Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
noch einmal, uns den Weg zu zeigen. Wenn nicht …«
»Dann dachte ich, ich könnte König werden«, sprach Glew schnell weiter, ehe Taran enden konnte. »Ich dachte, wenn ich eine Prinzessin heirate – aber nein, man wies mich schon am Burgtor ab. Was konnte ich jetzt noch tun?«, maulte Glew und schüttelte jämmerlich den hageren Schädel. »Ich konnte es nur noch mit der Zauberei versuchen. Durch Zufall wurde ich mit einem Hexenmeister bekannt, der behauptete, er habe ein Buch mit Zaubersprüchen. Er wollte mir nicht sagen, woher er es hatte, aber er versicherte mir, dass es mächtige Zaubersprüche enthalte. Es hatte einst dem Königshaus von Llyr gehört.«
Bei diesen Worten wurde Taran aufmerksam. »Eilonwy ist eine Prinzessin aus dem Hause Llyr«, flüsterte er dem Barden zu. »Was weiß Glew davon? Ob er uns die Wahrheit sagt?«
»Es stammte aus Caer Colur«, erzählte Glew weiter, »aus Caer Colur selbst. Ich natürlich …«
»Glew, sag mir schnell«, unterbrach ihn Taran, »was ist Caer Colur? Was hat es mit dem Königshaus Llyr zu tun?«
»Na, alles«, gab Glew unwirsch zurück, als sei das selbstverständlich. »Caer Colur ist der ursprüngliche Stammsitz des Hauses Llyr. Ich dachte, das sei allgemein bekannt. Eine wahre Schatzkammer für Zauberer und Schwarzkünstler, ach du meine Güte! Ja, wie ich schon sagte, jetzt glaubte ich natürlich, das sei etwas für mich. Der Hexenmeister wollte das Buch ebenso dringend loswerden, wie ich es haben wollte.«
Tarans Hände begannen plötzlich zu zittern. »Wo ist Caer Colur?«, fragte er. »Wie können wir es finden?«
»Es finden?«, sagte Glew. »Ich weiß nicht, ob noch viel davon übrig ist. Man sagt, die Burg sei seit Jahren zerstört. Auch durch Zauber, wie du dir denken kannst. Außerdem müsstet ihr euch kräftig in die Ruder legen.«
»Rudern auf dem Land?«, fragte Fflewddur. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Doch, rudern«, wiederholte Glew und nickte traurig. »Vor langer Zeit war Caer Colur einmal ein Teil von Mona. Aber bei einer großen Sturmflut brach es von der Hauptinsel ab. Nun, wie dem auch sei«, fuhr Glew fort, »ich raffte den ganzen kleinen Schatz zusammen, den ich mir mühselig zusammengespart hatte …«
»Wo ist die Insel?«, drängte Taran. »Glew, du musst es uns sagen. Es ist wichtig für uns.«
»In der Mündung des Alaw«, erwiderte Glew etwas verärgert, weil er erneut unterbrochen wurde. »Aber das hat nichts mit dem zu tun, was mir zustieß. Also, der Hexenmeister …«
Taran überlegte angestrengt. Magg hatte Eilonwy zum Alaw gebracht. Er hatte ein Boot benutzt. War der Wohnsitz der Ahnen Eilonwys sein Ziel? Sein Blick traf sich mit dem Fflewddurs und die Miene des Barden zeigte, dass er die gleichen Gedanken hatte.
»… der Hexenmeister«, fuhr Glew fort, »hatte es so eilig, dass ich keine Gelegenheit fand mir das Buch anzusehen. Bis es zu spät war. Er hatte mich betrogen. Es war ein Buch – ein Buch mit nichts drinnen! Mit leeren Seiten!«
»Erstaunlich!«, rief Prinz Rhun. »Eben das Buch, das wir fanden!«
»Wertlos«, seufzte Glew. »Aber da ihr es gefunden habt, könnt ihr es auch behalten. Es gehört euch. Ein Geschenk. Zur Erinnerung an mich. So werdet ihr wenigstens den armen Glew nicht vergessen.«
»Schwerlich«, murmelte Fflewddur vor sich hin.
»Schließlich braute ich dann meine eigenen Säfte«, sagte Glew. »Ich wollte wild sein. Ich wollte stark sein. Ganz Mona sollte vor mir zittern. Oh, es war eine mühselige Arbeit, das könnt ihr mir glauben. Nun, ihr seht das Ergebnis und das Ende all meiner Hoffnungen«, fuhr der Riese traurig fort. »Bis ihr dahergekommen seid. Ihr müsst mir helfen, dass ich aus dieser schrecklichen Höhle herauskomme. Ich kann die Fledermäuse und die wimmelnden, kriechenden Wesen nicht mehr aushalten. Das ist zu viel, ich sage euch, zu viel! Das ist widerlich, abscheulich, stickig, feucht!«, schrie er verzweifelt. »Ich kann Schimmel und Pilze nicht mehr ertragen. Schimmel und Pilze! Ich habe die Nase voll!« Er begann wieder zu weinen und seine erbarmungswürdigen Seufzer erschütterten die Höhle.
»Dallben, mein Herr und Meister, ist der mächtigste Zauberer von Prydain«, sagte Taran. »Vielleicht kann er Mittel und Wege finden, um dir zu helfen. Aber jetzt brauchen wir deine Hilfe. Je eher wir frei sind, desto eher kann Dallben dir helfen.«
»Zu lange«, stöhnte Glew. »Bis dahin bin ich selbst ein Pilz.«
»Hilf uns«, beschwor ihn Taran.
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