Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
pfiff die Töne noch einmal. Taran nickte und hob gedankenlos das Horn an den Mund.
»Nicht jetzt, du Schwachkopf«, rief Doli. »Du sollst sie dir merken. Ich habe dir doch gesagt, dass nur noch ein Ruf im Horn ist. Vergeude ihn nicht. Vielleicht hängt eines Tages dein Leben an diesem Ruf.«
Taran starrte das Horn ungläubig an. »Eilonwy wusste selbst nichts davon. Du hast mir einen unbezahlbaren Gefallen getan, Doli.«
»Gefallen?«, knurrte der Zwerg. »Durchaus nicht. Das Horn dient jedem, der es zufällig hat, in diesem Fall also dir. Ich habe nichts weiter getan, als dir gezeigt, wie du von einem Ding, das ohnehin dir gehört, etwas mehr Nutzen haben kannst. Gefallen? Pah! Eine ganz gewöhnliche Höflichkeit. Aber pass gut auf. Vertue den Ruf wie ein Tor beim ersten Anhauch einer Gefahr, und du wirst es bereuen, wenn du wirklich in Schwierigkeiten bist.«
Fflewddur flüsterte Taran ins Ohr: »Mein Rat ist: Vertraue deinem Verstand, deinem Schwert und deinen Beinen. Zauberei bleibt Zauberei, und wenn du durchgemacht hättest, was ich durchgemacht habe, dann würdest du dich da raushalten.« Er blickte unbehaglich auf das Schlachtenhorn und wandte sich dann ab. »Ich werde nicht mehr sein wie früher, das ist sicher!«, murmelte er und zupfte sich nervös an den Ohren. »Großer Belin! Ich habe immer noch das Gefühl, sie wären länger als früher!«
Dorath
ie Gefährten aßen und streckten sich dann auf dem Rasen aus, um den Rest des Tages und die ganze Nacht zu verschlafen. Am Morgen verabschiedete sich Doli. Kaw war bereits auf dem Weg zum Feenreich, um zu melden, dass alles in Ordnung sei. Von dort aus sollte er wieder zu Taran stoßen.
»Ich würde mit euch gehen, wenn ich könnte«, sagte der Zwerg zu Taran. »Wenn ich daran denke, dass ein ungeschickter Hilfsschweinehirt blindlings und unbekümmert im Llawgadarn-Gebirge herumtappt, dann sträuben sich mir die Haare. Aber ich darf nicht. Der Stein muss sicher in Eiddilegs Hände gelangen. Und wer wird ihm das Kleinod bringen? Der gute, alte Doli! Ha!«
»Es macht mich traurig, dass wir uns trennen müssen«, sagte Taran, »aber du hast mir mehr geholfen, als ich hoffen durfte. Der See Llunet trägt denselben Namen wie der Spiegel; vielleicht hilft mir das weiter.«
»So lebt denn wohl«, sagte Doli. »Du hast uns alle davor bewahrt, Frösche oder noch Schlimmeres zu werden, und uns hast du einen Schatz wiedergegeben. Das sollst du nicht bereuen. Wir Kleinen Leute haben ein langes Gedächtnis.«
Der Zwerg reichte den Freunden die Hand und drückte seine Lederkappe tiefer in die Stirn. Ein letztes Mal winkte er. Taran blickte der untersetzten Gestalt nach, die festen Schrittes über die Wiese ging und in der Ferne immer kleiner wurde, bis sie im Unterholz des Waldes verschwand.
Die Gefährten zogen weiter in nordöstlicher Richtung. Taran wäre sehr froh gewesen, wenn Doli sie geführt hätte, denn er vermisste den mürrischen Zwerg sehr, und doch war er zuversichtlich wie nie zuvor.
»Eilonwys Geschenk ist noch kostbarer, als ich dachte«, sagte er zu Fflewddur. »Ich bin Doli sehr dankbar, auch weil er mir etwas vom See Llunet erzählt hat. Es ist merkwürdig, Fflewddur«, fuhr er fort, »aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dem Ende meiner Suche näher bin. Ich bin mehr denn je der Überzeugung, dass ich finden werde, wonach ich suche.«
»He? Was ist los?« Fflewddur blinzelte, als sei er eben erst aufgewacht. Während Gurgi nicht mehr an Morda dachte, beschäftigte den Barden noch immer, was ihm zugestoßen war. Oft verfiel er in gedankenvolles Schweigen und zupfte sich verdrießlich an den Ohren, als erwarte er, sie könnten sich jeden Moment wieder verlängern. »Ein furchtbares Erlebnis!«, murmelte er jetzt. »Ein Fflam verwandelt in ein Kaninchen! Was hast du eben gesagt? Die Suche? Ja, natürlich.«
»Riecht mit Schnüffeln!«, unterbrach Gurgi. »Reißen-und-Beißen!«
»Du hast recht«, stimmte Fflewddur zu und sog die Luft ein. »Oh, verdammt! Meine Nase juckt schon wieder!«
Taran parierte Melynlas. Auch Llyan hatte etwas gerochen. Sie richtete die Ohren auf und leckte sich die Schnurrhaare. Taran nickte, und die Gefährten ritten vorsichtig über die Lichtung. Taran wollte zunächst die Fremden in Augenschein nehmen, ohne dass man ihn selbst bemerkte. Aber er war kaum ein paar Schritte gegangen, als sich zwei bärtige Männer aus dem Schatten der Büsche aufrichteten. Taran stutzte. Die beiden, offensichtlich
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