Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
und bearbeitete es so schnell, dass Taran kaum dem Schwung von Hevydds muskulösem Arm folgen konnte. Und plötzlich erkannte er am Ende der Eisenstange eine Weißdornblüte, vollkommen in jeder Einzelheit.
Erstaunt und bewundernd sah Taran zu. »Nie habe ich eine so kunstvolle Arbeit gesehen.«
»Und du wirst sie auch nirgends wieder sehen«, sagte Hevydd und verbarg nur mühsam sein stolzes Lächeln. »Aber was hast du mir erzählt? Du weißt, wie man Metall formt? Nicht viele besitzen diese Kenntnisse. Und nicht einmal ich kenne alle Geheimnisse dieser Kunst.« Zornig schüttelte er den Borstenkopf. »Die tiefsten Geheimnisse? Sie liegen verborgen in Annuvin, geraubt von Arawn Todesfürst. Sie sind verloren, für Prydain auf immer verloren. Aber hier, nimm das!«, befahl der Schmied und drückte Taran Hammer und Zange in die Hand. »Schlag das Stück wieder so glatt, wie es war. Aber schnell, bevor es abkühlt. Zeig mir, ob du Kraft hast in deinen Hühnerflügelchen.«
Taran trat zum Amboss und tat sein Bestes, so wie Coll es ihn vor langer Zeit gelehrt hatte, um das rasch abkühlende Eisen wieder gerade zu hämmern. Der Schmied verschränkte die gewaltigen Arme und sah ihm mit kritischen Blicken eine Zeit lang zu. Dann brach er in lautes Gelächter aus.
»Genug, genug!«, schrie er. »Du sprichst die Wahrheit: Von der Kunst weißt du tatsächlich wenig. Und doch«, fügte er hinzu und rieb sich das Kinn mit einem zerschmetterten Daumen, der fast so dick wie eine Faust war, »und doch hast du wenigstens ein Gefühl dafür.« Er sah Taran scharf an. »Aber hast du auch Mut, ganz nahe am Feuer zu stehen? Das heiße Eisen nur mit Hammer und Zange anzugehen?«
»Lehre mich dein Handwerk«, entgegnete Taran. »Mut brauchst du mich nicht zu lehren.«
»Ein kühnes Wort!«, schrie Hevydd und schlug Taran auf die Schulter. »Ich werde dich in meinem Feuer formen! Zeig mir, dass du etwas taugst, und ich schwöre, ich werde einen Schmied aus dir machen. Nun, für den Anfang …« Sein Auge fiel auf Tarans leere Scheide. »Mir scheint, du hast einmal ein Schwert getragen.«
»Früher einmal«, antwortete Taran. »Aber es ist schon lange verloren, und jetzt reite ich unbewaffnet.«
»Dann wirst du dir ein Schwert schmieden«, befahl Hevydd. »Und wenn du das geschafft hast, dann kannst du mir sagen, was schwerer ist, mit dem Schwert zu schlagen oder mit dem Hammer!« Die Antwort darauf lernte Taran bald.
Die nächsten Tage waren die mühevollsten, die Taran je erlebt hatte. Zuerst dachte er, der Schmied werde ihm die Bearbeitung einer der vielen Stangen auftragen, die schon in der Esse lagen. Aber Hevydd hatte durchaus nicht die Absicht. »Was? Eine Arbeit anfangen, die schon halb getan ist?«, schnaubte er. »Nein, nein, mein Junge. Du wirst ein Schwert schmieden, von Anfang bis zu Ende.«
So war die erste Arbeit, die Taran übertragen bekam, Brennholz für den Ofen zu sammeln. Von Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung schürte er das Feuer, bis er den Schmelzofen für ein brüllendes, flammenzüngiges Ungeheuer ansah, das nie satt werden würde. Dann aber begann die eigentliche Arbeit. Hevydd wies ihn an, nach Erz zu schürfen und das Metall herauszuschmelzen. Als dann die Eisenbarren gegossen wurden, war Taran an Gesicht und Armen versengt und geschwärzt, und seine Hände waren mit Blasen übersät. Der Rücken schmerzte ihn, die Ohren dröhnten vom Getöse der Schmiede und von der polternden Stimme Hevydds, der ihm Befehle und Anweisungen zubrüllte. Gurgi hatte angeboten, den Blasebalg zu treten. Er wich nicht von seinem Platz, auch wenn Wolken von Funken emporstoben und in sein zottiges Haar fielen, es stückweise absengten, bis er schließlich aussah, als habe ihn ein Vogelschwarm gerupft, um Nester zu bauen.
»Das Leben ist eine Esse!«, schrie der Schmied, als Taran schweißüberströmt die Eisenstange bearbeitete. »Ja, und zugleich Hammer und Amboss! Du wirst geröstet, umgeschmolzen, geschlagen, und du weißt kaum, wie dir geschieht. Aber halte dich tapfer! Erz ist wertlos, ehe es nicht geformt ist.«
Obwohl Taran so müde war, dass er am Ende eines Tages dankbar auf sein Strohlager fiel, begann sein Herz doch rascher zu schlagen und sein Mut zu wachsen, als die Klinge allmählich Gestalt gewann. Der Hammer schien mit jedem Schlag schwerer zu wiegen. Endlich aber warf er ihn mit einem Freudenruf auf den Boden und hob das fertige Schwert empor, das hell im Feuerschein der Esse leuchtete.
»Eine schöne
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