Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Waffe, Meister Schmied!«, schrie er. »So schön wie die, die ich früher trug!«
»Wie?«, rief Hevydd. »Hast du deine Arbeit so gut gemacht? Würdest du dein Leben dieser Klinge anvertrauen, ohne sie erprobt zu haben?« Er deutete auf einen Holzklotz, der in der Ecke lag. »Schlag kräftig zu«, befahl er. »Die flache Seite, die Schneide und die Spitze.«
Stolz hob Taran das Schwert und ließ es auf den Klotz niedersausen. Die Waffe erzitterte von der Wucht des Hiebes, ein scharfes Krachen, ein Klirren traf sein Ohr. Die Waffe zersprang, und die Trümmer flogen in alle Richtungen. Taran schrie auf. Er hätte heulen können. Ungläubig starrte er das abgebrochene Heft an, das er noch immer umklammert hielt.
»Na, siehst du!«, schrie der Schmied. Tarans jämmerlicher Gesichtsausdruck beeindruckte ihn nicht. »Hast du wirklich geglaubt, du würdest auf Anhieb eine brauchbare Klinge fertigbringen?« Er lachte laut und schüttelte den Kopf.
»Was soll ich denn tun?«, schrie Taran entsetzt über Hevydds Worte.
»Tun?«, gab der Schmied zurück. »Was denn sonst, als noch mal von vorn anfangen?«
Und das taten sie auch. Diesmal aber erfüllte Taran nicht mehr freudige Erregung. Er arbeitete grimmig und verbissen und mutlos. Hevydd befahl ihm, zwei weitere Klingen wegzuwerfen, noch bevor sie fertig waren, da er sie für brüchig hielt. Der Geruch nach heißem Metall drang ihm in die Nase und haftete selbst den Speisen an, die er hastig hinunterschlang. Die Dampfwolken aus dem großen Wasserbottich, der zum Abkühlen diente, drohten ihn zu ersticken, als ob er kochendheißen Nebel einatmete. Der ständige Lärm betäubte ihn, bis er glaubte, er selbst und nicht die Klinge läge unter dem Hammer.
Das nächste Schwert, das er schmiedete, schien ihm hässlich, uneben und rissig, ohne Proportionen. Und auch dieses hätte er weggeworfen, wenn ihm der Schmied nicht befohlen hätte, weiterzuarbeiten.
»Es kann ganz gut werden«, sagte Hevydd zuversichtlich.
Taran warf ihm einen zweifelnden Blick zu und nahm das Schwert. Mit aller Kraft versuchte er die Klinge auf dem Holzblock zu zerschmettern. Das Metall klang wie eine Glocke, und der Klotz zersprang in zwei Teile.
»Siehst du«, sagte Hevydd ruhig, »das ist eine Klinge, die es wert ist, dass man sie trägt.«
Dann schlug er in die Hände und packte Taran am Arm. »Du hast also doch Kraft in diesen Hühnerflügeln. Du hast dich bewährt wie deine Klinge. Bleib hier, Junge, und ich werde dich alles lehren, was ich selbst weiß.«
Taran schwieg eine Weile und betrachtete nicht ohne Stolz sein Schwert. »Ich habe bei dir schon viel gelernt«, sagte er endlich, »wenn ich auch das verloren habe, was ich zu erreichen hoffte: Ich hatte gehofft, ich wäre wirklich ein Schwertschmied. Aber ich habe gelernt, dass ich es nicht bin.«
»Wieso?«, schrie Hevydd. »Du hast das Zeug zu einem tüchtigen Schmied, so tüchtig wie nur irgendeiner in Prydain.«
»Der Gedanke, dass das stimmen könnte, freut mich«, antwortete Taran. »Aber ich weiß sehr gut, dass ich nicht deine Kunstfertigkeit besitze. Ein innerer Zwang hat mich vom Ufer des Kleinen Avren fortgetrieben, und er treibt mich auch jetzt. So muss ich wieder reisen, auch wenn ich gern bleiben würde.«
Der Schmied nickte. »Du hast den richtigen Namen, Wanderer. So sei es. Ich dränge niemanden gegen seine innerste Überzeugung zu handeln. Nimm das Schwert als Zeichen der Freundschaft. Es gehört dir mehr als irgendeinem anderen, denn du hast es mit eigener Hand geschmiedet.«
»Es ist keine Waffe für einen Edelmann, deshalb passt sie zu mir um so besser«, lachte Taran und betrachtete das plumpe Schwert. »Ein Glück, dass ich nicht ein Dutzend vorher machen musste.«
»Glück?«, brummte Hevydd, als Taran und Gurgi sich verabschiedeten. »Durchaus nicht! Eher Arbeit als Glück. Das Leben ist eine Esse, sage ich dir! Sei auf Schläge gefasst, fürchte nicht die Prüfungen, dann wirst du Amboss und Hammer standhalten.«
Hevydd der Schmied winkte den Gefährten zum Abschied mit seiner rußigen Hand. Die beiden aber ritten das fruchtbare Tal des Großen Avren entlang nach Norden. Nach einem angenehmen Ritt von einigen Tagen durch eine anmutige Landschaft kamen sie an die Grenze des Commots Gwenith. Hier begann es plötzlich in Strömen zu regnen, und sie ritten im Galopp auf die erstbeste Hütte zu, die sie finden konnten. Eigentlich war es eine Ansammlung von Hütten, Ställen, Hühnerverschlägen und
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