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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Kind von hier wegbringen.« Craddocs Stimme war dunkel vor Kummer, seine verwitterten Züge verzerrten sich. »Und nicht einmal diesen Wunsch achtete ich. Nein«, fügte er hinzu, »ich dachte, ich hätte mit Blut und mit mehr noch als mit Blut meine Freiheit bezahlt. Ich wollte sie nicht aufgeben.«
    Der Hirte schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Allein versuchte ich das Kind großzuziehen. Ich konnte es nicht. Es war ein kräftiger Junge, aber in weniger als einem Jahr sah ich ihn dahinkränkeln. Erst damals erkannte ich, dass seine Mutter den richtigen Rat gegeben hatte, auf den ich, ein dünkelhafter Narr, nicht gehört hatte. Nun war ich bereit, das Tal zu verlassen. Aber mein Entschluss kam zu spät. Ich wusste, dass das Kind die Reise nicht überleben würde, ebenso wenig wie einen zweiten Winter. Der Junge war mein Herzenslamm, das bereits dem Tod überantwortet war. Aber eines Tages«, erzählte Craddoc weiter, »kam zufällig ein Wanderer an meine Tür. Ein Mann von tiefer Gelehrsamkeit war er und ein Mann, der viele Geheimnisse der Heilkunst kannte. Nur seine Hand könnte dem Kind das Leben erhalten, so sagte er mir, und ich wusste, dass er die Wahrheit sprach. Er erbarmte sich des hilflosen Kleinen und bot mir an, ihn an meiner Stelle großzuziehen. Ich dankte ihm für seine Güte und legte das Kind in seine Arme. Dann ging er seines Wegs, und mein Sohn war bei ihm. Von beiden habe ich nie mehr etwas gehört oder gesehen. Oft befürchtete ich, dass sie in den Bergen zu Grunde gegangen wären. Aber ich hoffte weiter, denn der Fremde hatte mir geschworen, dass mein Sohn eines Tages zurückkehren würde.« Der Hirte sah Taran scharf an. »Der Name des Wanderers war Dallben.«
    Ein Dornenzweig barst knackend im Feuer. Craddoc war verstummt, aber seine Augen hingen an Tarans Gesicht.
    Fflewddur und Gurgi schwiegen. Langsam stand Taran auf. Er fühlte, dass er zitterte. Einen Augenblick lang fürchtete er, seine Beine würden ihn nicht tragen, und er stützte sich schwer auf die Kante des Tischs. Er war unfähig, einen Gedanken zu fassen, starrte nur auf Craddoc. Der Mann, den er als Fremden kennengelernt hatte, erschien ihm noch fremder. Tarans Lippen bewegten sich lautlos und formten endlich einzelne Worte. Seine Stimme klang ihm fremd in den Ohren. »Du sagst«, flüsterte er, »du sagst, du bist mein Vater?«
    »Das Versprechen wurde gehalten«, antwortete Craddoc leise. »Mein Sohn ist zurückgekehrt.«

Das Ende des Sommers
    ie Morgendämmerung war nicht mehr fern. Das Feuer auf dem Herd war längst niedergebrannt. Taran stand leise auf. Er hatte unruhig geschlafen. Der Kopf schwirrte ihm, und er hatte Mühe, seine Gedanken zu ordnen: Fflewddurs überraschter Aufschrei. Gurgis freudiges Gekläff. Craddocs väterliche Umarmung für einen Sohn, den er kaum gesehen hatte, und Tarans verwirrte Umarmung für einen Vater, den er nie gekannt hatte. Fflewddur sang und spielte. Seine Stimme war nie besser gewesen, und die Hütte des Hirten hatte gewiss noch nie so viel laute Fröhlichkeit erlebt. Aber Taran und Craddoc waren eher still gewesen, als ob sie sich bemühten, die Gedanken des anderen zu spüren. Endlich waren alle eingeschlafen.
    Taran ging zur Tür. Die Schafe schliefen. Die Luft war schneidend kalt. Wie ein silbernes Netz lag der Tau auf der kargen Weide, und die Steine blitzten wie Sterne, die zur Erde gefallen waren. Taran fröstelte und zog den Mantel enger um sich. Er stand bereits eine Weile vor der Tür, bevor er merkte, dass er nicht allein war. Fflewddur hatte sich zu ihm gesellt. »Konntest nicht schlafen, he?«, sagte er heiter. »Ich auch nicht. Zu aufgeregt. Ich habe meine Augen keine drei Sekunden geschlossen – na, vielleicht doch etwas länger. Großer Belin! Das war ein Tag! Nicht jeder findet seinen verlorenen Vater mitten in einer Einöde wieder. Taran, mein Freund, deine Suche ist zu Ende. Wir haben uns die Fahrt zum See Llunet erspart – und ich sage dir, das freut mich genauso sehr. Jetzt müssen wir unsere Pläne ändern. Ich schlage vor, wir reiten nordwärts zum Feenreich, holen den guten alten Doli, und dann geht’s weiter in mein Königreich zum Feiern. Ich denke, du wirst nach Mona fahren wollen, um Eilonwy die guten Nachrichten zu bringen. So soll es sein! Nun ist deine Suche vorüber, du bist frei wie ein Vogel!«
    »Frei wie ein Adler im Käfig, zu dem mich Morda machen wollte!«, rief Taran. »Dieses Tal wird Craddoc vernichten, wenn er allein hier bleibt, und sei es

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