Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
still.
»Du magst recht haben«, sagte er schließlich. »Aber was könnten wir sonst tun?«
»Zuerst einmal müssen wir hier heraus«, meinte Eilonwy. »Ob wir es schaffen, uns gegenseitig die Fesseln zu lösen? Lass uns wenigstens den Versuch machen!«
Taran und Eilonwy schoben sich aufeinander zu, bis sie Rücken an Rücken lagen. Die Riemen an ihren Händen und Füßen ließen sich weder lockern noch aufknoten. Trotzdem setzten sie ihre Versuche fort, bis die Nacht hereinbrach. Der Schlaf übermannte sie; aber sie wurden von quälenden Träumen heimgesucht, aus denen sie alle Augenblicke emporschreckten.
Draußen im Lager herrschte die ganze Nacht hindurch Unruhe. Waffen klirrten, und Rosse stampften. Dann und wann ließ sich Morgant vernehmen, wenn er mit schneidender Stimme seine Befehle gab.
Als der Morgen graute, kroch Taran zum Eingang des Zeltes. Sich auf die Seite wälzend, versuchte er unter dem Vorhang hinauszuspähen.
Nebel war auf die Lichtung herabgesunken. Schattenhafte Gestalten eilten im Zwielicht umher: Morgants Krieger, die sich zum Aufbruch rüsteten. Irgendwo hinter den Zelten begann ein Pferd zu wiehern, einsam und klagend. Islimach?, dachte Taran. Dann tauchte, mit gierig geöffnetem Maul, der Crochan aus dem Nebel auf. Taran wandte sich den Gefährten zu. Fflewddur war bleich im Gesicht. Schmerz und Erschöpfung schienen ihn halb betäubt zu haben.
»Was denn?«, fragte er ächzend. »Schon Zeit zum Abschied?«
»Noch nicht«, sagte Taran. »Aber ich fürchte, dass Morgant bald kommen wird. Geht es Gurgi ein wenig besser?«
Eilonwy hob den Kopf. »Der arme Kerl ist noch ohne Bewusstsein. Vielleicht ist es so am besten für ihn.«
Nun bewegte sich Ellidyr, langsam schlug er die Augen auf, kehrte das blutverschmierte Gesicht dem Jungen zu, musterte ihn eine Weile wie einen Fremden. Dann schien er ihn zu erkennen und rang sich ein bitteres Grinsen ab.
»Du bist es, Taran von Caer Dallben? Ich muss sagen, das Wiedersehen mit dir überrascht mich.«
»Es wird nicht von Dauer sein«, meinte Taran.
Ellidyr zuckte die Achseln. »Ich wünschte, ich könnte das Böse, das ihr durch mich erlitten habt, wieder gutmachen!«
»Dächtest du ebenso, wenn der Crochan noch in deiner Hand wäre?«, fragte Taran.
Ellidyr zögerte einen Augenblick.
»Um die Wahrheit zu sagen – ich weiß es nicht. Aber du darfst gewiss sein: Ich habe den Kessel aus Stolz geraubt – und nicht, um ihn zu missbrauchen. Ich wollte ihn Gwydion übergeben; das war meine feste Absicht, auch wenn du es mir nicht glauben wirst.«
Taran nickte. »Ich glaube dir, Sohn des Pen-Llarcau – mehr vielleicht, als du dir selbst glaubst.«
Ein Windstoß fuhr über die Lichtung und rüttelte an den Zelten. Der Vorhang bauscht sich wie ein Segel auf, er gab den Blick auf das Lager frei:
Draußen hatten sich Morgants Krieger in weitem Halbrund um den Crochan geschart.
Die Entscheidung
llidyr?«, fragte Taran. »Hast du die Kraft, deine Fesseln zu sprengen und uns zu befreien?«
Ellidyr rollte sich auf die Seite. Er krümmte und streckte sich, dass die Riemen knirschten – aber sie rissen nicht. »Die Kräfte verlassen mich«, stieß er ächzend hervor. »Ich fürchte, ich bin auf den Tod verwundet, ich kann nicht mehr.«
Der Vorhang bauschte sich abermals. Gleich darauf spürte Taran, dass jemand ihn packte und unsanft herumdrehte. Unwillkürlich suchte er sich zu wehren.
»Hör auf, dich zu sträuben, Dummkopf!«, zischte ihm jemand ins Ohr. Taran glaubte nicht recht zu hören.
»Doli! Bist du es?«
»Wer sonst?«, knurrte Doli. »Du sollst dich nicht sträuben, hörst du! Wie kann man nur solche festen Knoten machen? Wer sie geknüpft hat, dem wünschte ich, dass er sie um den Hals hätte!«
Taran merkte, wie Doli an seinen Fesseln zog. »Woher kommst du?«, wollte er wissen.
»Spar dir die überflüssigen Fragen!«, raunzte der Zwerg. Er stemmte dem Jungen das Knie in den Rücken, um besser zupacken zu können. »Zu dumm, dass ich meine Axt nicht mehr habe, dann wäre dies alles ein Kinderspiel. Oh, meine Ohren! Ich glaube, in meinem Schädel schwirrt es nur so von Hornissen!«
Plötzlich fielen die Fesseln von Tarans Handgelenken. Der Junge setzte sich auf; unverzüglich begann er die Riemen an seinen Beinen aufzuknoten. Doli wandte nun seine Hilfe dem Barden zu, wobei er sich wieder sichtbar machte. Es zeigte sich, dass er über und über mit Lehm verkrustet war. Seine Ohren hatten sich tiefblau verfärbt.
»Mir
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