Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
obed dibbt sich alles aders aus.«
Was aber die Sache noch schlimmer machte: Doli begann zu zittern und zu bibbern. Seine Augen wurden trüb, seine Nase lief, und selbst als Frosch sah er ausgesprochen elend aus. Ständig musste er husten und niesen, und er brachte kaum mehr ein schwaches, krächzendes Flüstern hervor. Das verbesserte weder seine Laune noch die Klarheit seiner Anweisungen.
Die ganze Zeit hatte man nichts von Kaw gesehen. Als die Gefährten auf Dolis Gebot eilends aufbrachen, war der Rabe in den Wald geflogen und hatte sich hartnäckig geweigert, Tarans Rufen zu folgen. Taran gab schließlich auf, denn er wusste, dass Kaw kommen würde, wenn es ihm passte. Später machte er sich doch Sorgen um den unverschämten Vogel. Und so war er viel zu erleichtert, als der Rabe plötzlich wieder auftauchte, um mit ihm zu schimpfen. Dieser Galgenstrick war offensichtlich seinem Lieblingsvergnügen nachgegangen, denn er trug einen glitzernden Gegenstand im Schnabel, den er gefunden haben mochte. Unter stolzem Krächzen ließ er das Ding in Tarans Hand fallen. Erstaunt erkannte dieser den Fund: Es war der glatt polierte Knochensplitter.
»Was hast du angestellt?«, rief Taran verärgert. Kaw war zufrieden mit seiner Leistung, trippelte hin und her und nickte mit dem Kopf.
»Der Affenschwanz!«, polterte Fflewddur. »Er ist zurückgeflogen und hat das Kästchen geplündert. Ich dachte schon, wir wären den verfluchten Zahnstocher endlich los, und jetzt haben wir ihn wieder. Ein schlechter Scherz, du Elster!«, rief er aus und schlug mit seinem Mantel nach dem Vogel. Doch Kaw wich geschickt aus. »Ein Fflam versteht wohl einen Spaß, aber das, das ist ganz und gar nicht komisch. Wirf das Zeug weg«, beschwor er Taran. »Wirf es ins Gebüsch.«
»Wenn es wirklich verhext ist, wage ich es nicht.« Taran fühlte sich ebenso unbehaglich wie der Barde, und er wünschte von Herzen, Kaw hätte das Kästchen unberührt gelassen. Ein neuer Gedanke, ganz vage noch und ohne feste Umrisse, schoss ihm durch den Sinn. Er kniete nieder und hielt Doli, den man auf die Erde gesetzt hatte, den Splitter hin. »Was könnte das sein? Könnte ihn Morda versteckt haben?«
»Wer kadd das wissed?«, ächzte Doli. »Ich habe so etwas doch die gesehed. Aber er ist verhext. Da ködd ihr euch darauf verlassed. Aber behalte ihd, behalte ihd auf jeded Fall.«
»Behalten?«, schrie der Barde. »Das verdammte Ding wird uns nichts als Unglück bringen! Vergrab es!«
Unschlüssig, wem er folgen sollte, steckte Taran endlich den Splitter ein, wenn auch mit einigem Unbehagen. Fflewddur seufzte. »Einmischung! Wir werden nur Ärger damit haben. Denk an meine Worte! Ein Fflam ist furchtlos, aber wenn ein unbekannter Zauber in der Hosentasche eines Freundes lauert, dann ist das etwas anderes.«
Als sie weiterritten, musste Taran immer an den Knochensplitter denken, und langsam kam er zu der Überzeugung, dass er sich falsch entschieden hatte und dass Fflewddurs böse Ahnungen durchaus berechtigt waren. Dolis Befinden hatte sich verschlechtert. Er konnte nur noch stammeln, und sein Froschkörper zitterte, als werde er von einem qualvollen Fieber geschüttelt. Taran glaubte, die Krankheit käme von der übermäßigen Anstrengung, denn Doli hatte einen weiten Weg auf dem Bauch kriechend zurückgelegt. Die Gefährten bespritzten ihn zwar regelmäßig mit Wasser, um seine Haut vor dem Austrocknen zu bewahren, doch stieg dadurch sein Ungemach nur noch: Das kalte Wasser machte ihn niesen, er drohte zu ersticken und spuckte und prustete. Bald brabbelte er nur noch lustlos dahin, zu schwach selbst, um seine üble Laune zu zeigen.
Der Tag war rasch vergangen, und die Gefährten hielten auf einer Lichtung. Doli hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass sie von nun an mit äußerster Vorsicht weiter vordringen müssten. Taran setzte den Frosch sorgfältig in die Falten eines angefeuchteten Mantels, nahm dann Fflewddur beiseite und sprach eifrig auf ihn ein.
»Er hat nicht mehr die Kraft für seine Aufgabe«, flüsterte Taran. »Wir können ihn nicht weiter mitnehmen.«
Fflewddur nickte. Beide sahen sorgenvoll aus.
Taran schwieg. Was er zu tun hatte, war ihm vollkommen klar. Und trotzdem schrak er davor zurück. Er zermartete sein Hirn nach einem anderen, besseren Plan, fand aber keinen. Was ihn davon abhielt, den direkten Weg einzuschlagen, war nicht die Ungewissheit, ob er einem Freund helfen sollte. Es war auch nicht die Angst um sein Leben, sondern
Weitere Kostenlose Bücher