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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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den Dornen verfangen und blökte und zappelte verzweifelt, als es die Riesenkatze bemerkte. Fflewddur lockte die Katze mit ein paar Tönen seiner Harfe von den Büschen fort, und Taran sprang schnell vom Pferd. Mit Gurgis Hilfe bog er die Zweige zur Seite und befreite das verschreckte Geschöpf.
    »Das arme Tierchen hat sich verirrt. Aber wo mag es herkommen?«, überlegte Taran. »Ich habe keinen Bauernhof in der Nähe gesehen.«
    »Nun, ich vermute, es kennt seinen Stall besser als wir«, antwortete Fflewddur, während Gurgi das Tier betrachtete und ihm den wolligen Kopf tätschelte. »Wir sollten es einfach gehen lassen. Es wird seinen Weg allein finden.«
    »Das Lamm gehört mir«, rief eine strenge Stimme.
    Überrascht wandte sich Taran um. Ein großer, breitschultriger Mann kletterte mühsam den felsigen Abhang herab. Bart und Haare waren angegraut, seine breite Stirn war narbenbedeckt, und seine dunklen Augen beobachteten die Gefährten scharf. Bis auf ein langes Jagdmesser war er unbewaffnet. Er trug das grobe Gewand des Hirten. Den Mantel hatte er zusammengerollt um die Schulter gezogen, die Jacke war an den Kanten ausgefranst, verschmutzt und schäbig. Was Taran zunächst für einen Hirtenstab gehalten hatte, erwies sich bei näherem Zusehen als eine roh gearbeitete Krücke. Das rechte Bein des Mannes war gelähmt.
    »Das Lamm gehört mir«, wiederholte der Hirte.
    »Nun, dann hast du ein Recht darauf«, antwortete Taran und übergab ihm das Tier.
    Das Lamm hörte auf kläglich zu blöken und schmiegte sich eng an die Schulter des Mannes. Dieser sah Taran etwas erstaunt an, als habe er tatsächlich erwartet, um den Besitz des verirrten Tieres kämpfen zu müssen. »Ich danke euch«, sagte er nach einer kleinen Pause, dann fügte er hinzu: »Ich bin Craddoc, Sohn des Custennin.«
    »Sehr erfreut«, sagte Taran, »und nun leb wohl. Dein Lamm ist in Sicherheit, und wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
    Craddocs Hand krallte sich um den Knauf seiner Krücke. Dann drehte er sich um und begann den Abhang wieder hinaufzusteigen. Er hatte erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als er ausglitt, den Halt verlor und auf ein Knie fiel. Taran lief zu ihm, um ihm zu helfen.
    »Wenn der Weg zu deiner Hürde so beschwerlich ist wie der, den wir gegangen sind«, sagte Taran, »dann wollen wir dich begleiten.«
    »Nicht nötig«, entgegnete barsch der Hirte. »Haltet ihr mich für einen solchen Krüppel, dass ich mir Kraft von anderen borgen muss?« Als er sah, dass Taran noch immer seine Hand zur Hilfe anbot, wurde sein Ausdruck weniger abweisend. »Vergib mir«, sagte er. »Du hast in guter Absicht gesprochen, und ich habe deine Worte falsch aufgefasst. Ich bin nicht an Gesellschaft gewöhnt. Ihr habt mir einen Dienst erwiesen«, fuhr er fort, als Taran ihm aufhalf. »Nun tut mir noch einen zweiten Gefallen. Nehmt meine Gastfreundschaft an.« Er lächelte. »Es ist allerdings nur ein geringer Lohn dafür, dass ihr mein Lamm gerettet habt.«
    Fflewddur führte die Pferde, und Gurgi war überglücklich, dass er das Lämmchen auf den Armen tragen durfte. Taran ging neben dem Hirten, der sich nun, obwohl er anfangs gezögert hatte, auf Tarans Schulter stützte. Der Pfad wurde immer steiler, wand sich langsam aufwärts und fiel schließlich in ein tiefes Tal ab. Das Gehöft bestand aus einer einzigen wackeligen Hütte, deren Wände aus Feldsteinen teilweise eingestürzt waren. Ein halbes Dutzend schlecht geschorener Schafe graste auf der spärlichen Weide. Ein verrosteter Pflug, eine Hacke mit zerbrochenem Stiel und ein paar andere Werkzeuge lagen in einem Schuppen, dessen Tür kein Schloss hatte. Eingeschlossen von hohen Berggipfeln, umgeben von Dornengestrüpp und Büschen, stand der Hof einsam und verlassen da. Und doch machte er den Eindruck, als sei er mit dem Boden verwachsen, und glich fast einem einsamen Kämpfer, der den andrängenden Feinden Trotz bot.
    Craddoc bat die Gefährten mit einer scheuen, beinahe verlegenen Bewegung einzutreten. Im Innern war die Hütte kaum einladender als das karge Land ringsum. Es gab Anzeichen, dass Craddoc versucht hatte die Feuerstelle und den geborstenen Herd zu reparieren, das Dach auszubessern und die Risse in der Wand zu flicken, aber er hatte die Arbeit nie vollendet. Ein Spinnrad in der Ecke wies auf die Anwesenheit einer Frau hin, doch musste das bereits vor langer Zeit gewesen sein.
    »Mein Freund«, Fflewddur setzte sich an den schmalen Tisch. »Du bist mutig, in dieser

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