffe ich, werdet nicht Nein sagen, wenn ich euch bitte mit mir nach Annuvin zu ziehen: Wir müssen, um Prydains und seiner Bewohner willen, den Schwarzen Kessel in unsere Hand bekommen und ihn zerstören.«
Gwydions Plan
aran fuhr auf seinem Stuhl zusammen. Im Raum herrschte atemlose Stille. König Smoit, der gerade dazu angesetzt hatte, etwas zu sagen, schloss betroffen den Mund. Nur Morgant zeigte keinerlei Anzeichen von Verwunderung. Er saß reglos an seinem Platz, die Augen gesenkt, einen sonderbaren Ausdruck im Gesicht.
»Es gibt keinen anderen Weg«, sagte Gwydion. »Da man die Kesselkrieger nicht töten kann, müssen wir wenigstens zu verhindern trachten, dass ihre Zahl noch anwächst – ganz davon abgesehen, dass es unsere Pflicht ist, die Männer Prydains vor den schändlichen Anschlägen Arawns zu schützen. Bis zum heutigen Tag wusste außer dem Hochkönig Math und mir nur Dallben von diesem Plan. Nun, da ihr alles gehört habt, steht es euch frei, euch an seiner Verwirklichung zu beteiligen oder nicht.«
»Und ob wir uns dran beteiligen!«, polterte Smoit. »Wer immer in dieser Runde die Absicht hat, dich im Stich zu lassen, bekommt es mit mir zu tun!«
»Sachte, mein Freund«, unterbrach ihn Gwydion freundlich, aber bestimmt. »Hier geht es um eine Entscheidung, die jeder freiwillig treffen muss, ohne jeden Zwang – auch nicht von deiner Seite!« Der Fürst blickte in die Runde, niemand bewegte sich. »Seid bedankt«, sagte Gwydion. »Ich hatte damit gerechnet, dass ihr mich nicht enttäuschen würdet.«
Taran war furchtbar aufgeregt. Nur mühsam gelang es ihm, sich zur Ruhe zu zwingen. Fflewddur indessen sprang auf und bezeigte dem Fürsten seine Begeisterung. »Dass du Krieger brauchst, um den Zauberkessel herauszuholen, ist selbstverständlich!«, rief er. »In mir hast du obendrein einen Barden zur Hand, der unser aller Heldentaten in Liedern festhalten wird. Das nenne ich klug gewählt.«
Lächelnd entgegnete Gwydion: »Um die Wahrheit zu sagen, geht es mir mehr um dein Schwert als um deine Harfe, Fflewddur.«
»Wie das?«, rief der Barde enttäuscht; doch dann hellte sich seine Miene auf. »Ich will tun, was ich kann«, versprach er. »Ihr müsst wissen, dass Tapferkeit eine Familieneigenschaft aller echten Fflams ist. Wie oft schon habe ich mir den Weg durch Tausende meiner Gegner gebahnt …« Er blickte besorgt nach der Harfe, um sich dann rasch zu verbessern: »Es könnte auch sein, dass die Feinde nicht ganz so zahlreich gewesen sind …«
»Lasst uns nun die einzelnen Aufgaben festlegen«, schlug Gwydion vor. Er zog einen auf ein Stück Pergament gezeichneten Plan aus der Tasche, breitete ihn auf dem Tisch aus und erläuterte den Versammelten:
»Wir haben uns in Caer Dallben getroffen, weil wir hier unter dem Schutz des mächtigen Zauberers in Prydain stehen. Außerdem ist dieser Ort der günstigste Ausgangspunkt für unser Vorhaben. Um diese Jahreszeit führt der Avren nur wenig Wasser; es wird uns daher ein Leichtes sein, ihn zu überqueren. Wenn wir erst einmal drüben sind, so hoffe ich, werden wir rasch und von niemand bemerkt vor das Dunkle Tor gelangen.«
Taran hielt den Atem an. Wie alle in dieser Runde hatte auch er schon vom Dunklen Tor gehört, von den Zwillingsbergen diesseits und jenseits des südlichen Zuganges nach Annuvin. Er wusste von ihren scharfen Klippen und tückischen Schluchten.
»Nach Annuvin hineinzukommen wird nicht ganz leicht sein«, fuhr Gwydion fort. »Deshalb schlage ich vor, dass wir uns anhören, was Coll dazu zu sagen hat.«
Coll erhob sich. Es war dem alten Krieger mit dem glänzenden Kahlkopf und den riesigen Händen anzumerken, dass er tausendmal lieber in die nächstbeste Schlacht gezogen wäre, als hier eine Rede zu halten. Dennoch überwand er sich und begann nach einigem Räuspern:
»Wir werden Annuvin gewissermaßen von hinten betreten. Der Schwarze Kessel steht in der Halle der Krieger, die sich gleich jenseits des Dunklen Tores befindet; dessen entsinne ich mich ganz zuverlässig. Der Eingang zur Halle wird streng bewacht, es gibt aber eine Hintertür, die zwar mächtig verriegelt ist, doch könnte ein Mann, der wie Doli ungesehen hineinkäme, sie den anderen öffnen.«
»Das sind Dinge, von denen ich wenig halte«, flüsterte Doli dem Jungen ins Ohr. »Diese leidige Kunst, sich unsichtbar machen zu können! Geschenk oder Fluch
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