Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
ein Dutzend, vergiss aber nicht Llyan. Wenn es zum Kampf kommt, dann hat Dorath eine hervorragende Gelegenheit, uns alle zu töten. Doch ich denke, er ist gewitzt genug, einzusehen, dass es ihn teuer zu stehen käme – ihn und die meisten von seiner Bande. Ich zweifle, ob er es wagt, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
»Ich hoffe, du hast recht«, seufzte der Barde. »Aber trotzdem möchte ich lieber nicht so lange warten, bis wir das genau wissen, eher würde ich die Nacht in einem Schlangennest verbringen. Wir müssen diese Schurken loswerden. Aber wie?«
Taran dachte angestrengt nach und biss sich auf die Lippen. »Eilonwys Horn«, begann er.
»Ja! Ja!«, flüsterte Gurgi. »Oh, ja! Zauberhorn mit Dröhnen und Tönen! Hilfe kommt mit Rettung. Blase, kluger Herr!«
»Eilonwys Horn«, Taran sprach langsam. »Ja, das war mein erster Gedanke. Soll ich es jetzt gebrauchen? Es ist ein kostbares Geschenk, zu kostbar, um es zu verschwenden. Wenn es keinen Ausweg mehr gibt …« Er schüttelte den Kopf. »Bevor ich das Horn blase, wollen wir es mit eigener Kraft versuchen. Schlaft jetzt, ruht euch so gut wie möglich aus. Vor Anbruch der Dämmerung kann Gurgi leise zur Pferdekoppel hinübergehen und die Zügel von Doraths Hengsten durchschneiden, während Fflewddur und ich versuchen die Posten zu überwältigen. Mach die Tiere scheu, zerstreu sie in alle Richtungen. Und dann …«
»Dann reiten wir um unser Leben!«, warf Fflewddur ein. Er nickte. »Gut, das ist unsere einzige Chance, wenn du nicht in dein Horn stößt. Dorath!«, fügte er hinzu und wiegte die Harfe liebevoll in seinen Armen. »Meine Lieder klingen tatsächlich nicht schön. Meine Harfe ein wurmstichiger Kasten! Der Raufbold hat weder Ohren noch Augen! Ein Fflam ist geduldig, aber wenn Dorath meine Harfe beleidigt, dann geht das zu weit. Allerdings habe ich diese Ansicht auch schon von manchen anderen gehört.«
Gurgi und Fflewddur fielen in einen unruhigen Schlummer. Taran aber blieb wach. Das Lagerfeuer brannte nieder. Er hörte das schwere Atmen von Doraths Leuten. Gloff lag regungslos da und schnarchte entsetzlich. Für eine kurze Weile schloss Taran die Augen. Hatte er eine falsche Entscheidung getroffen? Ihm war schmerzlich bewusst, dass drei Menschenleben auf dem Spiel standen. Doli hatte ihm eingeschärft, das Geschenk nicht leichtsinnig zu verschleudern. Aber war der Einsatz denn zu groß? Sollte er das Geschenk jetzt ausnutzen, da die Not doch offenkundig war? Diese Gedanken bedrückten ihn schwerer als die tiefe Finsternis der mondlosen Nacht.
Ein heller Streifen am Himmel kündigte den Morgen an, als Taran heimlich die Freunde weckte. Vorsichtig schlichen sie zur Pferdekoppel. Die beiden Wachen schliefen tief. Taran, in der Absicht, Gurgi beim Durchschneiden der Leinen zu helfen, wandte sich um, hielt sich aber im Schatten einer mächtigen Eiche. Plötzlich versperrte ihm ein gestiefeltes Bein den Weg. Dorath lehnte am Baum. In der Hand hielt er einen Dolch.
Der Zweikampf
arum willst du denn schon wieder aufbrechen, Herr Schweinehirt?«, höhnte Dorath, wirbelte den Dolch durch die Luft und schnalzte mit der Zunge. »Ohne Lebewohl zu sagen? Ohne ein Wort des Dankes?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist eine große Unhöflichkeit mir und meinen Leuten gegenüber. Ihre Gefühle sind empfindlich. Ich fürchte, du hast sie zutiefst verletzt.«
Die Männer begannen sich zu regen. Gloff hatte sich aufgerichtet und hielt das Schwert spielerisch, fast sorglos in der Hand. Taran wusste, dass der Mann blitzartig die Klinge heben konnte, bevor er selbst die Waffe gezückt hatte. Tarans Augen wanderten hinüber zu den angepflockten Pferden. Ein anderer Mann Doraths war nachlässig auf die Tiere zugeschlendert, stand nun scheinbar zufällig in ihrer Nähe und reinigte sich die Nägel mit der Spitze seines Jagdmessers. Taran wies die Gefährten mit einer Bewegung an, sich nicht zu rühren.
Dorath stand auf. Seine Augen blickten kalt. »Sei ehrlich, willst du dich von uns trennen? Auch nachdem du vor den Gefahren in den Bergen gewarnt worden bist?« Er zuckte mit den Schultern. »Du sollst nicht sagen können, dass Dorath seine Gastfreundschaft aufdrängt. Geh, wenn du dir das in den Kopf gesetzt hast. Suche deine Schätze. Wir wünschen dir eine rasche Reise.«
»Wir wollten nicht unhöflich sein«, antwortete Taran. »Trag uns nichts nach, denn wir tragen dir auch nichts nach. Lebt alle wohl, du und deine Schar.«
Sehr erleichtert winkte er
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