Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
das heißen, Taran von Caer Dallben?«, fragte der König scharf. »Zweifelst du an den Fähigkeiten des Prinzen?«
»Fähigkeiten!«, rief Taran. »Fähigkeiten? Eilonwys Leben steht auf dem Spiel und Ihr legt den Oberbefehl in die Hände eines Toren! Er kann kaum die Riemen seiner Sandalen binden, geschweige denn ein Pferd reiten oder ein Schwert führen. Nehmt einen Eurer Lehnsleute, einen Krieger, einen Oberförster, meinetwegen irgendeinen, nur nicht Rhun …« Er machte eine kleine Pause. »Ich habe Dallben geschworen Eilonwy zu schützen, drum sage ich frei heraus, was ich denke. Das ist meine Pflicht.«
»Du sprichst die Wahrheit«, antwortete der König nachdenklich und legte die Hand auf Tarans Schulter. »Glaubst du, ich kenne meinen Sohn nicht? Du hast recht mit deinem strengen Urteil. Ich weiß aber auch, dass Rhun zum König und zum Mann heranreifen muss. Du trägst die Last des einen Eides, den du Dallben geleistet hast. Nimm noch die Last eines zweiten auf dich.
Die Kunde von deinen Taten ist auch nach Mona gelangt«, sprach Rhuddlum weiter. »Ich habe selbst gesehen, dass du ein tüchtiger Bursche bist und Ehre im Leib hast. Deshalb vertraue ich dir dieses an: Mein Stallmeister ist ein erfahrener Mann. Er reitet mit eurer Abteilung und ist ihr wirklicher Anführer. Prinz Rhun ist nur dem Namen nach Befehlshaber, denn die Krieger erwarten, dass ihr Führer aus königlichem Hause stammt. Dir aber möchte ich meinen Sohn anvertrauen. Sorge dafür, dass ihm nichts zustößt; und lass es nicht zu«, fügte der König mit einem traurigen Lächeln hinzu, »dass er sich selbst zu sehr zum Narren macht. Er hat noch viel zu lernen und vielleicht kann er manches von dir lernen. Eines Tages muss er als König regieren; und es ist mein Wunsch, dass er klug und in Ehren herrscht mit Eilonwy als seiner Königin.«
»Eilonwy?«, rief Taran. »Und Rhun ihr Gemahl?«
»Ja«, erwiderte König Rhuddlum. »Wenn die Prinzessin in das Alter kommt, dann sollen sie heiraten. So ist es beschlossen.«
»Prinzessin Eilonwy«, murmelte Taran fassungslos. »Weiß sie denn davon?«
»Noch nicht, und auch mein Sohn nicht«, sagte König Rhuddlum. »Eilonwy braucht Zeit, um sich an uns zu gewöhnen. Aber ich bin sicher, es wird eine glückliche Ehe werden. Schließlich ist sie eine Prinzessin und in seinen Adern rollt königliches Blut.«
Wortlos senkte Taran den Kopf.
»Jetzt deine Antwort, Taran von Caer Dallben«, forderte der König. »Willst du mir dein Wort geben?«
Es entstand eine lange, bedrückende Pause. Wie aus weiter Ferne drang der Lärm der Krieger an Tarans Ohr.
»Ich spreche zu dir nicht als König und Herr«, begann Rhuddlum noch einmal. »Ich spreche als Vater, der seinen Sohn liebt.« Dann schwieg auch er.
Endlich blickte Taran dem König in die Augen. »Ich werde diesen Eid schwören«, sprach er langsam. »Deinem Sohn wird kein Unheil widerfahren, wenn ich es hindern kann.« Taran legte die Hand an sein Schwert. »Ich setze mein Leben zum Pfand.«
»Ich danke dir, Taran von Caer Dallben«, sagte der König. »Nun hilf uns, dass wir die Prinzessin wohlbehalten wiederfinden.«
Der Barde und Gurgi saßen bereits zu Pferd, als Taran aus dem Stall trat. Er schwang sich in den Sattel. Kaw ließ sich auf seiner Schulter nieder. Prinz Rhun, dem es endlich gelungen war, sein Pferd in seine Gewalt zu bringen, gab Kommandos, auf die, wie üblich, niemand hörte.
Als die Reiterschar endlich zum Tor hinausritt, hob Taran Kaw von der Schulter. »Kannst du sie finden? Such sie, denn auch du vermisst sie, mein Freund«, sprach er. Kaw hob den Kopf und sah Taran aus listigen Augen an. Dann flatterte er auf, gewann rasch an Höhe, zog mit mächtigen Flügelschlägen seine Kreise, stieg weiter zum Himmel empor und verschwand in der Ferne.
»Ja, ja!«, rief Gurgi und fuchtelte mit den Armen. »Flieg hin zum Sehen und Spähen! Zeig uns den Weg zu dem schlechten, tückischen Haushofmeister!«
»Je eher, desto besser!«, ließ sich nun auch Fflewddur vernehmen. »Ich kann es kaum erwarten, bis ich den hochnäsigen, spinnenbeinigen Kerl unter den Fäusten habe. Er soll mit dem Zorn eines Fflam Bekanntschaft machen!«
Der Stallmeister führte seine Schar in die Berge hinter Dinas Rhydnant und gab den Vorreitern die Weisung nach Spuren zu suchen. Taran ritt schweigend neben Fflewddur dahin; sein Gesicht war grimmig und entschlossen.
»Keine Angst«, suchte ihn der Barde zu beruhigen. »Wir werden Eilonwy noch vor
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