Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Schüsseln standen auf einem Tischchen, und auf dem Fußboden lagen rostige Waffen umher, die meisten zerbrochen.
»Nun?«, fragte eine freundliche Stimme den Jungen. »Hättest du Lust, dich in eine Kröte verwandeln zu lassen? Es wäre mir ein großes Vergnügen, ein wenig auf dir herumzutrampeln.«
Die Hütte im Moor
aran fuhr herum und erhob das Schwert. Da wand sich plötzlich eine eiskalte Natter in seiner Hand. Mit einem Schrei des Entsetzens schleuderte er sie von sich. Die Schlange fiel zu Boden – und mit einem Mal nahm sie wieder die Gestalt des Schwertes an. Eilonwy kreischte erschrocken auf, der Barde zog sich bestürzt zurück.
Vor ihnen stand eine kleine, dickliche alte Frau mit rundem Gesicht und messerscharfen schwarzen Augen. Ihr Haar glich einem Bündel verblichenen Seegrases, es war mit Waldreben zusammengebunden und mit juwelenbesetzten Nadeln geschmückt. Sie trug ein dunkles, mit zahllosen Flicken besetztes Gewand ohne Gürtel. Ihre nackten Füße waren von außergewöhnlicher Länge.
Unwillkürlich rückten die Gefährten näher zusammen. Gurgi duckte sich heftig zitternd hinter Taran. Der Barde war bleich geworden.
»Kommt herbei, meine Entlein!«, sagte die Alte freundlich. »Ich verspreche euch, dass es nicht wehtun wird, nicht ein bisschen!« Und zu Taran gewandt, fuhr sie augenzwinkernd fort: »Du kannst das Schwert ruhig aufheben, wenn du magst. Aber du wirst es nicht brauchen, was tut eine Kröte mit einem Schwert?«
»Lass den Unsinn!«, rief Eilonwy. »Glaubst du, wir ließen uns bange machen?«
»Wer bist du denn überhaupt?«, fragte Taran. »Wir haben dir nichts zu leide getan, warum willst du uns Böses zufügen?«
»Aus wie viel Halmen besteht ein Vogelnest?«, fragte die Alte. »Rasch, antwortet! Seht ihr, nicht einmal das wisst ihr! Und doch habt ihr Wünsche!«
»Eines wünschen wir ganz gewiss nicht«, entgegnete Eilonwy, »nämlich in Kröten verwandelt zu werden!«
»Du bist ein nettes kleines Ding«, sagte die Alte freundlich. »Würdest du mir dein Haar schenken, wenn ich dich darum bäte? Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Ärger es einem macht, mit solch wirrer Mähne herumzulaufen. Einesteils kann ich verstehen, dass ihr euch davor fürchtet, in Kröten verwandelt zu werden, andernteils ist es halb so schlimm. Kröten sind freundliche kleine Tierchen; bloß aufpassen muss man, dass man sie nicht zertritt.«
Taran fühlte sich hilflos und elend. Seit sein Schwert sich in eine Natter verwandelt hatte, wusste er, dass sie der Alten und ihrer Zauberkunst nicht gewachsen waren. »Was haben wir dir getan, dass du uns in Kröten verwandeln willst?«, fragte er.
Die Alte tätschelte ihm die Wange und sagte: »Wir dulden es nicht, dass jemand die Nase in unsere Dinge steckt. Das verstehst du doch – oder? In dieser Beziehung machen wir keine Ausnahme.«
»Ihr seid mehrere?«, wollte der Junge wissen. »Du sprichst offenbar nicht für dich allein …«
In diesem Augenblick betraten zwei weitere Gestalten die Hütte. Auch sie waren klein und dicklich. Die eine trug einen schwarzen Mantel mit über den Kopf gestülpter Kapuze, die andere hatte sich eine lange Perlenkette um den Hals gewunden, an der sie unaufhörlich herumspielte. Als die Alte sie kommen sah, breitete sie die Arme aus.
»Orwen! Orgoch!«, rief sie freudestrahlend. »Beeilt euch, gleich gibt es wieder Kröten!«
Taran horchte auf, er stieß Eilonwy und den Barden an. »Habt ihr die Namen gehört? Das sind sie!«
Fflewddur kratzte sich im Genick und meinte: »Wenn wir hier ungeschoren davonkommen, können mir sämtliche Zauberkessel der Welt gestohlen bleiben! Die Alte ist unbeschreiblich!«
»Wie sie nur über so scheußliche Dinge sprechen und gleichzeitig lachen kann!«, wisperte Eilonwy. »Mir ist es, als liefen mir tausend Ameisen über den Rücken.«
»Wir müssen sie überrumpeln!«, zischte der Junge. »Einer von uns oder zwei werden möglicherweise durchkommen.«
»Richtig!«, pflichtete ihm der Barde bei. »Sollte es übrigens mich treffen, dass ich in eine Kröte verwandelt werde, dann seid bitte vorsichtig und zertretet mich nicht!«
Die drei Alten waren sich offenbar nicht ganz einig. »O Orddu!«, sagte die mit der Halskette. »Warum müssen es immer Kröten sein? Könnten wir nicht zur Abwechslung mal was anderes zaubern?«
»Kröten sind klein und handlich«, entgegnete Orddu; und die mit der Kapuze fügte hinzu: »Weshalb machst du die Dinge schwieriger, Orwen, als sie
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