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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Wachtposten, zückten die Schwerter, und einer der beiden ahmte den Ruf eines Vogels nach. Sie behielten die Gefährten scharf im Auge, ohne allerdings einen Versuch zu machen, sie aufzuhalten. Taran bemerkte nun die Feuerstelle auf der Lichtung und ungefähr ein Dutzend Männer, die sich um das Feuer herum gelagert hatten und mächtige Fleischstücke brieten. Die Männer waren bewaffnet wie Krieger, trugen aber weder Wappen noch Farbe eines Cantref-Fürsten. Einige von ihnen aßen, andere schärften ihre Klingen oder schmierten die Sehne der Bogen. Dem Feuer am nächsten lag bequem ausgestreckt und auf einen Ellenbogen gestützt ein Mann, breitgesichtig und schwer, und spielte mit einem langen Dolch. Er warf ihn in die Höhe, ließ ihn herumwirbeln und fing ihn abwechselnd am Griff und an der Spitze wieder auf. Er trug eine ärmellose Jacke aus Pferdefell und schmutzige, genagelte Stiefel mit dicken Sohlen. Strohiges Haar fiel ihm über die Schultern, und seine kalten blauen Augen maßen die Gefährten gleichmütig.
    »Willkommen, ihr Herren«, sagte er gedehnt, als Taran vom Pferd stieg. »Welch glücklicher Wind bläst euch ins Lager Doraths?«
    »Ich bin kein Herr …«, erwiderte Taran. »Ich bin Taran, der Hilfsschweinehirt …«
    »Kein Herr?«, unterbrach ihn Dorath mit spöttischem Erstaunen. »Wenn du es mir nicht gesagt hättest, wäre ich nie von allein draufgekommen.«
    »Das hier sind meine Freunde«, fuhr Taran fort. Er war verärgert, dass sich dieser Bursche über ihn lustig machte. »Gurgi, Fflewddur Fflam – er zieht als Barde umher, aber in seinem Land ist er König.«
    »Und Dorath ist König überall, wo er reitet«, erwiderte der Mann mit den gelben Haaren und lachte. »Nun, Herr Schweinehirt, willst du unser einfaches Mahl teilen?« Mit seinem Dolch wies er auf die Bratenstücke über dem Feuer. »Esst euch voll. Doraths Schar ist nie knauserig. Dann wollen wir mehr hören von euch drei Burschen.«
    »Der Harfenspieler reitet einen seltsamen Hengst, Dorath«, rief ein Mann mit einem üblen zerhauenen Gesicht. »Ich wette, meine Mähre könnte sich mit dem Biest messen, kein Zweifel, denn sie ist ein störrisches Vieh und ein geborener Totschläger. Das wäre doch ein lustiger Kampf? Was meinst du, Dorath? Wollen wir uns nicht einen Spaß mit der Katze machen?«
    »Halt’s Maul, Gloff«, fuhr ihn Dorath an und betrachtete Llyan eingehend. »Du bist ein Schafskopf und warst immer einer.«
    Er schob einen Fleischbrocken vom Spieß und warf ihn den Gefährten zu. Fflewddur hatte sich vergewissert, dass der Braten kein Kaninchenbraten war, und langte kräftig zu. Gurgi brauchte, wie üblich, nicht genötigt zu werden. Und auch Taran war nur zu froh, etwas essen zu können. Die Sonne ging jetzt rasch unter. Einer aus der Bande warf trockene Zweige aufs Feuer. Dorath stieß den Dolch in den Erdboden und blickte dann Taran scharf an. »Und nun, mein Fürst«, sagte er, »hast du keine Reiseabenteuer zu erzählen, um mir und meinen Freunden die Zeit zu vertreiben? Wo kommt ihr her? Wo geht ihr hin? Und warum? Die Berg-Cantrefs sind gefährlich, wenn man sich nicht auskennt.«
    Taran antwortete nicht sofort. Der Ton, mit dem Dorath sprach, und die Blicke der Männer rings um das Feuer veranlassten Taran, seine Worte vorsichtig zu wählen. »Wir reisen nordwärts – durch die Berge von Llawgadarn.«
    Dorath grinste ihn an. »Und wohin dann?«, fragte er. »Oder hältst du meine Frage für unhöflich?«
    »Zum See Llunet«, antwortete Taran zögernd.
    »Ich habe von Schätzen gehört, die es in diesen Gegenden geben soll«, warf der Mann namens Gloff ein. »Sucht ihr sie?«
    »Wirklich?«, fragte Dorath. »Schätze?« Er lachte laut. »Kein Wunder, dass du mit deinen Worten so geizt!«
    Taran schüttelte den Kopf. »Wenn ich das finde, wonach ich suche, dann ist es für mich wertvoller als Gold.«
    »So?« Dorath beugte sich zu ihm hinüber. »Was wäre denn das für ein Schatz, Hoheit? Juwelen? Schön gearbeitete Schmuckstücke?«
    »Nein«, entgegnete Taran. Er zögerte. »Ich suche meine Eltern.«
    Für einen Augenblick war Dorath still. Das Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht, aber als er wieder zu sprechen begann, war sein Gesicht kalt. »Wenn Dorath eine Frage stellt, dann wünscht er eine wahrheitsgemäße Antwort, Herr Schweinehirt.«
    Taran wurde rot vor Zorn. »Ich habe sie dir gegeben! Behauptest du das Gegenteil, dann nennst du mich einen Lügner.«
    Tiefes, bedrohliches Schweigen

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