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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Nacht jedoch hatte die Strömung das mehr als wettgemacht: Ein großer Sack Weizen hatte sich in einem Haufen abgebrochener Äste verfangen und war auf ihnen wie auf einem Floß ganz trocken den Fluss hinuntergetrieben. Goewin holte unverzüglich eine große steinerne Handmühle und verrieb das Getreide zu Mehl. Alle halfen, die Kinder und sogar Llonio selbst. Taran bot freiwillig seine Hilfe an, obgleich er die Mühle schwer und unhandlich fand. Auch Gurgi half.
    »Oh, mühsames Mahlen«, schrie dieser. »Gurgis arme Finger sind voll von Schmerzen, die Arme angestrengt und arg verrenkt!« Trotzdem arbeitete er weiter.
    Sie hatten reichlich Mehl gemahlen, und ein weiterer Tag war verstrichen. Wieder drängte Llonio die Fremden, seine Gastfreundschaft anzunehmen. Taran lehnte die Einladung nicht ab, und als er sich neben dem Feuer ausstreckte, gestand er sich ein, dass er insgeheim auf dieses Angebot Llonios gehofft hatte.
    In den nächsten Tagen war es Taran so leicht ums Herz wie nie zuvor, seitdem er sich entschlossen hatte, die Suche abzubrechen. Die Kinder waren anfangs schüchtern gewesen, genau wie er selbst auch. Nun aber hatten sie sich angefreundet. Jeden Tag begleitete er Llonio zu den Netzen, den Körben und dem Wehr. Oft kehrten sie mit leeren Händen zurück, oft aber auch beladen mit allen möglichen Dingen, die Wind oder Strömung herangetragen hatten. Zunächst war ihm der ganze Kram völlig wertlos erschienen, aber Llonio hatte nahezu für alles eine Verwendung: Aus einem Wagenrad wurde ein Spinnrad, Teile eines Zügels ergaben Gürtel für die Kinder, aus einer Satteltasche wurden Stiefel. Sehr bald musste Taran zugeben, dass es kaum etwas gab, was die Familie benötigte, das nicht früher oder später zufällig auftauchte. Und es gab nichts – sei es ein Ei, ein Pilz, eine Handvoll Federn, zart wie Farnkraut –, was nicht als Kostbarkeit aufbewahrt wurde.
    »Eigentlich«, sagte Taran zu Gurgi, »ist Llonio reicher, als Fürst Gast es jemals sein wird. Und nicht nur das, er ist der glücklichste Mensch in ganz Prydain! Ich beneide niemanden um seine Reichtümer«, Taran seufzte und schüttelte den Kopf, »aber ich wünschte, ich hätte Llonios Glück.« Das sagte er auch zu Llonio.
    Dieser grinste nur und blinzelte ihm zu.
    »Glück, Wanderer? Eines Tages, wenn du glücklich bist, dann will ich dir mein Geheimnis verraten.« Mehr wollte er nicht sagen.
    Taran hatte sich überlegt, dass fast alles, was Llonio gefunden hatte, auf irgendeine Weise verwendet worden war, außer dem flachen Stein im Schuppen. »Ich frage mich«, sagte er deshalb zu Llonio, »ich frage mich, ob er zum Getreidemahlen nicht besser taugen würde als die alte Handmühle …«
    »Natürlich!« Llonio war begeistert. »Wenn du meinst, es wird gehen, dann versuch es doch.«
    Taran beschäftigte sich in Gedanken noch immer mit seinem Plan und streifte dabei ziellos durch den Wald. Da stieß er plötzlich auf einen zweiten Stein von gleicher Größe wie der erste. »Das ist ein Glücksfall«, lachte er, als Llonio ihm half, den Stein nach Hause zu schleppen.
    Llonio grinste. »Das ist es wirklich.«
    In den folgenden Tagen arbeitete Taran unermüdlich, und Gurgi half ihm eifrig. In einer Ecke des Schuppens legte er den ersten Stein auf den Boden, den anderen darüber. In diesen bohrte er mühsam ein Loch und befestigte darin mit Hilfe eines alten Zaumzeugs eine lange Stange, die durch die Öffnung in der Decke weit über das Dach hinausragte. Am oberen Teil der Stange brachte er Holzrahmen an, die er mit großen, viereckigen Stoffstücken bespannte.
    »Aber das ist keine Mühle«, schrie Gurgi. »Das ist ein Schiff, mit dem man fährt und Flüsse überquert. Aber es ist auch kein Schiff, nur ein Mast mit Segeln!«
    »Wir werden sehen«, antwortete Taran und rief Llonio herbei, damit er sein Werk begutachtete.
    Einen Augenblick lang starrte die Familie verblüfft auf Tarans sonderbare Konstruktion. Plötzlich aber kam Wind auf und blähte die Segel. Die Stange erbebte und kreischte, und Taran befürchtete schon, sein ganzes Werk würde zusammenstürzen. Da aber begann sich die Stange zu drehen, langsam zuerst, dann immer schneller und schneller, während im Schuppen der obere Stein munter herumwirbelte. Goewin füllte Getreide in Tarans handgefertigte Mühle, und in kürzester Zeit waren die Körner zerrieben – viel feiner als je zuvor in der alten Handmühle. Die Kinder klatschten in die Hände und schrien vor Vergnügen. Gurgi

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