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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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vielmehr die Furcht, Dolis Los teilen zu müssen. Nicht nur, dass damit seine Suche ein jähes Ende finden würde, sondern dass er in Gefangenschaft geraten könnte und auf ewig in der Gestalt eines jämmerlichen Geschöpfes eingeschlossen wäre.
    Er kniete neben Doli nieder. »Du musst hier bleiben. Fflewddur und Gurgi werden bei dir wachen. Sag mir, wie ich Morda finden kann.«

Die Dornenwand
    ls Doli das hörte, sträubte er sich schwach und krächzte einen unverständlichen Protest. Schließlich konnte er nicht anders, als Tarans Plan zuzustimmen. Mit Kaw auf der Schulter machte sich Taran auf den Weg durch den Wald. Gurgi folgte ihm hopsend, denn er hatte darauf bestanden, mit ihm zu gehen. Nach einer Weile verlangsamte Taran seinen Schritt und blieb endlich stehen, um den Wald ringsum zu betrachten. Verfilztes Brombeergestrüpp versperrte ihm den Weg, und er war sicher, dass er gefunden hatte, was er suchte. Die hohen Sträucher standen nicht zufällig hier. Irgendjemand hatte sie kunstvoll zu einer undurchdringlichen Mauer verflochten, zu einer lebenden Wand, die doppelt so hoch wie Taran und mit Dornen bewehrt war, die schärfer waren als die Klauen eines Gwythaints.
    Taran zog sein Schwert, um sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen. Das Gestrüpp war hart wie kaltes Eisen. Das Schwert wurde schartig und stumpf. Tarans Kräfte ließen bald nach, und der ganze Erfolg seiner Mühe war schließlich ein kleines Loch, durch das er hindurchspähen konnte. Alles, was er sah, war ein dunkler Geröllhaufen und ein schwärzliches Stück Wiese, umwuchert von Unkraut und Kletten. Was aber zunächst wie der Unterschlupf eines wilden Tieres aussah, erwies sich als roh zusammengefügtes Wohnhaus mit niedrigen, aber soliden Wänden und einem rasengedeckten Dach. Nichts regte sich, und Taran begann sich zu fragen, ob er nicht zu spät gekommen sei. Dieser Gedanke beunruhigte ihn noch mehr.
    »Irgendwie muss Doli hier eingedrungen sein«, murmelte er vor sich hin. »Aber er ist eben geschickter als ich. Vielleicht ist er auch auf einen Durchgang gestoßen. Wenn wir versuchen über die Hecke zu klettern«, fügte er hinzu, »könnten wir entdeckt werden.«
    »Oder in den Dornen hängen bleiben und stachliger Strauch zersticht uns den Bauch!«, erwiderte Gurgi. »Oh, kühner Gurgi mag keine Mauern, weiß nicht, was dahinter ist mit Lauern.«
    Taran nahm den Raben von der Schulter. »Morda hat sicher seinen eigenen Eingang. Such ihn«, schärfte er Kaw ein. »Such ihn, alter Freund!«
    »Beeil dich«, fügte Gurgi hinzu. »Keine Späßchen und Mätzchen!«
    Lautlos wie eine Eule schwang sich der Rabe empor, umkreiste die Dornenmauer und entschwand dann dem Blick. Taran und Gurgi zogen sich in das Zwielicht des dichten Waldes zurück, um zu warten. Als jedoch die Sonne hinter den Bäumen untergegangen war und ein feiner Nebel sich auszubreiten begann, ohne dass sie etwas von Kaw gehört oder gesehen hatten, wurde Taran unruhig. Freilich, Kaw war ein Tunichtgut, aber er verstand immer, wie ernst eine Aufgabe war, und Taran war sicher, dass es diesmal keine übermütige Laune war, die die Rückkehr des Raben verzögerte.
    Schließlich wollte Taran nicht länger warten. Er ging auf die Hecke zu und versuchte hinaufzuklettern. Die Zweige wanden sich wie Schlangen und griffen nach seinem Gesicht und seinen Händen. Wo er Halt suchte, da stellten sich die Dornen gegen ihn, als hätten sie einen eigenen Willen. Unter sich hörte er Gurgis Stöhnen, wenn die scharfen Stacheln das wirre Haar der Kreatur zausten. Taran hielt inne, um Atem zu schöpfen, und Gurgi kletterte zu ihm hinauf. Sie hatten die Höhe der Mauer beinahe erreicht.
    Plötzlich hörte Taran ein klatschendes Geräusch, und eine Schlinge legte sich blitzschnell um seinen ausgestreckten Arm. Er schrie überrascht auf und sah im gleichen Augenblick Gurgis schreckverzerrtes Gesicht und eine weitere Schlinge, die sich über dem zottigen Körper des Tiermenschen zusammenzog. Ein niedergebogener junger Baum, an dem die Schlingen befestigt waren, schnellte hoch. Taran empfand noch, wie er aus dem Gestrüpp gezerrt und über den Brombeerwall geschleudert wurde. Er verstand jetzt auch die Worte, die Doli noch mühsam zu formen versucht hatte: Fallen und Schlin gen. Er fiel zu Boden, und Dunkelheit senkte sich auf ihn herab.
    Eine knochige Hand umklammerte seinen Hals. In seine Ohren drang scharf und schrill eine Stimme, schneidend wie eine Klinge, die man an einem Stein

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