Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
befahl er. »Bald wird vielleicht alles klar. Ich hoffe es, denn ich möchte Prinzessin Eilonwy nicht länger in Gefahr wissen.«
Taran verließ den Fürsten von Don und eilte so schnell wie möglich zurück zur Burg. Bald fand er die Öffnung in der Mauer, zwängte sich hindurch und trat in den dunklen Burghof. Eilonwy war nicht sicher, solange Magg frei war; aber Magg konnte wenigstens überwacht werden. Das Grauen, das Tarans Herz beschlich, kam von dem Schiff her, das dort in der Nacht lauerte. Wieder überfiel ihn die Erinnerung an Achren, die Schöne, die Erbarmungslose. Er dachte an den Tag, der lange zurücklag; er sah ihr fahles Gesicht, hörte ihre Stimme, die so sanft von Marter und Tod sprach. Ihr Schatten war es, der hinter dem verräterischen Haushofmeister gewaltig aufstieg.
Unhörbar eilte er über den Burghof. Ein mattes Licht fiel aus einer der Kammern. Leise ging Taran darauf zu und spähte durch das Fenster. Im Schein einer Öllampe sah er Magg. Magg hatte einen Dolch in der Hand, mit dem er in der Luft herumfuchtelte, wobei er fortwährend wilde Grimassen schnitt. Dann verbarg er die Waffe in seinem Gewand und nahm einen kleinen Spiegel heraus, lächelte hinein, spitzte die Lippen und betrachtete sich mit eitler Genugtuung. Voll Wut und Grauen sah Taran dem Treiben zu. Mit einem letzten törichten Lächeln löschte der Haushofmeister die Lampe. Taran ballte die Fäuste und wandte sich ab.
Vor Eilonwys Gemach fand er den Tiermenschen, der ihn ganz verschlafen anblinzelte. »Alles ist ruhig«, flüsterte Gurgi. »Ja, ja, wachsamer Gurgi ist nicht von der Schwelle gewichen. Sein armes, zartes Haupt ist schwer, aber er nickt nicht ein. Oh nein!«
»Das hast du gut gemacht«, sagte Taran. »Schlaf nun, mein Freund. Geh und lass das arme, zarte Haupt ruhen. Ich werde hier bleiben, bis der Tag anbricht.«
Während Gurgi sich gähnend trollte, nahm Taran seinen Platz vor der Kammertür ein. Er sank auf den Boden nieder und kämpfte gegen die eigene Müdigkeit an. Trotzdem döste er ein- oder zweimal ein und fuhr dann jäh wieder hoch. Als endlich der Morgen graute, sträubte er sich nicht länger gegen den Schlaf.
»Taran von Caer Dallben!«
Taumelnd kam er auf die Beine und griff nach dem Schwert. Eilonwy stand frisch und gut ausgeschlafen in der Tür.
»Taran von Caer Dallben!«, sprach sie mit Würde. »Ich wäre beinahe über dich gestolpert! Was soll denn das nun wieder heißen?«
Taran, noch ganz benommen, konnte nur stammeln, dass er den Gang bequemer gefunden habe als sein Zimmer.
Eilonwy schüttelte den Kopf. »Dies«, bemerkte sie, »dies ist die albernste Geschichte, die ich heute Morgen gehört habe. Vielleicht höre ich noch etwas Dümmeres, es ist ja noch früh am Tag, aber ich bezweifle es. Ich glaube allmählich, dass die Gedanken eines Hilfsschweinehirten über meinen Horizont gehen.« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls, ich gehe jetzt zum Frühstück. Wenn du dein Gesicht gewaschen und dein Haar gekämmt hast, kannst du ja nachkommen. Du kannst es brauchen. Du siehst aus wie ein Frosch, der ein ganzes Heer Flöhe hat.«
Noch ehe Taran sich den Schlaf aus den Augen reiben konnte, verschwand sie am Ende des Ganges. Taran eilte ihr nach; er dachte an Achrens Pläne und an Maggs Dolch.
»Hallo, hallo!« Gut gelaunt erschien Prinz Rhun in der Tür seiner Kammer. Sein rundes Gesicht glänzte vor Frische. »Gehst du zum Frühstück?«, rief er und schlug Taran auf die Schulter. »Ausgezeichnet, ich auch!«
»Dann sehen wir uns ja in der Halle«, antwortete Taran und suchte sich aus Rhuns freundschaftlicher Umarmung zu lösen. »Im Augenblick habe ich Wichtigeres zu tun, als an das Frühstück zu denken.«
Während Prinz Rhun noch an seinem Schuhriemen nestelte, der ihm aufgegangen war, eilte Taran voll banger Sorge zur Großen Halle. König Rhuddlum und Königin Teleria saßen bereits an der gedeckten Tafel und ließen es sich schmecken. Mit einem Blick erfasste Taran die Lage. Magg, der sonst immer aufwartete, war nicht zur Stelle.
Von Eilonwy keine Spur.
Der Eid
o ist Eilonwy?«, schrie Taran so laut, dass König Rhuddlum und Königin Teleria erschrocken zusammenfuhren. »Wo ist Magg? Er ist mit ihr durchgegangen! Herr, lasst die Wachen ausrücken! Eilonwy ist in Lebensgefahr!«
»Wie, was?«, gackerte Königin Teleria. »Magg? Die Prinzessin? Bist du bei Sinnen, junger Mann? Vielleicht ist dir die Seeluft – zittere doch nicht so, bewahre Haltung! – zu Kopf gestiegen.
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