Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
kläffte überrascht, und Llonio lachte, bis ihm die Tränen herabkollerten.
»Wanderer«, schrie er, »du hast aus wenig viel gemacht und hast es besser gemacht, als ich es vermocht hätte!«
In den nächsten Tagen wurde nicht nur das Getreide gemahlen, um den täglichen Bedarf der Familie zu decken, sondern auch – und das war wiederum Tarans Idee – die Werkzeuge Llonios geschärft. Wenn Taran sein Werk betrachtete, fühlte er zum ersten Mal, seit er Craddocs Tal verlassen hatte, eine Spur von Stolz. Gleichzeitig aber empfand er eine unerklärliche Ratlosigkeit.
»Eigentlich«, sagte er zu Gurgi, »könnte ich mich überglücklich preisen, dürfte ich hier mein ganzes Leben verbringen. Ich habe Frieden und Freundschaft gefunden, sogar eine Art Hoffnung. Und sie tut meinem Herzen gut wie Balsam einer Wunde.« Er zögerte. »Und doch ist Llonios Lebensweise nicht die meine. Etwas in mir treibt mich, nach mehr zu streben, als der Kleine Avren mir bietet. Was ich will, das weiß ich nicht. Aber ich weiß sicher, dass es nicht hier zu finden ist.« Dann sprach er mit Llonio, dass er sich wieder auf den Weg machen müsse. Diesmal drängte ihn Llonio nicht zu bleiben, denn er fühlte, dass der Entschluss unumstößlich feststand.
»Du hast mir bis heute nicht das Geheimnis deines Glücks verraten«, sagte Taran, als er sich auf Melynlas schwang.
»Geheimnis?«, entgegnete Llonio. »Hast du es denn nicht längst erraten? Nun, mein Glück ist nicht größer als deines oder eines anderen Menschen. Du brauchst nur die Augen offen zu halten, damit du es erkennst, wenn es kommt, und du musst deinen Verstand gebrauchen, damit du nutzen kannst, was du in Händen hältst.«
Taran und Gurgi verließen das Ufer des Kleinen Avren. Als sie sich umwandten, um ein letztes Lebewohl zu winken, hörten sie Llonio rufen: »Vertrau deinem Glück, Taran. Vergiss aber nicht, deine Netze auszuspannen!«
Die Freien Commots
om Kleinen Avren aus ritten sie ohne Eile ostwärts, hielten an, wo es ihnen gefiel, schliefen unter freiem Himmel oder suchten Unterkunft bei einem der zahlreichen Gehöfte in den üppigen grünen Tälern. Es war das Land der Freien Commots. Die Bauernhäuser waren zu großzügig angelegten Ortschaften verbunden, und sorgfältig bestellte Felder und Weiden umgaben sie. Die Leute waren freundlich und gastfrei. Und obwohl sich Taran nur als »der Wanderer« ausgab, achteten sie seine Zurückhaltung und fragten nicht nach seiner Herkunft, seinem Woher und Wohin.
Taran und Gurgi hatten gerade das Gebiet des Commots Cenarth betreten, als Taran Melynlas zu einem lang gestreckten, niedrigen Gebäude lenkte, aus dem Hammerschläge klangen. Drinnen fand er den Schmied, einen Mann mit breiter Brust, einem Lederschurz, schwarzem Bart und dichtem, schwarzem Haar, widerspenstig wie eine Bürste. Seine Wimpern waren versengt, sein Gesicht rußbedeckt. Funken regneten auf seine bloßen Schultern, doch er beachtete sie nicht mehr, als wären es Glühwürmchen. Mit einer Stimme, die polterte wie Steine auf einem Bronzeschild, sang er lauthals ein Lied zum Takt seiner Hammerschläge, sodass Taran glaubte, seine Lungen müssten aus Leder sein wie der Blasebalg. Während Gurgi vorsichtig vor dem Funkenregen zurückwich, rief Taran einen Gruß, konnte jedoch nur mit Mühe den Lärm übertönen.
»Meister Schmied«, sagte er nochmals und verbeugte sich, als ihn der Mann endlich gewahrte und den Hammer sinken ließ, »ich heiße Taran der Wanderer und suche Arbeit. Ich verstehe ein wenig von deiner Kunst und bitte dich, mich noch mehr zu lehren. Ich habe weder Gold noch Silber, um dich zu bezahlen, aber gib mir irgendeine Arbeit, und ich will sie gerne tun.«
»Fort mit dir!«, rief der Schmied. »Arbeit habe ich im Überfluss, aber keine Zeit, anderen zu zeigen, wie man sie erledigt.«
»Fehlt’s dir nur an Zeit?« Taran blickte den Schmied listig an. »Ich habe sagen hören, dass man ein wahrhaftiger Meister in seiner Kunst sein muss, wenn man lehren will.«
»Halt!«, brüllte der Schmied, als Taran sich zum Gehen wandte, und fasste seinen Hammer, als wollte er ihn Taran an den Kopf werfen. »Du zweifelst an meiner Kunst? Ich habe schon manchen Mann aus geringerem Anlass auf meinem Amboss flach gehämmert. Kunstfertigkeit? In allen Freien Commots hat niemand größere Kunstfertigkeit als Hevydd Sohn des Hirwas!« Der Schmied packte eine Zange, zog ein Stück rot glühendes Eisen aus dem brüllenden Feuer, warf es auf den Amboss
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