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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Sauhirt?«
    Eilonwys Horn lag in Reichweite. Taran streckte die Hand danach aus. Wie lange würde es dauern, bis ihm das Feenvolk zu Hilfe käme? Konnte er hoffen, Dorath von sich fernzuhalten? Er wollte die drei Töne blasen, dann aber warf er das Schlachtenhorn wütend zur Seite, benutzte seinen Mantel als Schild und stürzte sich auf Dorath. Das Messer blieb in den Falten des Kleidungsstücks hängen. Die Wut verlieh Taran Kräfte. Er entriss Dorath die Klinge. Dieser taumelte unter dem wilden Ansturm und stürzte zu Boden. Taran warf sich auf ihn, packte ihn an den Schultern und drückte ihm das Knie auf die Brust.
    »Halsabschneider!«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Für ein Stückchen Eisen wolltest du mir das Leben nehmen.«
    Doraths Finger verkrallten sich in den Boden. Ein Arm schnellte vor, und eine Hand voll Erde und Steine klatschte Taran ins Gesicht.
    »Erwisch mich doch, wenn du kannst!«, schrie Dorath und befreite sich von Tarans Gewicht. Taran fasste sich ins Gesicht. Seine Augen brannten. Blind tappte er nach dem Gegner. Doraths schwerer Stiefel traf seine Rippen. Taran stieß einen Schrei aus, dann brach er stöhnend zusammen. Er versuchte aufzustehen, aber nicht einmal Wut und Verzweiflung vermochten ihn auf die Füße zu stellen. Er sank zu Boden und drückte das Gesicht auf die Erde.
    Dorath hob das Schwert auf. »Ich schone dein Leben, Sauhirt«, schrie er höhnisch. »Es bedeutet mir nichts, ich brauche es nicht. Sollten wir wieder zusammenkommen, dann könnte es schlimmer für dich ablaufen.«
    Taran hob den Kopf. In Doraths Augen sah er nur kalten Hass, der alles zu zerfressen und zu zerstören schien. »Du hast nichts gewonnen«, flüsterte er. »Was hast du denn gewonnen, das dir mehr wert sein könnte als mir?«
    »Der Kampf hat mir Spaß gemacht, Sauhirt, und die Beute noch mehr.« Dorath schleuderte das Schwert durch die Luft und fing es wieder auf. Dann warf er den Kopf zurück und brach in rohes Gelächter aus. Er drehte sich auf den Fersen um und ging in den Wald.
    Selbst als seine Kräfte zurückgekehrt waren und der stechende Schmerz in seiner Seite einem dumpfen Pochen gewichen war, saß Taran noch lange auf der Erde, bevor er seine Habseligkeiten zusammensuchte – den zerfetzten Mantel, das Schlachtenhorn und die leere Schwertscheide. Dann stand er auf und ging zu Fflewddur und Gurgi. Dorath war verschwunden. Keine Spur war mehr von ihm vorhanden, doch das Gelächter klang noch in Tarans Ohren.

Das verirrte Lamm
    er Himmel war heiter und das Wetter mild, als die Gefährten in das Gebiet der Berg-Cantrefs vordrangen. Gurgi hatte Tarans Wunde verbunden; und der körperliche Schmerz hatte rascher nachgelassen als der Schmerz über den Verlust des Schwerts. Den Barden aber hatte das Erlebnis mit Dorath die Sorge um seine Ohren vergessen lassen, und kaum noch sprach er das Wort »Kaninchen« aus. Allmählich begann er wieder an ein gutes Ende der schwierigen Fahrt zu glauben. Gurgi grollte den Strolchen heftig. Oft wandte er sich um und schüttelte drohend die Faust. Glücklicherweise hatten die Gefährten keine Spur mehr von der Bande gesehen, und Gurgis wilde Grimassen hätten wohl genügt, um jeden Straßenräuber in sicherer Entfernung zu halten.
    »Schändliches Rauben!«, brummte Gurgi. »Oh, lieber Herr, warum hast du nicht rettendes Horn geblasen, dich zu schützen vor Hauen und Klauen?«
    »Das Schwert war sehr kostbar für mich«, antwortete Taran, »aber ich werde ein neues finden, das mir die gleichen Dienste tun wird. Und Eilonwys Horn verliert seine Kräfte für immer, wenn es einmal geblasen wird.«
    »Ja! Ja!«, schrie Gurgi und blinzelte erstaunt, als sei dieser Gedanke nie in seinen zottigen Kopf gekommen. »Oh, Weisheit des lieben Herrn! Wird armer Gurgi nie klüger?«
    »Wir haben alle Verstand genug, um zu sehen, dass Taran richtig entschieden hat«, warf Fflewddur ein. »Ich an seiner Stelle hätte dasselbe getan – nein, nein! Was ich eigentlich sagen wollte«, fügte er mit einem Blick auf seine Harfe hastig hinzu, »ich hätte das Horn geblasen, bis ich blau im Gesicht geworden wäre. Holla, was soll das! Langsam, altes Mädchen!« Llyan sprang plötzlich in großen Sätzen vorwärts. »Holla, was hast du vor?«
    Gleichzeitig hörte Taran ein klägliches Geblök aus einem Brombeerdickicht. Llyan war bereits dort, duckte sich wie zum Spielen, streckte den Schwanz in die Luft und zupfte mit einer Pfote an den Zweigen. Ein weißes Lamm hatte sich in

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