Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Jungen in die Arme schloss, glühte sein Kahlkopf vor Freude auf. »Es hat länger gedauert mit unserem Wiedersehen, als wir erwartet hatten«, meinte er augenzwinkernd. »Ich höre, du hast in der Zwischenzeit allerhand wackere Dinge vollbracht.«
»Bei meinem Leben und meinem Blut!«, brüllte Smoit, wobei er dem Jungen eins in die Rippen gab. »Wer hätte es diesem Grünschnabel zugetraut, dass er sich in die Marschen von Morva wagt!«
Lautes Krächzen ertönte. Als Taran sich umwandte, sah er, dass Gwystyl gekommen war. Bleich und griesgrämig stand er da, wie immer von Kaw begleitet, der flügelschlagend auf seiner Schulter hockte.
»Ich hoffe, du machst es mir nicht zum Vorwurf, dass ihr in Schwierigkeiten geraten seid«, meinte er. »Wenn du auf mich gehört hättest, wäre euch manches erspart geblieben – aber wer hört schon auf einen alten Strohkopf wie mich!«
»So darfst du nicht von dir sprechen, Gwystyl!«, entgegnete Taran. »Ich weiß, wer du wirklich bist und wie tapfer du uns geholfen hast!«
Kaw krächzte freudig auf, als Taran ihm über die Flügel strich und ihn unter dem Schnabel kraulte.
»Los!«, meinte Gwystyl. »Merkst du nicht, dass er auf deine Schulter will? Er gehört dir von nun an übrigens, als ein Geschenk des dankbaren Volkes der Unterirdischen. Durch den Erwerb des Crochans nämlich, dessen Zerstörung damit erst möglich geworden ist, hast du auch uns einen großen Dienst erwiesen. Lass dich nicht lange nötigen! Kaw hat ohnehin einen Narren an dir gefressen – ich bitte dich, nimm ihn schon!«
»Tarrr-rrran!«, krächzte Kaw.
»Allerdings muss ich dich vor ihm warnen«, fuhr Gwystyl fort. »Du darfst seinen Worten niemals Beachtung schenken. Nach Art einer ganz bestimmten Sorte von Leuten spricht er die meiste Zeit nur, um sich selber reden zu hören. Gib also nichts darauf, lass ihn einfach krächzen und pfeif dir eins!«
Die Gefallenen wurden bestattet, die Steine für Morgants und EIlidyrs Grabhügel von den Rändern der Lichtung herbeigeschleppt und über den Gräbern aufgetürmt. Dann trat Gwystyl den Rückweg zu seinem Stützpunkt an, während sich Taran und die Gefährten dem Fürsten Gwydion anschlossen, der mit dem Rotbart und dessen Schar zu den Ufern des Flusses Ystrad aufbrach. Schwärme von Gwythaints zogen mit rauschendem Flügelschlag über sie hinweg, den Grenzen Annuvins zu. Gwydion war überzeugt davon, dass König Arawn auf die Nachricht von der Zerstörung des Schwarzen Crochans hin seiner gesamten Streitmacht den Rückzug befohlen hatte. Den Gefährten war schwer ums Herz; sie kannten den Preis, den der Sieg gekostet hatte. Nicht nur Ellidyr war ums Leben gekommen, auch Smoit hatte eine Anzahl seiner Getreuen verloren, von Morgant und seinen Gefallenen ganz zu schweigen. Kaw auf der Schulter, ritt Taran neben dem Fürsten Gwydion an der Spitze des Zuges. Lange Zeit sprach der Junge kein Wort. »Seltsam«, sagte er schließlich. »Ich konnte es nie erwarten, ein Mann zu werden. Nun aber sehe ich, dass die Welt der Männer von schrecklichen Dingen erfüllt ist, von Grausamkeit und Verrat, von Krieg und Vernichtung.«
»Ein Mann musst du trotzdem werden, das ist unser aller Schicksal«, erwiderte Gwydion. »Es ist wahr, dass es auf der Welt diese schrecklichen Dinge gibt; doch es gibt auch das andere, das du nicht übersehen darfst: Es gibt Freundschaft und Treue – und Liebe über das Grab hinaus. Denk an Adaon und du wirst mich verstehen.«
Bei dem Gedanken an Adaon war es dem Jungen, als bräche nach langen Regentagen wieder die Sonne durch.
»Denk auch an deine Gefährten!«, ermahnte ihn Gwydion. »Dir zuliebe hätten sie alles hergegeben, woran ihr Herz hing!«
Taran nickte und sagte: »Der Preis, den ich selbst gezahlt habe, war der geringste von allen. Wenn ich es recht betrachte, hat Adaons Spange mir gar nicht gehört. Ich schätze mich dennoch glücklich, dass ich sie eine Zeit lang tragen durfte. Nun weiß ich für alle Zeiten, wie einem Barden ums Herz ist – und was es bedeutet, ein Held zu sein.«
Wenig später gelangten sie in das Tal des Ystrad. Gwydion zügelte Melyngar und tätschelte ihr den Hals.
»Hier trennen sich unsere Wege«, sagte er. »Meine Aufgabe ist es, nach Caer Dathyl zu reiten, wo Hochkönig Math mich erwartet. Du aber, Taran, sollst Dallben berichten, was sich begeben hat. Ich denke, dass du darüber besser Bescheid weißt als ich.« Er reichte dem Jungen die Hand und drängte zum Abschied.
»Schnell!«,
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