Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Schlucht. Dort fanden sie eine überhängende Steinplatte, wie geschaffen als Regenschutz.
»Daheim hab ich einen alten Oheim, der spürt es in seinen Knochen, wenn sich das Wetter ändert«, sagte der Barde. »Dazu, Taran, erscheinst du mir fast noch ein wenig jung …«
Taran entgegnete lachend: »Merkt ihr nicht, dass der Wind sich gedreht hat und dass er nach Tang und Salz schmeckt? Er kommt jetzt von der See her. Allzu weit, denke ich, können die Marschen von Morva nicht mehr entfernt sein.«
Der Himmel hatte sich währenddessen mit Gewölk überzogen, und wenig später begann es heftig zu regnen. Zu beiden Seiten des steinernen Schutzdaches rauschte das Wasser herab, doch den Gefährten machte das wenig aus.
»Oh, unser weiser Herr!«, rief Gurgi begeistert. »Er hat den Regen vorausgeahnt! Lasst uns frohlocken, wir bleiben trocken!«
»Langsam wirst du mir unheimlich«, sagte der Barde zu Taran. »Du scheinst in die Zukunft blicken zu können – wie machst du das bloß?«
»Es liegt nicht an mir«, bekannte der Junge. »Adaons Spange hat uns davor bewahrt, nass zu werden.«
»Wie das?«, fragte Fflewddur.
Taran berichtete ihm von Adaons Spange und ihren Kräften. Fflewddur betrachtete sie verwundert und prüfte sie mit dem Daumen.
»Jedenfalls trägt sie ein Bardenzeichen«, sagte er. »Diese drei Linien, die wie Speerspitzen ineinander greifen … Du kannst sie genau erkennen, wenn du darüber streichst. Sie sind ein geheimes Mal.«
»Was bedeuten sie?«, wollte Taran wissen.
»Bring ihn nicht in Verlegenheit!«, warf das Mädchen ein. »Womöglich versteht er von solchen Zeichen genauso wenig wie von gewissen Inschriften …«
»Mit dem Spruch auf der Scheide des Schwertes Dyrnwyn war es etwas anderes«, widersprach ihr Fflewddur. »Über die Zeichen der Barden weiß ich tatsächlich Bescheid. Diese drei ineinander verschränkten Linien stehen für Wissen, Wahrheit und Liebe.«
»Hm«, meinte Eilonwy. »Und worin soll da ein Geheimnis liegen?«
»Denk ein wenig darüber nach!«, riet ihr Fflewddur. »Wissen, Wahrheit und Liebe sind rare Dinge unter den Menschen, schon wenn man jedes für sich allein nimmt. Versuche sie miteinander in Einklang zu bringen und du wirst glücklich zu preisen sein – wenn es dir gelingt.«
Taran hatte gedankenverloren mit Adaons Spange gespielt, nun stutzte er plötzlich. »Schnell weg von hier!«, rief er. »Wir müssen sofort hier weg!«
»Unsinn!«, erwiderte Fflewddur Fflam. »Willst du uns in den Regen hinausjagen? Sei doch froh, dass wir ihm entgangen sind!«
Der Junge bestand darauf, dass sie die Pferde losbanden und mitkamen. Murrend verließen sie den Unterschlupf, doch wenige Augenblicke später stürzte die Steinplatte, unter der sie gestanden hatten, mit Donnergetöse zu Boden: Vom Regenwasser unterspült, hatte sie sich aus dem Hang gelöst.
Gurgi warf sich vor Taran zu Boden und kreischte. »O großer, tapferer, weiser Herr! Der elende Gurgi dankt dir sein Leben! Du hast sein armes, zartes Haupt davor bewahrt, von Steinen und Erde zermalmt zu werden! Preis dir und Dank – ein Leben lang!«
Fflewddur pfiff durch die Zähne. »Donnerwetter, das nenne ich eine gute Nase! Wenn wir jetzt mit den Pferden darunter lägen – ich danke sehr! Soll ich dir einen Rat geben, Taran? Trenne dich nie im Leben von Adaons Spange, sie ist nicht mit Gold zu bezahlen!« Taran blieb still. Die Hand an der Spange, starrte er auf die niedergebrochene Steinplatte. Schließlich zogen sie weiter. Der Regen ließ gegen Abend ein wenig nach. Bis auf die Haut durchnässt, doch dankbar für die Errettung, schlugen sie im Windschatten eines Hügels ihr Lager auf.
Trotz des mühsamen Rittes war Taran nicht übermäßig erschöpft. Dennoch schlief er bald ein, die Linke um Adaons Spange, die Rechte an Dallbens Schwert.
Am Morgen berichtete Taran dem Mädchen, wovon er vergangene Nacht geträumt hatte. »Ich weiß es mir nicht zu deuten«, sagte er düster. »Ellidyr befand sich in tödlicher Gefahr, doch mir waren die Hände gebunden: Ich wollte ihm helfen und konnte nicht.«
»Mach dir um Ellidyr keine Sorgen!«, entgegnete Eilonwy. »Er ist ein Verräter – und damit basta! Lass dir ein nächstes Mal lieber vom Schwarzen Kessel träumen – und wo wir danach zu suchen haben, damit wir so schnell wie möglich nach Hause kommen. Ich friere in meinen nassen Sachen so jämmerlich, dass es mir langsam gleichgültig ist, wer den Kessel besitzt.«
»Ich hab auch vom Schwarzen
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