Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
war ein kleines, schwaches Kerlchen am Anfang und nun ist er ein kleiner, schwacher Riese. Und obendrein ein echter Feigling. Ich meine, wir können es mit ihm aufnehmen, wenn wir nur an ihn herankommen. Die größte Gefahr ist, dass er uns niedertrampelt und zerquetscht. Mir tut er eigentlich leid«, fuhr Fflewddur fort, »aber ich weiß nicht, wie wir ihm helfen können. Und unsere Suche dürfen wir nicht verzögern.«
»Ihr hört mir ja gar nicht zu!«, schrie Glew, der eine Zeit lang weitergeredet hatte, ehe er merkte, dass er hauptsächlich zu sich selbst gesprochen hatte. »Ja, es ist immer das Gleiche«, schluchzte er. »Obwohl ich ein Riese bin, kümmert sich niemand um mich! Oh, ich kann euch sagen, es gibt Riesen, die würden euch die Knochen brechen und euch quetschen, bis euch die Augen aus dem Schädel treten! Ihr würdet ihnen zuhören, das könnt ihr mir glauben! Aber Glew hört ihr nicht zu! Bei ihm ist es ja gleichgültig, ob Riese oder nicht! Glew, der Riese, eingesperrt in diese verdammte Höhle! Und wer schert sich darum? Wer sieht ihn überhaupt?«
»Nun, hör mal«, antwortete Fflewddur etwas ungehalten, denn der Riese hatte angefangen zu greinen und die Gefährten mit seinen riesigen Tränen zu durchnässen, »das ist deine eigene Schuld, dass du hier in der Falle sitzt. Du hast dich auf etwas eingelassen, das du nicht beherrschst; und das führt meist zu einem traurigen Ende.«
»Ich wollte gar kein Riese sein«, protestierte Glew. »Nie und nimmer! Einst dachte ich, ich könnte ein berühmter Kriegsmann werden. Ich schloss mich dem Heer von Fürst Goryon an, als er gegen Fürst Gast auszog. Aber ich konnte den Anblick von Blut nicht ertragen. Ich wurde dabei grün im Gesicht. Und diese Schlachten! Dieses Hauen und Stechen, das macht einen ganz schwindelig! Allein der Lärm ist nicht auszuhalten! Nein, das kam überhaupt nicht in Frage.«
»Das Leben eines Kriegers ist ein Leben voller Mühen«, sagte Taran, »und fordert ein starkes Herz, wenn man sich dazu entschließt. Gewiss gab es noch andere Möglichkeiten, dir einen berühmten Namen zu machen.«
»Dann dachte ich, ich könnte Barde werden«, fuhr Glew fort. »Doch das endete genauso übel. Das Wissen, das man sich erwerben muss, die ganzen Lehren, die man beherrschen muss …«
»Da bin ich ganz deiner Meinung, alter Freund«, brummte Fflewddur mit einem Seufzer des Mitleids, »ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht.«
»Es ging nicht einmal so sehr um die Lehrjahre«, erklärte Glew mit einer Stimme, die Mitleid erregt hätte, wäre sie nicht so laut gewesen. »Ich weiß, ich hätte das alles lernen können, wenn ich mir die Zeit genommen hätte. Nein, es ging um meine Füße. Ich konnte das Wandern und Reisen von einem Ende Prydains zum anderen nicht aushalten. Und immer an einem anderen Ort schlafen! Und die Harfe, die einem Blasen auf der Schulter reibt …«
»Wir bedauern dich«, unterbrach ihn Taran, der unruhig hin und her rutschte, »aber wir können uns hier nicht länger aufhalten, wir müssen leider weiter.«
Glew hatte sich vor die Gefährten hingehockt, während Taran sich den Kopf zerbrach, wie sie an ihm vorbeikommen könnten.
»Bitte, bitte, geht nicht!«, schrie Glew, als hätte er Tarans Gedanken erraten. »Noch nicht! Gleich werde ich euch einen Ausgang zeigen, ich verspreche es!«
»Ja, ja!«, rief Gurgi dazwischen, der sich jetzt endlich überwinden konnte die Augen zu öffnen und sich aufzurichten. »Gurgi mag keine Höhlen! Und der arme, zarte Kopf ist ganz wirr von all dem Hallen und Schallen!«
»Dann kam ich auf den Gedanken ein Held zu werden«, fuhr Glew eifrig fort, ohne die Ungeduld der Gefährten zu gewahren. »Ein Held, der umherziehen sollte, um Drachen und dergleichen zu erschlagen. Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwierig das ist. Man findet ja heutzutage kaum mehr einen Drachen. Aber endlich entdeckte ich einen in Cantref Mawr.
Es war ein kleiner Drache«, gab Glew zu, »etwa so groß wie ein Wiesel. Die Bauern dort hatten ihn in einen Kaninchenstall gesperrt und die Kinder kamen und sahen sich den Drachen an, wenn sie nichts Besseres vorhatten. Aber immerhin, es war ein Drache. Und ich hätte ihn auch erschlagen«, fügte er wehleidig hinzu. »Ich versuchte es wenigstens. Aber das tückische Biest biss mich so heftig, dass ich noch heute die Narben an meinem Finger trage.«
Taran umfasste den Griff seines Schwertes. »Glew«, sagte er mit fester Stimme, »ich bitte dich
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