Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
»Hilf uns und wir werden versuchen dir zu helfen!«
Glew schwieg einen Augenblick. Er dachte nach. Sein Mund verzog sich nervös. »Sehr gut, sehr schön«, sagte er schließlich und stand auf. »Folgt mir. Oh, eines wüsste ich, was ihr mir zu Gefallen tun könnt. Wenn es euch nur nicht lästig ist, es ist nur eine ganz kleine Sache, wenn es euch wirklich gar nichts ausmacht. So hätte ich wenigstens eine Genugtuung, wenn auch eine kurze. Ein winziger Gefallen. Würdet ihr mich ›König Glew‹ nennen?«
»Großer Belin!«, rief Fflewddur. »Wenn’s weiter nichts ist, dann werde ich Euch Majestät, König, Prinz oder sonst was nennen. Zeigt uns nur den Weg ins Freie, großer Herr und Meister!«
Glews düstere Miene hellte sich auf, je tiefer sie in die finsteren Gänge der Höhle eindrangen. Die Gefährten bemühten sich Schritt zu halten. Glew, der ja seit seiner Gefangenschaft nie mehr ein Wort gesprochen hatte, hörte nicht auf zu sprechen. Er hatte, wie er jetzt berichtete, versucht neue Säfte zu brauen, diesmal, um sich kleiner zu machen. In einer Felsenkammer hatte er sogar eine Art Laboratorium eingerichtet, wo ein Trog mit siedendem Wasser stand, in dem er sein Gebräu abkochte. Seine Geschicklichkeit, mit der er Mörser, Kochgefäße und Becken hergestellt hatte, überraschte Taran und erfüllte ihn mit mitleidiger Bewunderung für den armen Riesen. In Wirklichkeit aber beschäftigten Taran ganz andere Fragen. Er suchte nach einer Erklärung, die ihm jedes Mal entglitt, wenn er ganz nahe daran war. Die Lösung aller Rätsel musste in den verfallenen Hallen von Caer Colur zu finden sein. Und dort war auch Eilonwy.
Glew war indessen am Ende eines Ganges stehen geblieben. Unten am Boden gähnte die dunkle Öffnung eines Tunnels. »Lebt wohl«, schnaufte Glew und deutete gramerfüllt auf das dunkle Loch. »Geht geradeaus weiter. Ihr könnt den Weg nicht verfehlen.«
»Du hast mein Wort«, sagte Taran, als Fflewddur, Gurgi und Prinz Rhun bereits durch die Öffnung krochen. »Wenn es in Dallbens Macht steht, dann wirst du befreit.«
Taran nahm die Kugel fest in die Hand, bückte sich und zwängte sich durch den engen Spalt. Fledermäuse stiegen laut kreischend wie eine Wolke auf. Er hörte Gurgi vor Schreck laut aufschreien und rannte weiter. Im nächsten Augenblick stieß er gegen eine Wand und taumelte zurück. Das Spielzeug entglitt seinen Händen und fiel auf das Geröll am Boden. Mit einem Wutschrei fuhr Taran herum und sah, wie ein mächtiger Felsblock in die Öffnung gewälzt wurde. Glew hatte den Ausgang verschlossen.
Die Grabkammer
er Barde war wie Taran gegen die Wand gerannt und raffte sich nun wieder auf. Gurgis Gewinsel übertönte schrill das Gekreische der Fledermäuse. Prinz Rhun stolperte auf Taran zu und warf sich dann mit aller Macht gegen den unbeweglichen Fels. Die goldene Kugel Eilonwys war in einen Winkel gerollt, hatte aber nichts von ihrem Glanz eingebüßt. So konnte Taran erkennen: Aus dieser Kammer gab es kein Entkommen mehr.
»Glew!«, schrie Taran und stemmte sich gegen das steinerne Tor. »Lass uns heraus! Was hast du angestellt!«
Während Gurgi unter wildem Geschnatter mit den Fäusten gegen den unnachgiebigen Stein trommelte, warf sich Taran abermals dagegen. Neben sich hörte er den Prinzen keuchen. Fflewddur schob und hob mit aller Kraft, glitt dabei aus und fiel der Länge nach auf den Boden.
»Kleiner Wurm!«, rief der Barde und seine Stimme überschlug sich. »Lügner! Du hast uns betrogen!«
Von der anderen Seite des Steins kam Glews gedämpfte Stimme. »Ich bin selbst untröstlich. Vergebt mir. Aber was sollte ich sonst tun?«
»Lass uns raus!«, forderte Taran. Mit einem Wutschrei warf er sich auf den Boden und scharrte verzweifelt in dem losen Geröll herum.
»Wälz den schweren Stein weg, böser, schlechter, kleiner Riese!«, rief Gurgi. »Nimm weg, was den Ausgang versperrt und verwehrt! Oder der wütende Gurgi wird dich auf deinen großen schwachen Kopf patschen!«
»Wir wollten alles für dich tun!«, schrie Taran. »Und du vergiltst es uns mit Verrat!«
»Ja, wie sollen wir helfen«, ließ sich Prinz Rhun vernehmen, »wenn wir hier begraben werden?«
Ein Schluchzen, ganz fein zwar, aber vernehmlich, kam von jenseits des versperrten Ausgangs. »Zu lang!«, stöhnte Glews Stimme. »Zu lang! Ich kann in dieser schauderhaften Höhle nicht länger warten! Wer weiß, ob Dallben sich um mein Schicksal überhaupt je kümmert? Sehr wahrscheinlich nicht.
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