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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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müsste.«
    Tarans Zuversicht wuchs, als ob er eine Weinschale geformt hätte, schöner als jene von Fürst Gast. Aber seine Freude wich bald einer tiefen Mutlosigkeit. Den ganzen Herbst hindurch arbeitete Taran, doch zu seiner wachsenden Bestürzung stellte ihn kein einziges Gefäß zufrieden, entsprach kein einziges seinen Erwartungen, obwohl er sich redlich gemüht hatte.
    »Was fehlt mir denn?«, fragte er Annlaw verzweifelt. »Ich konnte ein Schwert schmieden und einen Mantel weben, und beides gelang. Aber das, was ich erreichen will, bleibt mir versagt. Warum bleibt mir die Kunst, die ich vor allen anderen beherrschen möchte, unerreichbar? Wird diese Gabe mir verweigert?« Er senkte den Kopf, und das Herz erstarrte ihm bei seinen Worten, denn er wusste, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Annlaw widersprach nicht und blickte ihn lange traurig an. »Warum?«, flüsterte Taran. »Warum ist das so?«
    »Eine schwierige Frage«, erwiderte Annlaw schließlich. Er legte die Hand auf Tarans Schulter. »Kein Mensch kann sie wirklich beantworten. Es gibt eben Menschen, die ein Leben lang streben und sich abmühen, um am Ende einzusehen, dass es vergebens war. Und es gibt andere, die diese Gabe in sich hatten, ohne es je zu ahnen. Es gibt Menschen, die den Mut zu schnell verloren, und andere, die nie hätten anfangen sollen. Sei froh«, fuhr der Töpfer fort, »dass du es jetzt eingesehen hast und nicht deine Jahre mit leeren Hoffnungen vergeudest. Das wenigstens hast du gelernt, und keine Erfahrung ist vergebens.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Taran. Trauer und Bitterkeit wie einst im Tal bei Craddoc übermannten ihn.
    »Man kann auch anders glücklich werden«, erwiderte Annlaw. »Du bist in Merin glücklich gewesen und kannst es auch bleiben. Es gibt genug Arbeit für dich. Als Freund kannst du mir willkommene Hilfe leisten. Sieh her«, sprach er ermunternd weiter, »morgen wollte ich meine Ware nach dem Commot Isav senden. Aber eine Tagesreise ist lang für einen Mann in meinem Alter. Willst du mir nicht als Freund die Last abnehmen?«
    Taran nickte. »Ich werde deine Ware nach Isav bringen.«
    Er wandte sich ab und wusste, dass das Glück, das er sich erwartet hatte, zerbrochen war wie ein rissiges Gefäß, das im Ofen zerbirst.

Die Wegelagerer
    m nächsten Morgen belud Taran, wie versprochen, Melynlas und das Pony mit der Töpferware und brach mit Gurgi zum Commot Isav auf. Er wusste, Annlaw hätte ebenso leicht die Commot-Leute benachrichtigen können, damit sie ihre Ware abholten. »Das tue ich nicht für ihn, sondern er tut es für mich«, sagte er zu Gurgi. »Ich glaube, er will mir Zeit geben, über mich nachzudenken. Aber«, fügte er traurig hinzu, »ich habe noch keinen Ausweg gefunden. Gerne würde ich in Merin bleiben, doch was soll mich hier halten? Ich ehre Annlaw als meinen Freund und als Meister in seiner Kunst. Aber seine Kunst wird nie die meine sein.«
    Mit diesen Worten und ähnlichen Gedanken und Sorgen im Herzen erreichte Taran noch lange vor der Abenddämmerung Isav. Er war der kleinste Commot, den er kannte: weniger als ein halbes Dutzend Gehöfte und ein bescheidener Weidegrund für ein paar Schafe und Rinder. An der Hürde hatten sich einige Leute versammelt. Als Taran näher kam, sah er, dass sie ihm ernst und grimmig entgegenblickten. Etwas überrascht über diesen Empfang nannte er seinen Namen und sagte, dass er ihnen die Töpferwaren von Annlaw brächte.
    »Seid gegrüßt«, erwiderte ein Mann, der sich Drudwas Sohn von Pebyr nannte. »Und – lebt wohl«, fügte er hinzu. »Wir danken Annlaw und euch. Wenn ihr aber bleibt, um unsere Gastfreundschaft zu genießen, dann kann es sein, dass ihr stattdessen euer Blut vergießt. Räuber streifen in den Bergen umher«, fuhr Drudwas rasch fort, als er Tarans fragenden Blick bemerkte, »eine Bande, ungefähr ein Dutzend. Wir haben erfahren, dass sie schon zwei andere Commots überfallen haben. Sie begnügen sich nicht mit einem Schaf oder einer Kuh für ihren eigenen Bedarf, sondern schlachten die ganze Herde nur so zum Spaß ab. Vorhin sah ich Reiter jenseits des Hügels. An der Spitze ritt ein gelbhaariger Bursche auf einem fuchsroten Gaul.«
    »Dorath!«, schrie Taran.
    »Wie?«, fragte einer von den Commot-Leuten. »Du kennst diese Bande?«
    »Wenn es die Schar Doraths ist, dann kenne ich sie allerdings«, antwortete Taran. »Sie sind käuflich, aber wenn keiner sie anwirbt, töten sie eben auf eigene Rechnung, so wie ich sie

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